Singapur – ein Staat ohne Grenzen…
Selten fiel es uns so schwer, alle Eindrücke in Worte zu fassen! Nach gut drei Monaten 150 Prozent Südostasien, stiegen wir in die Zeitkapsel und landeten nach knapp zwei Stunden in einer der modernsten, reichsten und schönsten Städte der Welt. Vom TukTuk in computergesteuerte U-Bahnen, vom Baumhaus in einen der luxuriösesten Wolkenkratzer der Welt, von Sandwegen auf achtspurige Stadtautobahnen… das müssen unsere (mittlerweile lahmen) Köpfchen erst einmal fassen, verstehen und verarbeiten!
Singapur ist ein Insel- beziehungsweise Stadtstaat. Mit einer eher geringen Fläche, ähnlich der von Hamburg, ist es das kleinste Land Südostasiens und kennt dennoch keinerlei Grenzen! Es gibt hier wahrscheinlich nichts, was es nicht gibt. Über Singapur zu schreiben ist in der Tat nicht einfach. Manchmal kommt es uns so vor, als müssten ganz neue Worte, deren Bedeutung weit über dem Superlativ liegen, erst noch erfunden werden… denn selbst die höchste Steigerungsform ist in dieser Stadt nicht genug! Dieses Fleckchen Erde scheint irgendwie perfekt zu sein… Egal ob Besucherzahlen, Sauberkeit, Sicherheit, Toleranz, Zufriedenheit der Einheimischen, Wirtschafts- und Kaufkraft… sogar die Umsätze der Casinos und die eigene Airline brechen medienwirksam alle Rekorde und befinden sich unter den TopTen-Ranglisten weltweit.
Der längste Infinity Pool, das höchste Riesenrad, das größte Aquarium, die höchste Rooftop-Bar, der längste Nonstopflug mit Singapore Airlines, einer von zwei Orten weltweit mit einem echten, innerstädtischen Regenwald, der weltgrößte vertikale Garten (Pflanzen-Fassade, entwickelt zur Einsparung von Energie- und Wasserkosten), der größte Innenwasserfall, die höchstgelegene Mikro-Brauerei… bahnbrechende Fakten und Rekorde welche uns immer wieder staunen lassen!
Sicherlich ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt… auch wenn der Stadtstaat der Inbegriff des Perfektionismus ist… und einfach JEDER von dieser Stadt begeistert ist! Singapur ist modern, es ist extrem grün, die Fünfeinhalb-Millionen-Metropole wirkt super entspannt und ist weit entfernt von dem Trubel gewöhnlicher Großstädte. Die Stadt ist ein einzigartiges Kunstwerk, erschaffen von Architekten und Städteplanern der Extraklasse. Die Kehrseite der Medaille allerdings sind exorbitant hohe Lebenshaltungskosten, Regeln und Vorschriften für alles und jeden, sowie extrem strenge Strafgesetze… deren Durchsetzung in der Praxis jedoch nur noch sporadischen Charakter besitzen und eher der bloßen Abschreckung dienen sollen… Diese Überreglementierung folgt in der Realität lediglich dem Motto: „Man könnte, wenn man wöllte“. Die Zeiten von Verhaftungen aufgrund einer Ampelüberquerung bei Rot oder das Zahlen einer Geldstrafe für das Rauchen an öffentlichen Plätzen sind wohl längst vorüber… Aber irgendwie befolgt der Großteil diese Einstellung und der mehr oder weniger ironische, doppeldeutige Satz:
„Singapore is a fine city“
hält sich noch immer hartnäckig! Da das Wörtchen „fine“ einerseits die Bedeutung „schön“ und andererseits aber auch mit „Geldstrafe“ übersetzt werden kann, beschreibt dies Singapur nach wie vor ziemlich treffend… an Verbotsschildern, Hinweisen und Verhaltensregeln spart der Stadtstaat auf jeden Fall nicht.
So ist zum Beispiel die Einfuhr von Kaugummi untersagt… es sei denn, er ist aus medizinischer Sicht notwendig. War der Verkauf von Kaugummi von 1992 bis 2004 noch komplett verboten, ist er mittlerweile zwar gestattet, jedoch noch immer stark eingeschränkt. Der Käufer muss ein Arztrezept und seinen Ausweis vorlegen. Falls der Apotheker den Namen des Käufers nicht notiert, kann er mit einer Geldstrafe von bis zu 2000 Euro rechnen.
Auch gegen Vandalismus und Graffiti können hohe Haftstrafen verhängt werden, dazu zählt auch Prügel mit dem Rohrstock. Ebenfalls hohe Geld- und Sozialarbeitsstrafen, wie zum Beispiel Reinigungsarbeiten, werden gegen Personen verhängt, die Müll, darunter auch Zigarettenkippen achtlos auf die Straße werfen. Wer in öffentliche Verkehrsmittel steigt, sollte auf Essen, Trinken und Rauchen verzichten. Denn auch dies unterliegt hohen Strafen von bis zu 3500 Euro.
