Die Transmongolische Bahn nach Ulan Bator

Die Transmongolische Bahn nach Ulan Bator

Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie wunderschön ein einziges, winzig kleines Lächeln sein kann…? 

Es ist halb acht Uhr morgens. Am Bahnhof von Irkutsk herrscht reger Verkehr. Wir suchen unseren Zug nach Ulan Bator, drängeln uns durch griesgrämige Russen und entnervte, weit gereiste Neuankömmlinge. Endlich am richtigen Bahnsteig angekommen, merken wir so langsam die 0 Grad in unseren müden Gesichtern. Die Haut spannt und jeder Atemzug ist deutlich sichtbar. Die Bahn steht schon bereit. Nur noch ein paar Schritte bis Waggon Nummer fünf…die ersten Eisblumen sammeln sich an den Bahnsteigschildern. UND DANN… vor uns… zwei in freundlichem blau gekleidete mongolische Zugbegleiterinnen, welche die Tickets sehen möchten. Für einen kurzen Augenblick ließen sie uns noch draußen im kühlen Irkutsk stehen, aber das war überhaupt nicht mehr schlimm… DENN SIE LÄCHELTEN!!! Eine simple Mimik, die direkt verbindet! Es gibt kaum etwas ansteckenderes auf dieser Welt! Wir fühlen uns sofort willkommen, herzlich empfangen und betreten mit Einstieg in den Zug schon ein kleines Stück Mongolei. Es ist uns nahezu egal, dass unser Abteil wahrscheinlich vor dem Krieg erbaut wurde… also vor dem 30-Jährigem 🙂 Es ist alt, es ist abgewohnt, es sind irgendwann gefühlte 50 Grad in dieser Bude, die Fenster gehen nicht zu öffnen und die Kissen! …die Kissen sind der Hammer 🙂

Wie man sieht, ist schon Farbe und Stoffauswahl grandios. Wir haben mittels mehrminütiger Tast-Versuche probiert, die Füllung zu „identifizieren“. Unser Ergebnis: Es muss eine Mischung aus Kirschkernen und Krepppapier sein… vielleicht noch ein bisschen Backpapier und fürs Gewicht ein paar kleine Kieselsteine – also nach einer Kissenschlacht würden wir auf jeden Fall beide ohnmächtig im Abteil liegen 🙂 🙂 ABER… hier wird gelächelt und es wird versucht zu kommunizieren! Das ist in diesem Moment so viel mehr wert als irgendwelche materialistischen Gegenstände! 

„Lachen ist Leben… und umgekehrt“ (Oscar Wilde)

Die Ladies bringen uns frische Bettwäsche und Handtücher. Sie versuchen uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erklären, dass dieser Zug ein Mongolischer und kein Chinesischer ist (darauf legten sie, warum auch immer, besonderen Wert… scheinen beliebt zu sein, diese Chinesen). Sie erzählten uns in mehr oder weniger guten englischen Brocken, dass der Waggon in Deutschland gebaut wurde – wie wir ja schon erwähnten… wahrscheinlich vor 1618 🙂 Und die beiden Mädels feixten und freuten sich den ganzen Tag.

So hatten wir unser fahrendes Heim für die nächsten Stunden bezogen. 

Am letzten großen Halt in Russland, der Stadt Ulan Ude, trennt sich die Transsibirische von der Transmongolischen Route. Während die eine weiter nach Wladivostok fährt, biegt zweitere Richtung mongolischer Hauptstadt Ulan Bator ab. Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer und wird zusehends karger… so friedlich und wunderschön.

Irgendwann gegen Abend kommen wir Richtung Grenze und unsere Fahrt wurde zäher, bis wir schließlich stundenlang einfach nur noch standen. 

Ankunft russische Grenzkontrollstation: 19:50 Uhr, Dauer der Kontrollen: Zwei Stunden!!! Die Polizisten – vorwiegend Frauen, aber durchaus freundlich und schön anzusehen 🙂 sehen sich Pässe, mögliche Schmuggler-Verstecke in unserem Abteil und einen der Rucksäcke genauer an. Aber gut… wir sehen es entspannt und können sowieso nichts an der Situation ändern.. lieber einmal zuviel als zuwenig kontrolliert!

Dann folgt die Weiterfahrt zur mongolische Grenzkontrolle, Ankunft: 22:20 Uhr, Dauer der Kontrollen: Noch einmal zwei Stunden!!! Hier kommt allerdings noch hinzu, dass unsere Pässe für eine gute Stunde mitgenommen wurden und einfach weg waren! Ihr wisst, wer von uns hier wieder Puls von 300 hatte 🙂 Und was ist schon ein Reisender ohne Pass…? NICHTS wert… NULL… staatenlos… entmündigt… nicht existent! 

„Von allen Büchern auf der Welt, findet man die besten Geschichten im Reisepass!“

Die können ja alle ihre Kontrollen machen, ist ja auch richtig so… aber müssen die uns so einen Schrecken einjagen? Und schlimmer noch… das alles OHNE Toiletten!!! …über vier Stunden lang!!! …weil die beim Halt nicht benutzt werden dürfen! Und wisst ihr auch warum? 🙂 Der „Mist“ läuft nämlich einfach ungefiltert unten raus 🙂 🙂 🙂 Und so viel Respekt vor der Menschheit an den Bahnhöfen hat man dann doch noch… Leider Pech für uns.

Nach diesem Prozedere versuchten wir für ein paar Stündchen zu schlafen. Pünktlich um 6:50 Uhr standen wir dann am Hauptbahnhof der mongolischen Hauptstadt. Die Tage beginnen hier etwas später und die Straßen sind noch relativ leer. Den knappen Kilometer bis zum Hotel sahen wir als Morgensport – die Rucksäcke mit Beinen waren wieder unterwegs 🙂 …diesmal in der kältesten und wohl schmutzigsten Hauptstadt der Welt!

