Nachdem wir uns in die Tempelstadt Bagan verliebt hatten und schweren Herzens Abschied nahmen, stürzten wir uns direkt in das nächste Abenteuer. Auf der Suche nach weiteren schönen Orten und Erlebnissen in Myanmar, lasen wir von einer Trekkingtour zum Inle See… und da der See ohnehin Teil unserer Reiseroute sein sollte – warum eigentlich nicht dahin laufen…? Der Inle See ist der zweitgrößte See des Landes und liegt im Zentrum Myanmars, inmitten der Shan-Hügel, ungefähr 880 Meter über dem Meeresspiegel. Er hat eine Fläche von circa 115 Quadratkilometern und eine mittlere Tiefe von gerade einmal 1,50 Meter. Genug Wasser für die berühmten, einbeinig rudernden Fischer und ein weiteres „Muss“ für jeden, der dieses Land besucht. Also warum den einfachen Weg wählen und direkt zum See fahren, wenn man auch dahin laufen kann? …Wir2Weltenbummler eben… 🙂

Startpunkt war das 50 Kilometer entfernte Örtchen Kalaw. Geplant hatten wir zwei Tage wandern mit einer Übernachtung im Kloster. Es hätte auch die Option drei Tage/ zwei Nächte gegeben aber wie ihr wisst, sind wir aufgrund diverser Erfahrungen etwas vorsichtig geworden – also reichte uns dieses Mal eine einzige abenteuerliche Nacht ohne Bett und waschen und ähnlichen nebensächlichen Dingen. Wir verbrachten also die nächsten 30 Stunden zusammen mit unserem Guide Julie, einem weiteren Deutschen, Thomas, und zwei israelischen Mädchen, Thalia und Nitsan. Angenehmer hätte unsere kleine Gruppe tatsächlich nicht sein können. Julie war eine typische Birmesin, bescheiden, schüchtern und sehr angenehm in ihrem Wesen. Auch unser deutscher Freund, obwohl wir „Landsleute“ im Urlaub ungefähr so mögen wie juckende Moskitostiche, war eine gute Reisebegleitung. Und die zwei Israelis faszinierten uns sowieso von Anfang an. Nicht nur, weil uns das Land damals schon komplett begeisterte, sondern weil hinter den jungen Jüdinnen einfach so viel spannende Geschichte steht. Nitsan, zum Beispiel, besitzt deutsche, britische und marokkanische Vorfahren, hat gerade ihren zweijährigen Militärdienst hinter sich gebracht (welchen übrigens jeder Israeli machen muss!) und möchte jetzt erst einmal vier Monate durch die Welt reisen. Habt ihr gewusst, dass israelische Staatsangehörige auch heute noch nicht in das muslimische Indonesien einreisen dürfen??? Wir schreiben das Jahr 2018! Das ist doch echt verrückt oder? In solchen Momenten halten wir uns gern vor Augen, wie glücklich wir als Deutsche eigentlich sein können. Wir haben alle Freiheiten und können immer reisen… wann und wohin wir wollen, brauchen teilweise nicht einmal ein Visum und sind nahezu überall herzlich willkommen…

Zu schade, dass wir das alles in unserem Wohlstand, unserer Selbstverständlichkeit und unter unserer Käseglocke so oft vergessen…

Aber zurück zur Trekkingtour 🙂 …die nämlich wirklich mega schön und entspannt war. Während der ersten Stunden liefen wir größtenteils durch Chili-, Auberginen- und Knoblauchplantagen.

Knoblauchanbau – Myanmar Style

Hier, im Hinterland ist unsere gesuchte Ursprünglichkeit zu Hause. Die Menschen bewirtschaften ihre Felder und verarbeiten alle Rohstoffe per Hand. Das alles zu sehen und zu erleben ist wirklich verrückt! Wir können uns nicht einmal ansatzweise in diese Lebensweise hinein versetzen… wahrscheinlich hätten wir dann 200 Jahre eher leben müssen. Was für uns unvorstellbar ist, machen diese Menschen hier noch mit voller Überzeugung! Manchmal fragen wir uns, ob sie sich annähernd vorstellen können, wie ein normaler Europäer überhaupt lebt…? Im nächsten Moment sagen wir uns aber… vielleicht ist es doch besser, wenn sie von all‘ dem KEINEN BLASSEN SCHIMMER haben! Wir haben das Gefühl, dass es den Menschen hier gut geht. Ausnahmslos jeder begegnet uns mit einem Lächeln… Es ist alles gut so wie es ist!