Singapur ist das einzige Land der Welt, in das Zigaretten nicht zollfrei eingeführt werden dürfen. Die Geldstrafe für die Einfuhr einer Stange Zigaretten beträgt das zehnfache des Preises innerhalb Singapurs, welcher derzeit bei ca. 70 Euro liegt – folglich rund 700 Euro! Selbst wenn man eine angebrochene Schachtel dabei hat, darf diese maximal 17 Zigaretten beinhalten.
Wer sich davon nicht abschrecken lässt, sich an ein paar Regeln hält oder diese „netten Hinweise“ vor der Reise gar nicht erst durchliest und verinnerlicht, kann entspannt nach Singapur reisen und eine wahnsinnig tolle Zeit genießen 🙂 Und genau das haben wir auch getan!
Gleich zweimal hatten wir das Glück, ein Stück Heimat in dieser Megastadt empfangen zu dürfen. Durch einen tollen Abend mit Freunden, bekamen wir einen ersten Eindruck, wie wundervoll, atemberaubend und faszinierend, aber auch wie preisintensiv das „Vergnügen Singapur“ sein kann… so passiert es schon einmal, dass man im Ich-habe-Urlaub-Leichtsinn die Getränkekarte nicht richtig liest und den Preis einer Flasche Wein mit dem eines Glases verwechselt! Bis zum Zeitpunkt der Abrechnung ist man auch richtig stolz auf dieses Schnäppchen, freut sich über drei leere Flaschen und die großartige Stimmung am Tisch… UND RICHTIG GUTER HUMOR IST, wenn die Rechnung kommt, und „Mann“ sagt… „Na zum Glück haben wir das nicht eher verstanden, sonst hätten wir es doch gar nicht getrunken!“ 🙂 Wir2 danken den Einladenden von ganzen Herzen! Es war ein toller Abend!
Auf einen Abend mit Freunden folgen neun weitere unglaublich schöne Tage mit einem kleinen Teil der Familie. Voller Aufregung und Vorfreude kleben wir an der Scheibe im Ankunftsbereich des Flughafens. Natürlich fließt nach so langer Zeit das ein oder andere Tränchen! Über vier Monate sind Wir2 mittlerweile in der Welt unterwegs… in solchen Momenten sind wir einfach überwältigt und wissen um so mehr, dass unsere Heimat ZU HAUSE ist…denn dort sind die Menschen, welche unser Leben einfach lebenswert und wertvoll machen! Umso größer ist die Freude, einen kleinen Teil der Familie am anderen Ende der Welt treffen zu können und eine wundervolle gemeinsame Zeit zu erleben… ein Stück Heimat so unendlich weit weg von zu Hause 🙂
„Familie ist wie ein Baum… Die Zweige mögen in unterschiedliche Richtungen wachsen, doch die Wurzeln halten alles zusammen.“
In Singapur zu sein, heißt das Leben in einer faszinierenden Umgebung zusammen zu genießen 🙂 Alles beginnt mit dem Erlebnis, im begehrtesten Hotel der Stadt, dem Marina Bay Sands, zu schlafen. Allein das gehört für uns definitiv in die Kategorie „Einmal im Leben…“. Mit über 2500 Zimmern, dem weltweit größten, und mit knapp 150 Metern längsten Infinitypool, einem hauseigenen Theater, einem Museum, einer Eislaufbahn, einem Einkaufszentrum, einem Casino, einem 340 Meter langen Dachgarten, sowie Restaurants, Bars und Nachtclubs ist dieser durch Architekten, Ingenieure und Feng-Shui-Meister entworfene Bau ein echtes Highlight. Die drei 55-stöckigen, 191 Meter hohen Hoteltürme sind auf jeden Fall der Blickfang und das Wahrzeichen der Stadt!
Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass wir zuweilen etwas schräg angeschaut wurden… beim Einchecken mit unseren, sagen wir… mittlerweile etwas „verbrauchten“ und schmuddeligen Rucksäcken auf den Schultern 🙂 Zwischen all‘ den Sonnenbrillen tragenden, im Sommerkleidchen und mit Hut geschmückten Chinesinnen kann man schon mal in viel zu großen Schlabberhosen und abgeranzten FlipFlops stehen 🙂 Wir hatten das Gefühl, dass selbst der Concierge nichts mit unserem Gepäck anfangen konnte… es war eben kein Louis Vuitton-Köfferchen! ABER DAS MACHT UNS ÜBERHAUPT NIX! Wir wurden trotzdem sehr, sehr freundlich behandelt und bekamen unser Zimmer… was wirklich großartig war!