In Ulan Bator oder auch Ulaanbaatar, übersetzt als „roter Held“ leben rund 1,5 Millionen Menschen. Das ist die Hälfte der Einwohner der gesamten Mongolei! Die Stadt liegt in 1350 Meter Höhe, ist von einer täglichen Smogglocke bedeckt und überwiegend buddhistisch geprägt. Beim Lesen von Reisehinweisen über die Mongolei stießen wir des Öfteren auf Aussagen wie: „Die schwierigen klimatischen und topographischen Bedingungen sowie die beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten stellen hohe Anforderungen an die Reisenden. Die Kriminalitätsrate ist vor allem in Ulaanbaatar hoch. Vermehrt wird dabei auch Gewalt angewendet, vor allem wenn die Angreifer betrunken sind.“ …na das sind ja super Aussichten! Hier gelten bei uns ganz klare Regeln! Und zwar die der Realistin!!! Hier gibt es kein „wird schon alles gut werden…“ Außergewöhnliche Städte erfordern außergewöhnliche Maßnahmen 🙂 🙂 🙂 UND ES FUNKTIONIERT 🙂

Unsere ersten Eindrücke der Stadt…

Sehr viel haben wir heute nicht gesehen, aber das wollten wir auch nicht. Ulan Bator ist keine Stadt für große Sightseeingtouren. Auf den Straßen herrscht ein einziger großer Megastau und die Luft ist furchtbar. So haben wir nur das Nötigste erledigt. Wir mussten zum Beispiel unsere neuen Zugtickets (Ulan Bator – Peking) in einer Reiseagentur abholen… was schon wieder ein Erlebnis war – also den Vorsatz, nicht in Hinterhöfe und Seitengassen zu gehen, mussten wir hier wohl oder übel ganz kurz missachten – aber das soll eine Ausnahme bleiben – und in dieser Gasse atmete tatsächlich auch die Träumerin etwas schneller als sonst! …nix für schwache Nerven in einer der gefährlichsten Städte!

Ab morgen sind wir für 5 Nächte irgendwo im Nirgendwo der mongolischen Wüste Gobi mit einem Guide unterwegs… Wir werden uns melden, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind 🙂

Irkutsk und der Baikalsee 

Irkutsk und der Baikalsee 

Mit über einer halben Million Einwohner gehört Irkutsk am einzigen Abfluss des Baikalsees zu den großen Hauptanziehungspunkten Russlands. Obwohl die Metropole auch als „Paris des Ostens“ bezeichnet wird, interessieren wir uns jedoch weniger für die Stadt. Wir wollen raus aus dem Trubel zum 70 km entfernten Baikalsee, in den kleinen Ort Listwjanka.

Das hieß 6:45 Uhr Wecker stellen, gemütlich aufstehen, in Ruhe packen und unsere Zeitkapsel verlassen! Die letzten Stunden in unserem gemütlichen Abteil waren gezählt… und das wollten wir in Ruhe ausklingen lassen. Doch nix mit sanftem Handy-Wecker! Wir hatten die Rechnung ohne unsere russische Freundin gemacht. Pünktlich 6:35 Uhr holte uns Zugschaffnerin (nennen wir sie wieder) Olga mit einem schroffen Türklopfer aus dem Schlaf. In der Annahme, wir haben verschlafen, sprang eine von uns aus dem Bett und riss die Tür auf! Wir rechneten mit einer ordentlichen Ansage… doch alles was sie uns zögerlich entgegen hauchte war „VASHI BILETY“!!!! Sie gibt uns 60 Minuten VOR unserem Ausstieg NUR unsere Tickets zurück??!! (Puh… hier waren wir durchaus froh, dass die Russen nicht alles verstehen, was wir sagen 🙂 Also in der Transsib braucht auf jeden Fall niemand Angst haben, seinen Ausstieg zu verpassen! Sie schieben zwar den freundlich scheinenden sinnlosen Grund der Ticketrückgabe vor, aber eigentlich wollen sie dich mit ihrem russischen Charme einfach nur loswerden! 🙂

Nachdem wir das verdaut hatten, begann unsere eigentliche Challenge des Tages. Wir wollten uns auch mal wie richtige Backpacker verhalten! (in Moskau haben wir uns aus Bequemlichkeit ein Taxi zum Hotel genommen – da werden wir doch ausgelacht vom typischen Dreadlocks-Hanfhosen-Ich-kann-ohne-Geld-um-die-Welt-reisen-Backpacker, dieses Luxus-Image lassen wir uns nicht nachsagen!) Also, auf geht’s! Bei 3 Grad raus aus dem Zug, ohne einen geraden Satz russisch raus zu bekommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln gegen stoisch Landessprache sprechende, alte Männer in Form von Busfahrern ankämpfen und 70 Kilometer in ein kleines Dorf am Baikalsee finden – wäre doch gelacht wenn wir das nicht hinbekommen! Na dann mal los…

Der Weg aus dem Bahnhof war noch einfach… der Masse hinterherlaufen ist nicht so schwer (natürlich nur, wenn man alle „Taxi, Taxi – rufenden Schlitzohren“ mit Nichtachtung straft 🙂 Auf dem Bahnhofsvorplatz sieht das allerdings schon anders aus. Hier gilt es, aus einem weiteren bunten Mix aufdringlicher Taxifahrer, welche einen für völlig überteuerte Preise überall hinbringen würden und einem unübersichtlichem System an Bussen und Straßenbahnen, die richtige Linie auszuwählen. Dank diverser, vorher gelesener Hinweise im Internet, wussten wir zumindest ungefähr, in welche Richtung es gehen soll. Wir hatten zumindest eine Busnummer mit der Zielrichtung Busbahnhof und eine dortige Abfahrtszeit des Kleinbusses zum Baikalsee… ob das jetzt alles zusammen passt – keine Ahnung – no risk – no fun 😉 Mit Screenshots russischer Wörter versuchten wir dem Busfahrer im Bus Nummer 80 unser Ziel zu erklären. Außer Schulterzucken und grimmige Blicke hatte er wohl nichts für Touristen übrig. Genervt gab er uns irgendwann zu verstehen, dass wir einsteigen sollen… so fühlt man sich HERZLICH WILLKOMMEN in dieser Stadt!!! (…und da bestätigen sie sich wieder, diese Vorurteile!) Nach ungefähr zehn Minuten Fahrt nuschelte der Fahrer irgendetwas in seinen Bart. Wir fühlten uns aus irgendwelchen Gründen angesprochen und stiegen aus. Neuer Standort – ein großer zentraler Platz im Stadtzentrum – könnte durchaus mit der Beschreibung aus dem Netz übereinstimmen – Gefühl: gut 🙂