Büffel – Badetag!

Beim wandern durch die schönsten Berglandschaften Myanmars wird nach und nach jeder in unserer kleinen Gruppe immer stiller, sodass unsere Tour schon fast meditative Wirkung hat… wir laufen alle hintereinander über die schmalen Wege und Pfade, jeder ist mit sich selbst beschäftigt, denkt wahrscheinlich über hunderte Dinge nach, macht sich Gedanken über Gott und die Welt… und manchmal lassen uns die an den Rändern wachsenden Weihnachtssterne (die übrigens natürlicherweise an riesigen Sträuchern und Bäumen wachsen) sogar ein wenig an die heimische Weihnachtszeit erinnern 🙂 

Gegen Abend kommen wir, gefühlt mitten im Nirgendwo des birmesischen Berglandes, an einem Kloster an. Neben ungefähr 30 Katzen lebten hier noch 12 Novizen, also kleine Jungen, welche einmal Mönche werden möchten und deren Lehrer, also die, die schon Mönche sind 🙂 

Julie führt uns durch das Nachtquartier… was bei drei wichtigen Örtlichkeiten – wir nennen sie der Einfachheit halber „Esszimmer, Schlafzimmer und Bad“ – schnell getan ist. Es ist eines der typischen Klöster Myanmars. Diese Bauten sind größtenteils aus Holz und stehen auf Stelzen. Das Erdgeschoss wird aufgrund der Temperaturen, welche hier oben mitunter bis auf den Gefrierpunkt sinken, und der ganzen kleinen Tierchen kaum genutzt. Hier spielt sich alles im Obergeschoss ab. Vorstellen muss man sich das wie einen großen, leeren Dachboden mit einer Ecke voller Buddha-Statuen. Nur dass dieser hier nicht als Abstellfläche, sondern als kompletter, vollwertiger Lebensraum genutzt wird. Die Mönche (oder die, die es einmal werden wollen) schlafen, meditieren, lernen, spielen und essen hier. Es gibt keine Möbel und es erinnert rein gar nichts an ein zu Hause, wie wir es kennen… aber das ist hier DAS WAHRE LEBEN und völlig normal! 

Glücklich ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.

Auch die Toiletten lassen wieder jedes einzelne Haar am Körper einzeln aufstellen. Wir haben ja mittlerweile gar nichts mehr gegen diese einfachen ebenerdigen Toilettenschüsseln… im Gegenteil, meist sind die sowieso hygienischer! Aber wenn wir die Schüssel vor lauter Dreck nicht mehr erkennen, der Gestank uns die Tränen in die Augen treibt und die Spinnen in diesen Buden so groß sind, dass wir selbst kaum noch rein passen… dann ist das schon sehr hart!