Es ist schon irgendwie verrückt, in 200 Metern Höhe, vom Pool aus, mit einem Singapore Sling in der Hand, über die Wasserkante in die Stadt zu blicken und dieses Flair zu genießen! Aber machen wir uns nichts vor… das alles passt keineswegs in die Reisekasse der 2Weltenbummler… UND DAS IST AUCH KEINESFALLS DAS WAHRE LEBEN… aber bei so ein klein wenig Dekadenz sagt doch (ganz tief im Innersten) keiner von uns nein!!! …Ist das nicht auch irgendwie menschlich? Natürlich genießen wir das! …und umso dankbarer sind wir, das alles gemeinsam erleben zu dürfen! Diese Erinnerungen kann uns keiner mehr nehmen…
„Sammle Momente, nicht Dinge!“
Mit dem Hop-on Hop-off Bus gehen wir auf Entdeckungsreise durch die Stadt. Indisches und arabisches Viertel, Chinatown, alte, wunderschöne britische Kolonialbauten treffen auf moderne Megabauwerke aus Stahl, Beton und Glas.
Der innerstädtische Regenwald und zugleich botanischer Garten lädt zum Spazieren gehen, Verweilen und Entspannen ein. Als UNESCO-Weltkulturerbe ist er, mit der (wie soll es auch anders sein) größten Orchideen-Ausstellung der Welt, auf ungefähr 74 Hektar Land und mit über 4 Millionen Besuchern jährlich zudem auch der meistbesuchte Botanische Garten weltweit. Dieses Land ist in jeglicher Hinsicht das Nonplusultra! …noch nie waren wir so begeistert von einer Großstadt!
Sobald die Sonne untergegangen ist, jagt eine Lichtshow die nächste… Wasserspiele im Hafen, die schönsten Illuminationen in den „Gardens by the Bay“ auf der anderen Seite des Hotels und als Abschluss ein Feuerwerk! Wir haben keine Ahnung, welche Stadt das jemals toppen könnte!
Vielleicht fällt es uns aufgrund der extremen Vielfalt an wunderschönen Eindrücken so schwer, über all‘ das zu schreiben… Egal in welcher Ecke Singapurs wir standen, die Kinnlade klappte stets nach unten. Noch nie haben wir den Satz: „Wie schön ist diese Stadt!“ so oft benutzt wie hier. Wenn du denkst, es geht nicht besser, gehe nach Singapur und du wirst sehen… ES GEHT!
Und wenn die Eltern schon einmal auf Hochzeitsreise sind und uns daran teilhaben lassen (wofür wir unendlich dankbar sind… wir können es gar nicht oft genug sagen), folgt auch noch eine kleine Reise auf die nahegelegene indonesische Insel Bintan.
Mittlerweile verstehen wir auch, warum Singapur dieses Stück Land seit Jahren kaufen möchte und Indonesien stets ablehnt! Die Insel Bintan ist Teil des indonesischen Riau-Archipels. Nur eine Bootsstunde von Singapur entfernt, befinden sich die traumhaftesten Hotelanlagen inmitten von Mangrovenwäldern und abgeschiedenen Stränden.
Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist… wenn man die Tür der gebuchten Villa aufschließt, über den eigenen Infinity Pool auf das Meer schaut und an diesem Ort ganze fünf Tage bleiben darf??? DER ABSOLUTE WAHNSINN!!! Vor dem Sprung in den Pool in voller Montur könnte uns in den Moment keiner abhalten 🙂
Es gibt so unglaublich schöne Orte auf dieser Welt! Gerade befinden wir uns an einem davon… wir liegen einfach nur hier auf unserer Liege, schauen auf das Meer… und genießen „das süße Nichtstun“ …oder auch das „DOLCE FAR NIENTE“, wie es Julia Roberts in einem unserer Lieblingsfilme nennt… Doch irgendwie fällt es uns mitunter schwer, all‘ das ohne schlechtes Gewissen zu genießen… Wir haben so unendlich viel Leid und Armut auf unserer bisherigen Reise erlebt – steht es uns eigentlich zu, all’ diese Dinge unbeschwert zu genießen? Kann es eine derart gerechte Verteilung auf dieser, auf UNSERER WELT, in unserem Leben überhaupt geben? Ist es nicht schon viel wert, sich überhaupt mit solchen Fragen zu beschäftigen…? Ist es das, was wir in den letzten Monaten gelernt haben? Sicherlich schauen wir mittlerweile anders auf die Welt und reflektieren die Dinge auf andere Art und Weise… dieses Abenteuer mag uns im Unterbewusstsein verändern… und hoffentlich zu etwas besseren Menschen machen…