MORGENS 8 UHR IN IRKUTSK… eine alte Babuschka öffnet im Bademantel ihre hölzernen Fensterläden – ein letztes Wodka-Opfer sitzt mit Platzwunde am Straßenrand – zwielichtige Straßenjungen starren gierig auf unser Gepäck (bepackt mit jeweils 2 Rucksäcken, einen vorn, einen hinten, ist zugegebenermaßen auch nicht viel von uns zu erkennen, sie starren quasi auf Rucksäcke mit Beinen, vielleicht ist auch das der Grund des erstaunten Blickes) – erste Händler präsentieren ihren geräucherten Fisch, den Beikal-Omul, auf dem Markt – ganz normale Menschen auf dem Weg zur Arbeit – die Stadt scheint langsam zu erwachen – UND WIR2 MITTENDRIN! 🙂

Und das beste daran… wir haben tatsächlich den richtigen Bus erwischt, mussten noch ungefähr 10 Minuten zum Busbahnhof laufen und konnten einen Platz im Minibus zum Baikalsee ergattern. Backpacker-Test bestanden – CHECK – und das für 5,50 Euro – für Beide!!!

Schon der erste Blick auf den ältesten, tiefsten und größten Süßwassersee der Erde ist beeindruckend! Umringt von Gebirgen liegt „der reiche See“ in ca. 455 Meter Höhe. Durchschnittstemperaturen von -20 Grad im Winter sind hier völlig normal… mit 5 Grad haben wir zur Zeit noch Glück und das Wasser ist noch nicht zu Eis erstarrt 🙂

Unser zu Hause für die nächsten drei Tage liegt in einer kleinen Seitenstraße unweit des Sees und ist eher „russisch-rustikal“ 🙂 Der herzliche Empfang lächelnder Angestellter und ein warmer Kaffee reichte allerdings schon, um uns glücklich zu machen und das Land sowie die Menschen wieder zu schätzen.

Was ein wenig „Wärme“ (in jeglicher Hinsicht) so verändern kann…

Nach dem vier-tägigem Wundliegen in der Transsibirischen Eisenbahn wollten wir uns ein wenig bewegen. Die Landschaft rund um den Baikalsee ist wunderschön und bietet eine zahlreiche Auswahl an verschiedensten Wanderwegen. Nach ausführlicher Recherche entschieden wir uns (Auswahl durch die Träumerin mit den Worten „wird schon passen“ – ihr wisst, wer den Trail herausgesucht hat!) für einen Abschnitt des Great Baikal Trails.

Hatten wir schon erwähnt, dass man klar im Vorteil ist, wenn man die russische Sprache beherrscht…??? Naja… wer uns kennt, der weiß, dass wir trotzdem loslaufen 🙂 Als nach und nach die Straße, der Weg, sogar irgendwann der Pfad verschwand und der Wald immer dichter wurde, bekamen 50% von uns (die mit dem Sicherheitsdenken) schon Schnappatmung und leichten Puls… auch dieses Schild verhalf jetzt nicht gerade zur Beruhigung…

„Aber vielleicht brauchen wir ja diese „permission“… oder sogar einen Guide… Schatz…???“ (könnte ja eventuell sein, tief im sibirischen Wald!!!) Die Antwort darauf nur: „Ach quatsch! Was soll den schon passieren? Beruhig dich!“ Während die eine Hälfte mit Kopfkino über zähnefletschende Bären, hungrige Wildschweinherden und russische Kidnapper jeden Winkel des Waldes scannte, spazierte die Andere völlig unbeschwert und leichtherzig weiter 🙂 🙂 🙂 Erst als wir nach etwa ZWEI STUNDEN das erste Mal auf weitere menschliche Wesen stießen, konnten wir den Trail gleichermaßen genießen 😉 Da lagen im Übrigen auch schon gefühlte fünf Kilometer mit 60%er Steigung hinter uns! Der Great Baikal Trail ist laut Beschilderung mittlerweile zum Ultra Baikal Trail geworden – keine Ahnung, wo wir falsch abgebogen sind! Eine wirklich tolle, entspannte „kleine Wanderung“… wie immer 🙂

Im Nachhinein hat sich jedoch wieder jeder einzelne Schritt gelohnt! Trotz der Bedenken, die IN JEDEM FALLE hätten eintreten können!!!… haben wir den Tag unbeschadet überstanden und wirklich tolle Eindrücke gewonnen 🙂

Man hat tatsächlich das Gefühl, dass sich jegliche Art der Globalisierung den Weg hierher noch erkämpfen muss. Auch wenn der Ort den Tourismus langsam erkennt und das ein oder andere Hotel aus der Erde gestampft wird, versprüht Listwjanka noch immer einen gewissen Charme. Das macht die Gegend hier ganz besonders, unberührt und weit entfernt von der europäischen Hast und Hetze…

So behalten wir unsere Zeit am Baikalsee in toller Erinnerung…

Morgen geht es weiter mit der Transsib in die Mongolei nach Ulan Bator.

Wir2 unterwegs in der Transsibirischen Eisenbahn…

Wir2 unterwegs in der Transsibirischen Eisenbahn…

Insgesamt sind es um die 7800 km von Moskau bis Peking, 6 Tage und Nächte in einem schunkelndem Zug, aus welchem man zu 90% auf vorbei rauschende Birkenwälder blickt. Über 130 Stunden in einer Bahn, in welcher sich der Bewegungsradius auf die beiden Enden des Waggons (links die Toilette, KEINE Dusche!!! / rechts das heiße Wasser im Samowar für Kaffee und Tee), in seltenen Fällen auf das Bordrestaurant ein paar Wagen weiter oder einmal am Tag auf ein kleines Stückchen Bahnsteig (falls der Zug doch länger als 5 Minuten hält) beschränkt.

Genau DAS ist eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn – rein OBJEKTIV betrachtet!