Stellt euch doch einfach einmal vor, ihr müsst vor dem Schlafengehen noch einmal auf die Toilette… wie es die Gewohnheit eben so mit sich bringt. Es ist stockfinster, denn Strom gibt es hier nicht und der Generator wird spätestens um 20 Uhr abgeschaltet! Also… ihr müsst noch immer dringend auf Toilette! Dann geht ihr, bewaffnet mit der Handy-Taschenlampe über den dunklen Hof, auf eines dieser Dinger da oben! Unsere Wahl fiel übrigens auf das zweite von rechts… Gerüchten zufolge sollte das „das Beste“ sein! Du gehst also rein, ignorierst mit all’ deinem Mut schon die kleinen Krabbeltiere und den Gestank, versuchst dich irgendwie so dünn es geht zu machen, um bloß die Wände nicht zu berühren, hälst die Luft an, hockst dich langsam hin, leuchtest aus purem Leichtsinn alle Ecken der Reihe nach aus und auf einmal… sitzt dort eine Spinne so groß wie dein eben benutzter Suppenteller!!! Dein Körper vergisst in dem Moment ALLE Bedürfnisse, will nur noch raus aus diesem Loch! Mit einem Puls von 300 nimmst du deine Beine in die Hand und springst! Blöd nur… wenn die so schon durch „herbe Verluste“ gestrafte Hälfte von uns während dieses Überlebenskampfes WIEDER das Telefon (wir erinnern, wir haben nach der Bootsfahrt nur noch eins!) fallen lässt und es fast im Gülleabfluss versenkt – da wird es selbst in der besten Ehe durchaus auch einmal laut! 🙂 Nach dieser Aktion blieben auf jeden Fall alle wichtigen Dinge, welche kaputt gehen könnten, bis auf weiteres in der Obhut der anderen 50 Prozent 🙂 🙂 🙂 Und wir haben uns ab diesem Zeitpunkt gegen die Nutzung der Toiletten entschieden… so ein dunkler Wald ist doch auch wunderschön 🙂

Geschlafen haben wir im übrigen in diesem Nachtlager – wie die Ölsardinen – zu fünft – in unserer kleinen Gruppe. Könntet ihr euch etwas Gemütlicheres vorstellen?

Auf jeden Fall wird diese Nacht zum 35. Geburtstag wohl immer unvergessen bleiben!

Ungewaschen, mit müden, dicken Augen, bis oben warm eingepackt und mit muffigen Decken bis zum Hals bedeckt zwischen zwei Israelis und einem Deutschen morgens im Kloster wach zu werden, ist definitiv nicht die beste Option für ausschweifende Geburtstagsglückwünsche 🙂 ABER wir können immerhin behaupten, dass es SPEZIELL war! Es ist schon eine kleine Herausforderung, nur mit Blicken zu gratulieren, jegliche körperliche Nähe zu unterdrücken und unser kleines Geheimnis für uns zu behalten. Das schien uns das einzig Angemessene in einem Kloster. Außerdem hatten wir uns versprochen, keine extra Geschenke auf Weltreise zu machen… und daran hielten wir uns auch. Immerhin beschenken wir uns seit über zwei Monaten täglich mit den tollsten Erlebnissen… und auch an diesem besonderen Tag warteten noch richtig viele wunderschöne Eindrücke auf uns…

Der Abschluss unserer Trekkingtour, eine der typischen Bootsfahrten, zeigte uns die Schönheit des Inle Sees. Nach den 35 Kilometern zu Fuß, war das wirklich das Allergrößte und wir wussten jetzt schon, dass sich der Weg gelohnt hat. Es offenbarte sich eine weitere wunderschöne Landschaft Myanmars. Wir können nur immer wieder betonen, wie toll dieses Land ist. Schwimmende Dörfer, Märkte, Gärten und diese einzigartigen Fischer machen den See zu etwas ganz Besonderem.

So verbrachten wir noch zwei weitere wunderschöne Tage in dieser Region, genossen die Zeit und hielten uns einmal wieder bewusst vor Augen, was wir eigentlich seit über zwei Monaten tun… nämlich nur das, was wir wollen und was uns gefällt! Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und muss sich den Blick erst wieder frei kämpfen! Jene Zeiten, in welchen wir vergessen wie gut es uns eigentlich geht! Komischerweise gibt es diese Phasen in allen Lebenslagen… selbst am anderen Ende der Welt. Aber nach zwei birmesischen Bier wissen auch Wir2 wieder, dass es uns richtig gut geht und dass wir uns derzeit einen Lebenstraum erfüllen! DAS IST EIN WIRKLICH TOLLES GEFÜHL 🙂

Unser romantischstes Candle-Light-Dinner aller Zeiten 🙂 08.12.2018

Es sind die kleinen Dinge, die du schätzen musst… die für jeden selbstverständlich sind. Dann wirst du glücklich sein.