Hat man aber sein kleines privates Zugabteil erst einmal bezogen und es sich gemütlich gemacht, entdeckt man SOOO VIEL MEHR auf dieser einzigartigen Reise…

Unsere erste Etappe: Moskau – Irkutsk, 5200 km, 80 Stunden

Um 23:45 Uhr starten wir vom Jaroslawer Bahnhof in Moskau. Hier fahren die meisten Fernzüge Richtung Osten ab, wodurch der historische Bahnhof schon ein leicht internationales Flair versprüht. Nicht, dass hier irgendjemand Englisch sprechen würde oder die russischen Mitbürger in Unterzahl wären, aber ein wenig „Ferne“ kann man sich hier gern einbilden… Nach dem Einstieg machten wir eines der Abteile in Wagen Nummer 6 zu unserem und registrieren schon am nächsten Morgen (ja… zugegeben, die erste Nacht war im wahrsten Sinne des Wortes etwas holprig) einen völligen Verlust des Raum – Zeit – Gefühls. Wir fahren stundenlang durch Russland, werden mit jedem Kilometer entspannter, durchqueren auf diesem Streckenabschnitt FÜNF Zeitzonen, wissen irgendwann weder welcher Tag noch welche Uhrzeit wir haben und genießen einfach nur das Nichtstun. Gefühlt sind wir schon Wochen unterwegs und haben zweimal den Erdball umkreist. Nichts und niemand kann uns hier stören, wir können und wollen unser kleines Reich in diesem Moment nicht verlassen. Nur der Zugbegleiter klopft ab und zu an unserer Zeitkapsel, um uns Essen oder Getränke zu bringen. Sonst reisen wir ungestört „zurück in die Zukunft“ 🙂

Wir verstehen nach und nach, was die „FASZINATION TRANSSIB“ ausmacht. Es ist ein echtes Lebensgefühl, eine völlig neue Art des Reisens! Anfangs bewegte uns die reine Neugier, die Abenteuerlust und das bloße Ziel „Einmal im Leben mit diesem Zug auf der längsten Eisenbahnstrecke der Welt fahren“. Wir hatten nicht den blassesten Schimmer, auf was wir uns einlassen… Doch die Investition ins Ungewisse hat sich für uns mehr als gelohnt! Ein unbeschreiblich tolles Gefühl!

Wir nehmen euch einfach mal mit in unseren Tag…

Bei leichtem Geschunkel lässt es sich super schlafen 🙂 Wie Babies in der Wiege wachen wir jeden Morgen in einer anderen Zeitzone auf und versuchen uns neu zu orientieren. Auch wenn das nicht funktioniert, ist das völlig egal – denn die ZEIT ist hier einfach NICHT WICHTIG! 

Unsere erste Amtshandlung nach ausgiebigem Wachwerden ist Kaffee trinken! Was wir an den Wochenenden zu Hause schon immer genossen haben, wird hier ausführlich zelebriert – schließlich haben wir unendlich viel Zeit!!! (hatten wir schon erwähnt… oder?) Mit der Kaffeetasse im Schlafanzug zum Samowar schlendern, heißes Wasser holen und ab zurück ins Bett… das ist unsere Welt 🙂

Irgendwann später am Tag geht’s an die Körperhygiene. Wir müssen zugeben, dass dieser Punkt etwas gewöhnungsbedürftig ist… Auch wenn hier alles mehrfach am Tag gereinigt wird, ist das Desinfektionsmittel unser bester Freund. Außerdem ist hier nur Katzenwäsche angesagt, da es keine Dusche gibt. Aber auch so bekommt man mit der richtigen Technik und einem gefluteten Sanitärbereich den Großteil sauber *haha* – allerdings ist das tatsächlich ein Grund, warum wir nach den 4 Nächten in unserer Zeitkapsel gern auch einmal aussteigen 🙂

 

Jetzt ist im Grunde unser Tages – Pflichtprogramm schon erfüllt 🙂 Nun folgt lesen, schlafen, Karten spielen, faulenzen, reden, lachen, nachdenken, genießen und wieder von vorn… Zwischendurch gönnen wir uns hier viele kleine kulinarische Highlights 🙂 🙂 🙂

 

Eine ganz spezielle und komischerweise hochinteressante Aufgabe ist „aus dem Fenster schauen“. Glaubt nicht, dass es einfach ist, die beste Position zu finden um möglichst lange ohne körperliche Beschwerden gucken zu können!!! Und dann noch die richtigen Momente zu erwischen… nämlich genau die 10% Streckenabschnitt, wo kein Birkenwald ist… das ist schon hohe Kunst und muss trainiert werden! 😉 Zumindest hat eine von uns exzellente voyeuristische Veranlagungen und wird in 40 Jahren eine richtig gute Spionage – Omi am Fensterbrett werden 🙂

Bei besonders großem Bewegungsdrang können wir unseren Radius auch erweitern und zum Beispiel in den Speisewagen gehen. Dazu benötigt es allerdings etwas Überwindung, wie wir feststellten… denn dieser Weg führt uns von unserem gut duftenden Zwei-Bett-Waggon über den schon strenger riechenden Vier-Bett-Wagen und dem pumakäfig-artigem Großraumschlafwagen in eine muffige Mitropa-Kantine! Zwischen den Waggons läuft man zudem Gefahr ins Gleis zu fallen. Da gehört schon Mut dazu… naja, es muss auch Wege geben, die man kein zweites Mal gehen will 🙂

Die Zeit der großen Saufgelage in den Zügen ist mittlerweile auch vorbei. Alkoholkonsum in den Waggons ist verboten. Wer erwischt wird, kann sich nur durch Bestechungsgelder oder Beischlaf mit der Schaffnerin retten 🙂 Auch wir bewegen uns mit der Mitnahme einer kleinen Flasche Wodka am äußersten Rande der Legalität 🙂 🙂 🙂 Aber außergewöhnliche Situationen erfordern schließlich außergewöhnliche Maßnahmen! Prost! …oder wie sagt man hier: Sa Sdarówje! 

Wenn der Zug länger als 10 Minuten hält, was ein- bis zweimal pro Tag vorkommt, kann man sich auch die Beine auf dem Bahnsteig vertreten und shoppen gehen 🙂 Da die Babuschkas im Kiosk wissen, dass die Touristen alle Geld mitbringen, zahlt man hier gern das drei- bis vierfache und bekommt auch kein Wechselgeld zurück. Die Preise sind wahrscheinlich tagesform- und wetterabhängig. Und trotzdem ist alles noch verhältnismäßig günstig… Wir geben es gern, bei unseren durchschnittlichen Ausgaben von 5 Euro pro Tag 🙂 

 

Wenn man Glück hat und der Bahnsteig lang genug ist (die transsibirischen Züge sind mitunter einen halben Kilometer lang), kann man einen Blick auf die Lok erhaschen, welche den monströsen Zug tausende Kilometer durch das Land zieht… das ist schon irgendwie verrückt.

Kein Wunder, das der Lokführer bei den Entfernungen sein Haustier mitbringt 🙂

Der Großteil der Strecke Moskau – Irkutsk verläuft durch Sibirien. Dieser Teil Russlands umfasst ungefähr 75% des gesamten Landes zwischen dem Uralgebirge und der Küste des Pazifischen Ozeans. Mit rund 16 Millionen Quadratkilometern ist Sibirien größer als Europa. Allerdings leben auf dieser Fläche nur etwa 37 Millionen Einwohner, wovon sich der Großteil auf die Städte links und rechts des Streckenverlaufs der Transsibirischen Eisenbahn konzentriert. Omsk, Novosibirsk, Krasnojarsk und Irkutsk gehören hier zu den wichtigsten Anlaufpunkten.

 Quelle: go-east.de

Im Übrigen herrscht hier in Sibirien tatsächlich weniger menschlich-russische Kälte als in Moskau! Die Leute wirken freundlicher und können auch lächeln… Wenn selbst der Schaffner Handküsse verteilt und eine von uns mit „my love“ begrüßt, scheint das Eis zwischen uns und den Russen langsam zu schmelzen 😉 …läuft also mit dem Ausräumen der Vorurteile 😉

Russland ?? Der Start in unsere Weltreise

Russland ?? Der Start in unsere Weltreise

Wir lassen unsere warme, herzliche und vertraute Umgebung traurig aber auch irgendwie glücklich zurück und starten in das „Projekt Weltreise“. Nicht nur ihr, sondern auch wir fragen uns tatsächlich, warum wir eigentlich Moskau als erste Station unserer Reise gewählt haben? Beim Gedanken an Russland hat man doch immer irgendwie nur Kälte und Wodka, dazu saufende, grimmig schauende, „unschöne“ Vladimirs und lange, dünne, schönheitsoperierte, stöckelschuhtragende Olgas im Kopf. Soll das etwa ein Anreiz sein, das Land zu bereisen…? Irgendwie nicht wirklich… aber wir wollten diese Vorurteile beiseite schieben und uns ein besseres Bild machen! Immerhin tragen die Deutschen auch nicht alle Lederhosen, trinken Bier und essen Bratwurst mit Sauerkraut!

Oscar Wild sagte einmal:

„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“

Die Komfortzone verlassen bedeutet für uns auch, nicht gleich in den nächsten Flieger Richtung Südsee steigen und die Sonnenseite des Lebens genießen, sondern sich langsam vorzuarbeiten 🙂 Also auf nach Moskau! 

Nach einem kurzen 140-Minuten-Flug landeten wir an einem der drei Flughäfen Moskaus, Vnukovo International. Leider breitete sich die „menschlich-russische Kälte“ schon im Flugzeug aus… wir erwarten ja kein thailändisches Dauergrinsen aber gegen einen kurzen freundlichen Blick hätten wir wirklich nichts einzuwenden… jedoch weit gefehlt unter den strengen russischen Ladies! Man könnte fast denken, dass der straffe Dutt jegliche Mimiken einfach nach hinten zerrt. Aber gut, Lachen am Arbeitsplatz ist nicht jedermanns Sache… wahrscheinlich wird es bald besser 🙂

Wir folgen erst einmal dem Ruf Moskaus, eine der günstigsten Taxistädte zu sein, und ordern uns eine der gelben Kisten für den Transfer in unser Hotel. Nach kurzer Verhandlung (hier ist die Realistin gefragt 🙂 zahlen wir 25 Euro und bekommen einen fast blinden (er setzte tatsächlich zwei Brillen zum Lesen der Adresse auf!!! :), zittrigen und leicht nach Kloake riechenden Fahrer, welcher uns innerhalb einer Stunde mit waghalsigem Tempo durch die Rush hour zum Hotel bringt. Preis – Leistung ist ok aber auch hier ist ein freundliches Lächeln weit gefehlt!

Die Ankunft im Hotel ließ uns hoffen. Durch ein paar Brocken Englisch (das ist hier keinesfalls selbstverständlich) konnten wir uns mit der Dame an der Rezeption verständigen und ihr ein kurzes Lächeln abgewinnen. Dazu gab es ein kostenloses „Upgrade“ – ein Zimmer MIT Fenster!!! WAHNSINN!!! Uns war nicht wirklich bewusst, dass es welche ohne gibt 🙂 

Wir bezogen unser erstes Hotelzimmer und kamen Schritt für Schritt in der russischen Mega-Metropole an. Genauso speziell wie die Menschen hier ist auch das Essen… aber dafür extrem billig! Im „Restaurant“ unseres Hotels testen wir die ersten Köstlichkeiten. 

Wir entschieden uns für den typisch russischen Eintopf Borschtsch und Kartoffelbrei mit überbackenem Hähnchen – zugegeben, kein kulinarisches Highlight aber dafür (wie bereits erwähnt, aber wir möchten es noch einmal betonen – Weltreisende müssen schließlich sparen) extrem billig! Mithilfe von diversen Übersetzungs-Apps stotterten wir erste russische Wörter und die Ludmilla hinter dem Tresen einige Englische. Kommunikation fängt an zu funktionieren – Dobryi den‘ und Spasibo 😉

Unseren ersten Morgen ließen wir gemütlich angehen. Ausschlafen, Kaffee trinken und realisieren, dass wir verdammt VIEL ZEIT haben. Es ist egal ob wir jetzt aufstehen und uns die Stadt anschauen oder einfach liegen bleiben! Wir werden die nächsten Monate noch so viel sehen und erleben, das dieser einzelne Tag überhaupt kein „Gewicht“ hat. Und DAS vollkommen zu verinnerlichen, ist ein wahnsinniges Gefühl und der Anfang unseres Abenteuers 🙂

Glücklich, zufrieden und mit diesem Gedanken im Kopf schlendern wir später doch über den Roten Platz, besuchen den Kreml, die Basilius-Kathedrale und das berühmte Warenhaus Gum. 

Ab und an haben wir Glück… die Sonne kämpft sich durch die grauen Regenwolken und lässt die Stadt und ihre prunkvollen Bauten in den schönsten Farben erstrahlen. Wirklich tolle Eindrücke, durch welche einige der Vorurteile nach und nach verschwinden. Den Menschen Moskaus ein Lächeln abzugewinnen gelingt während unserer Zeit in der Stadt eher selten. Der ernsthafte, meist grimmig wirkende Gesichtsausdruck wird hier vermutlich angeboren. Schade eigentlich, denn einige der russischen Frauen wären „in freundlich“ noch viel schöner…

Nach einer Tour durch Moskaus schönste Metro – Stationen und dem wohl leckersten Snickers – Kuchen der ganzen Welt verlassen wir die Stadt am Abend und steigen in die Transsibirische Eisenbahn…

Wir2 sind dann mal weg…

Wir2 sind dann mal weg…

Auf diesen Satz freuen wir uns seit über zwei Jahren!!! Einfach von allen Pflichten entbinden und sorglos in die große weite Welt reisen. Das hörte sich für uns immer LEICHT, aber vor allem FREI an. Und ehrlich gesagt dachten wir auch, dass uns diese Worte heute um einiges leichter über die Lippen gehen. Vor uns liegt die Reise unseres Lebens! So verdammt nah… und trotzdem überhaupt nicht greifbar!

Gefühle, wie sie unterschiedlicher nicht sein können! Freude und Wehmut, Ruhe und Aufregung, Organisation und doch irgendwie komplette Planlosigkeit!

„Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ (Blaise Pascal)

Haben wir an alles gedacht? Was müssen wir noch besorgen? … immerhin haben wir morgen früh vielleicht noch Zeit um überlebenswichtige Dinge zu kaufen 🙂 … es muss doch irgendwas geben, was wir noch brauchen!!! Und wann fühlt es sich denn endlich wie „Weltreise“ an? Gibt es ein solches Gefühl eigentlich? Warum ist alles noch so normal? Sind wir überhaupt schon bereit? Sind wir komisch??? 🙂 Irgendwie stellen wir uns mittlerweile eine Reihe seltsamer Fragen… Aber wahrscheinlich ist es jetzt einfach an der Zeit, dass es endlich los geht 🙂

Wir haben das große Glück, wunderbare Menschen „Freunde“ nennen zu können! Unsere Abschiedsfeier hätte für uns nicht schöner sein können und das ein oder andere Tränchen zeigt uns, dass wir wissen, wo unser zu Hause ist… Wir sagen DANKE für den einzigartigen Abend und gehen mit dem tollen Gefühl und dem Wissen, dass Wir2 immer und überall WILLKOMMEN sind…

Nun sitzen Wir2 hier auf unseren gepackten Rucksäcken und wissen unsere Gefühlen nicht wirklich einzuordnen. Einerseits fiebern wir dem morgigen Tag mit viel Freude und Neugier, andererseits mit noch mehr Respekt und Ungewissheit entgegen. Eine echt verrückte, kaum beschreibbare Situation…

„Gemischte Gefühle entstehen, wenn sich Herz und Hirn in die Quere kommen.“ (Ernst Ferstl)

ERSTE STATION: RUSSLAND – Wir melden uns bald wieder…

WIR2 machen eine WELTREISE … und jetzt?

WIR2 machen eine WELTREISE … und jetzt?

In ziemlich genau einem Monat starten Wir2 in die bisher größte, längste und wahrscheinlich aufregendste Reise unseres Lebens!

Innerhalb von 192 Tagen werden wir von Deutschland nach Russland, über die Mongolei, China, Vietnam, Kambodscha, Thailand, weiter nach Myanmar, Malaysia, Indonesien und Australien bis nach Neuseeland (und wenn wir gut „haushalten“ sogar noch bis in die Südsee) fliegen, fahren, paddeln oder wenn es sein muss, auch laufen…

Zugegeben… Mit Blick auf die (halbe) Weltkarte stellt sich durchaus die Frage, ob wir überhaupt eine “richtige” WELTREISE machen?

Der Duden definiert es als „Reise um die Welt“ oder „Fortbewegung über eine größere Entfernung“.
Wikipedia wiederum beschreibt es etwas ausführlicher als „Eine Weltreise ist eine Reise, die sich anhand ihrer langen Reisedauer auszeichnet. Oft werden mehrere Kontinente innerhalb von mehreren Monaten oder Jahren besucht und möglichst viele Länder auf jedem Kontinent.“ oder „… eine Reise, bei der die oder der Reisende so lange wie möglich reist um dabei so viele Länder wie möglich zu sehen, dabei mehrere Kontinente bereist und sich in jedem Reiseland eine Zeit lang aufhält um das Land, seine Sehenswürdigkeiten und/oder die Kultur kennen zu lernen“.

Wie auch immer die WELTREISE definiert wird, für uns wird es definitiv EINE werden! Und so viel ist sicher, wir können es kaum noch abwarten… und unser Puls steigt mittlerweile beim bloßen Gedanken daran!

Aber wie planen wir eigentlich unsere Weltreise?

Zusammen reisen heißt natürlich auch zusammen vorbereiten… Bereits hier empfiehlt sich im Übrigen eine stabile Beziehungen 🙂 Denn das ist die erste Bewährungsprobe – verschiedene Vorstellungen und Wünsche unter einen Hut bringen, IN EINE RICHTUNG SCHAUEN, Kompromisse eingehen, VERTRAUEN, viel Nähe und zugleich den nötigen Abstand zugestehen, organisieren und organisieren lassen, Gefühle und Zweifel aussprechen, aber vor allem auch miteinander LACHEN und das LEBEN grenzenlos und ohne Ende ZUSAMMEN GENIESSEN können!

Unsere Planung begann gute zwei Jahre vor dem eigentlichen Reisebeginn – wir haben sozusagen die erste Bewährungsprobe schon fast überstanden und können uns noch immer sehr gut leiden 🙂 Was mit einem kleinen Schmierzettel anfing, ist mittlerweile zu einer „Mega-Monster-Reise-Mastertabelle“ angewachsen. Während 50% von uns im Laufe der Zeit mit extremer Leidenschaft ein Teilzeit – Reisebüro betrieb, wurde die wachsende Reiseplanung durch den anderen Teil oft vertrauensvoll und ohne Einwände einfach wortlos abgenickt… Über das Resultat werden wir dann bald berichten – wie zum Beispiel die Stimmung im vietnamesischen Reisfeld oder malaysischen Dschungel, abgeschieden von der Außenwelt, mit nie zuvor gesehenen behaarten Krabbeltieren sein wird 🙂 Hier werden die Grundlagen wie VERTRAUEN, LACHEN und ZUSAMMEN GENIESSEN noch eine große Rolle spielen :))) Auf diese Art und Weise arbeiteten wir nach und nach all‘ unsere To-Do’s ab…

Wir können unser Leben immer grob planen, aber die Feinheiten darin zeichnet das Schicksal und der Zufall malt es bunt!

  • Das Gespräch mit dem Arbeitgeber

Uns war von vornherein klar, dass der (Reise-) Traum mit dem Ausgang dieser Gespräche stehen oder fallen kann. Um uns keinen Illusionen hinzugeben, schoben wir diesen Part an erste Stelle. Ok… Ein Teil von uns hat sich daran gehalten – der Andere hat es geschafft, das Thema noch etwa ein Jahr nach hinten zu schieben – wer uns kennt, kann sich ziemlich genau vorstellen, wer hier welche Rolle einnimmt… denn es ist so typisch >> und auch dafür liebe ich sie << Aber am Ende zählt ja schließlich das Ergebnis! Unsere Lösungen sind in einem Fall gesetzlich geregelte Sabbatmonate und im Anderen eine Beurlaubung. So gab es auf völlig unterschiedliche Art und Weise von beiden Seiten grünes Licht! Typisch deutsch setzen wir auf Sicherheit, bleiben in unseren Jobs, können ruhigen Gewissens zurückkehren und sehen das als Vorteil.

  • Die Reiseziele, den Zeitraum und die Dauer auswählen

Am Anfang wollten wir uns zumindest über die grobe Zielrichtung im Klaren sein. Obwohl die Träumerin unter uns hier am liebsten über mehrere Jahre alle 194 Staaten der Erde in den Plan aufnehmen würde, konnten wir uns doch relativ schnell auf eine „kleinere“ Auswahl von 10 – 12 Länder innerhalb eines halben Jahres einigen. Unsere Bucket-List und unsere doch sehr ähnlichen Geschmäcker, Vorlieben und Denkweisen waren hier durchaus von Vorteil.

Als die Länderauswahl und die Reisedauer feststand, galt es, diese in eine einigermaßen sinnvolle Route inklusive Zeitraum zu bringen. Wir kauften uns eine große beschreibbare Weltkarte, hockten uns bei Wein und Schokolade auf den Boden des Wohnzimmers und fingen an, kreativ zu werden. Aufgrund unseres gemeinsamen Traumes „EINMAL IM LEBEN mit der TRANSSIBIRISCHEN EISENBAHN zu fahren“, fiel die Wahl des Startpunktes leicht. Von Moskau aus arbeiteten wir uns nach und nach Richtung Osten vor… solange bis all’ unsere Wünsche eingearbeitet waren. Unter Berücksichtigung der klimatischen Gegebenheiten (sehr guter Link: Reisezeiten-Tool – hier können gute tabellarische Übersichten erstellt werden) entstand das Gerüst der „Reise unseres Lebens“.

  • Die Finanzen checken

Ein nicht unerheblicher Punkt ist natürlich das liebe Geld! Mit der Entstehung der Weltreise-Idee in unseren Köpfen begannen wir auch für unseren Traum zu sparen. So wanderte Monat für Monat etwas Geld auf unser Urlaubskonto. Wir versuchten uns in anderen Ausgaben einzuschränken. Wir nahmen uns vor, weniger essen, shoppen und feiern zu gehen. Naja… wir sagen mal so… wir waren wirklich stets bemüht! Da wir beide das kleine Wörtchen “NEIN” des Öfteren aus dem Wortschatz löschen, tanzten wir gefühlt trotzdem auf jeder Hochzeit… aber jede einzelne Minute mit unseren Familien und Freunden ist es eben einfach wert, vom Grundsatz abzuweichen! Mit ein wenig Disziplin wird es am Ende trotzdem reichen… und wir werden eine wundervolle Zeit haben! Von Super Low Budget bis Luxus sollte alles einmal dabei sein – wir sind keine typischen Backpacker, auch wenn wir mit Rucksack unterwegs sind. Wir wollen ordentlich und sicher reisen, uns das ein oder andere gönnen und auch genießen! So rechnen wir mit Tagesbudgets, je nach Land, Unterkunft und sonstigen Unternehmungen, zwischen 20 und 150 Euro. Mit einem Taschengeld irgendwo in der Mitte dieser Beträge plus einem „kleinen Sonderbonus“ können wir beruhigt in das Abenteuer starten. Da die Realistin unter uns der Schatzmeister ist und das Budget immer im Blick hat, sollte hier (hoffentlich) nichts schief gehen 😉

Reisen macht einen bescheiden. Man erkennt, welch kleinen Platz man in der Welt besetzt. (G. Flaubert)

  • Alles rund um die Gesundheit

Für uns ist das mit Abstand der wichtigste Faktor. Wir wollen gesund sein und vor allem bleiben! Und wir wünschen uns nichts mehr, als dass all‘ unsere Lieben zu Hause das auch tun!
Vorsorglich haben wir alle möglichen Arzttermine noch einmal geballt wahrgenommen. Zudem wurden nach einer ausgiebigen und frühzeitigen Beratung beim Tropenarzt die nötigen Impfungen aufgefrischt, sodass uns das Serum zwischenzeitlich schon aus den Ohren lief und wir nachts neongelb leuchteten 🙂 Sicherlich können wir nicht auf alles vorbereitet sein… uns wird der ein oder andere Virus schon ereilen… aber wir hoffen einfach nur, dass es kleinere Wehwehchen werden. Eine umfassende Reiseapotheke mit Medikamenten für die typischen Erkrankungen wird uns helfen, alles möglichst schnell zu überstehen. So waren die ersten 250 Euro der Reisekasse sinnvoll in unsere Gesundheit angelegt.

  • Das leidige Thema Versicherung

Das Thema Versicherungen ist ein absoluter Graus, zugleich jedoch eine gute Möglichkeit, sich dem eigenen Versicherungswirrwarr nach 10 Jahren einmal wieder anzunehmen und Altlasten zu kündigen, für eine gewisse Zeit stillzulegen oder zu erweitern… Von dem Gedanken, dass unsere bisherige Auslandskrankenversicherung greift, mussten wir uns nach kurzer Recherche schnell verabschieden. Für Reisen über einen Zeitraum von 6 Wochen (je nach Krankenkasse), gibt es sogenannte Langzeit-Auslandskrankenversicherungen. Je nach Alter, Reisezweck, Reisedauer und Reiseziel variieren die Angebote und vor allem die Preise! Wir haben uns letztendlich für einen kompletten „Rundum“- Schutz eines bekannten deutschen Anbieters entschieden… hier schlug einmal mehr das typisch deutsche Sicherheitsdenken der Realistin zu! Somit sind wir zusammen für schlappe 720 Euro unbegrenzt gegen und für alles und jeden versichert… HOFFENTLICH !!!

  • Achtung bei Reisepässen, Führerscheinen und Geldkarten

Sind die Reisepässe noch lang genug gültig? Brauchen wir unsere Führerscheine? Wird ein internationaler Führerschein benötigt? Funktionieren unsere Geldkarten im Ausland? Wieviele Geldkarten nehmen wir überhaupt mit? Sollten wir im Zweifel ausreichend Bargeld mitnehmen? Was machen wir bei Verlust oder Diebstahl wichtiger Dokumente? Wo ist die nächste Botschaft? Wahrscheinlich könnten wir uns noch hunderte solcher Fragen stellen… und es gäbe für vieles irgendeine Lösung! Das wichtigste ist: gültige Pässe – JA, einen internationalen Führerschein – JA, verschiedene Geldkarten mit verschiedenen Konten ohne Probleme im Ausland – JA, ein paar Notgroschen in der Tasche – JA, Internetzugriff für die Lösung aller anderen Probleme – JAAAA!!!

  • Alles rund um die Visa

Unsere Taktik beim Thema Visa – Beschaffung war das chronologische Abarbeiten der Reiseroute. Wir schrieben uns die Einreisebestimmungen eines jeden Landes (gute Grundlage hierfür sind die Reisehinweise der Webseite des Auswärtigen Amtes) in unsere „Mega-Monster-Reise-Mastertabelle“ (wie wir einmal mehr feststellten – ein unbedingtes MUSS für längere Auslandsaufenthalte, da wir sonst den Überblick verlieren) und fingen ein gutes Jahr vorher mit der Beantragung an. Von visumfreien Ländern über einfache Online – Anträge bis hin zu langwierigen Bearbeitungen in den zuständigen Botschaften (inklusive der Abgabe detaillierter Reisepläne, Flugtickets und Gehaltszettel) ist hier alles dabei gewesen! Für unsere Reiseroute entstanden dadurch Kosten von etwa 800 Euro.

Reisen ist die beste Investition in wunderschöne Momente und einzigartige Erinnerungen!

  • Our home is our castle – Was tun mit den eigenen vier Wänden?

Lange haben wir überlegt, was die beste Lösung für unser „Castle“ ist. Beide Wohnungen behalten – auf keinen Fall! Das hieß im gleichen Atemzug mindestens ein Umzug! Den legten wir mit genügend Puffer auf den Monat vor unseren Reisebeginn. Da unsere Freunde gefühlt ständig umziehen, sind wir hier schon geübt! Um unser Klischee – Denken wieder ins Spiel zu bringen… Träumerin sagt: „Das ist doch nicht viel Arbeit, ich habe nicht so viele Sachen. Die 5 Kisten können zu meinen Eltern und das Möbel verkaufen wir einfach! Dann streichen wir schnell (Farbe wurde im Übrigen nach der Quadratmeterzahl der Grundriss-Bodenfläche gekauft *süß*), machen noch sauber und fertig!“ / Realistin denkt: „Zum Glück haben wir im Zweifel einen Monat Puffer, denn das wird uns Nerven kosten und nicht an einem Tag erledigt sein! Wir brauchen mindestens 20 Umzugskisten und einen sehr großen Transporter. Das Streichen der dunkelbraunen Wand wird eine Katastrophe… aber ich lass meinen Lieblingsmenschen erstmal in dem Glauben 🙂 Alles wird gut…“

Letztendlich hat uns die Wohnungsauflösung doch „etwas“ mehr als einen Tag und einige Nerven gekostet. Jetzt haben wir es fast geschafft und sind froh für über unsere Untermieter für die noch bestehende Wohnung. Damit sind die Kosten zu Hause gedeckt und wir müssen uns dahingehend keine Sorgen machen.

  • Der Abschied naht…

Der Beginn unseres Abenteuers heißt zugleich für ein halbes Jahr ABSCHIED nehmen! Auch wenn die Vorfreude überwiegt, bedeutet das, dass wir für einen längeren Zeitraum als gewohnt, nicht so einfach und schnell „zum Mittag zu Mutti“ oder “auf ein Weinchen“ bei Freunden vorbei kommen können. Und das vermissen wir beim Gedanken daran schon heute… Wir haben wirklich tolle Freunde – und das können wir gar nicht oft genug sagen! Ein Teil davon kommt uns sogar irgendwo in der Welt besuchen und der Andere wird wahrscheinlich jeden Tag mindestens einmal an uns denken… Dafür sind wir euch unendlich dankbar! Wir freuen uns schon jetzt auf unseren letzten gemeinsamen Abend mit all‘ unseren Freunde und Familien!

Freunde sind im Übrigen die, die bleiben, wenn man mal eine Zeit lang nicht wie gewohnt in der Nähe ist 🙂