Borneo… Schöner kann Reisen kaum sein!
Wie kamen wir eigentlich auf die Idee, nach Borneo zu reisen…? Hätte der thailändische Sommer anstatt der malaysischen Monsunzeit nicht weitaus mehr Sinn gemacht? Muss man mit vier Freunden, welche ihren Jahresurlaub mit uns verbringen, ein derart ungewisses Ziel ansteuern? Natürlich sind das alles Dinge, die uns beschäftigt haben! Wir wussten, dass wir über den Jahreswechsel Besuch aus der Heimat bekommen und wir wussten bereits vorher, dass wir während dieser Zeit in Malaysia sein werden. Unsere (wirklich tollen – wir können es gar nicht oft genug aussprechen!) Freunde sagten „Wir möchten gern einmal so reisen wie ihr!“ Super, dachten wir uns und sagten: “Wir fliegen mit euch nach Borneo!“ Leider können wir uns nicht mehr ganz genau an die unmittelbaren Reaktionen erinnern… Aber von „Wo ist das?“ über „Oh schön, Indonesien!“ (was nicht ganz falsch ist, denn Borneo teilt sich in drei Länder – Malaysia, Brunei und Indonesien) bis hin zu „Was machen wir dort?“ war alles vertreten. Was allerdings vorerst fehlte, waren die Luftsprünge …die unendliche Freude über unser durchaus spezielles und nicht alltägliches Reiseziel 🙂
„Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.“ (Henry Miller)
Entstanden ist die Idee irgendwann im letzten Winter während einer dieser verregneten, grauen Reisereportagen-Sonntage auf der heimischen Couch. Bei Eis und Chips, eingemummelt in der dicken Decke, lief ein Beitrag über die Küstenregion im Osten der drittgrößten Insel der Welt. Vollkommen überzeugt von der Schönheit und Einzigartigkeit bekam Borneo daraufhin, ohne sich näher mit dem Land zu beschäftigen, einen direkten Platz in unserer Reiseroute. Tropische Regenwälder, seltene Tiere und wunderschöne Strände – kann es bessere Voraussetzungen für ein kleines Abenteuer mit Freunden geben? Der Wunsch nach dem „Reisen wie die 2Weltenbummler“ wurde erhört, war zugleich eine Entscheidung gegen zwei Wochen einfachen Strandurlaub und bedeutete Bewegung… holprige Inlandsflüge, kurvige, mitunter stundenlange Auto- und Busfahrten, Übernachten im Dschungel und der ein oder andere Kampf mit kleinen Krabbeltierchen… hier sollte jeder gegen seine Ängste und Phobien ankämpfen 🙂 Natürlich haben wir nur einen Bruchteil davon vorher verraten… genauso wie wir den aktuellen Reisehinweis des Auswärtigen Amtes für Teile Borneos lieber erst einmal für uns behielten:
“Landesspezifische Sicherheitshinweise – Terrorismus/Entführungen – Von Reisen in den Osten des Bundesstaats Sabah und auf die angrenzenden Inseln wird dringend abgeraten…. In Malaysia besteht weiterhin die Gefahr terroristischer Anschläge. Nach dem Eindringen philippinischer Rebellen in die östlichen Bezirke des auf Borneo gelegenen Bundesstaats Sabah wurde eine Sicherheitszone („Eastern Sabah Safety Zone -ESSZONE-“) eingerichtet. In der ESSZONE kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Entführungen von Touristen (u.a. auf Semporna), Übergriffen auf Polizeikräfte und auf der Insel Pom-Pom auch zur Ermordung eines Touristen. Auch 2018 gab es weitere Entführungen und Entführungsversuche. Es gibt Hinweise, dass eine akute Gefährdung der dortigen touristischen Ziele und auch im Umfeld der ESSZONE besteht. Das Risiko von Überfällen und Entführungen insbesondere in Küstennähe und auf den Inseln bleibt signifikant. In der Sicherheitszone ist mit einem erhöhten Aufkommen von Polizei und Militär zu rechnen. Anweisungen der Sicherheitskräfte sollte unbedingt Folge geleistet werden…”
(Quelle: Auswärtiges Amt – Malaysia)
Ehrlich gesagt, erfuhren wir selbst erst davon, als die komplette Reise schon geplant und die Flüge gebucht waren. Beim Lesen dieses Hinweises (wir erinnern uns, als wäre es gestern gewesen… wir lagen noch im Bett, in unserem Appartement in Chiang Mai/ Thailand) verloren auch wir die Gesichtsfarbe und überlegten zehnmal, ob Strandurlaub in Thailand vielleicht doch die bessere Wahl wäre. Wir erkundigten uns persönlich beim Auswärtigen Amt, lasen sämtliche Online-Recherchen darüber und entschieden uns letztendlich doch für den ursprünglichen Reiseplan. Ob das leichtsinnig war? …keine Ahnung! Wir haben alle wichtigen Verhaltensregeln beachtet, haben gute, sichere Hotels gebucht und die besonders gefährdeten Regionen ausgelassen… Wir haben versucht alle „Gefahren“ weitestgehend zu minimieren. Aber was ist heutzutage Leichtsinn??? Hier brauchen wir schon lange nicht mehr philosophisch zu werden… denn selbst der Besuch des Berliner Weihnachtsmarktes kann, so schlimm das auch klingt, leider tödlich sein! Wahrscheinlich teilt nicht jeder unsere Meinung… aber unter Beachtung gewisser Regeln, kann man so ziemlich jedes Land problemlos bereisen! Fest steht, wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt und sind total stolz und mega glücklich, genau das mit unseren Freunden erlebt zu haben!
„Die besten Erlebnisse entstehen aus den verrücktesten Ideen und werden zu den kostbarsten Erinnerungen.“
Nach unserer gemeinsamen Zeit in der Hauptstadt Malaysias, war ein kleiner Tapetenwechsel dringend nötig. Wir mussten einfach „raus ins Grüne“! Ein knapp dreistündiger Inlandsflug (die asiatischen Winde machen so manche Flüge… naja, nennen wir es speziell) brachte uns nach Sandakan, eine Stadt im Nordosten Borneos. Sandakan ist wahrscheinlich einer der, mit Abstand häßlichsten Orte überhaupt, aber ein verdammt guter Ausgangspunkt für Dschungeltouren und Besichtigungen der letzten wilden Orang Utans und der auf Borneo einzigartigen Nasenaffen. Da die Stadt genau in die oben beschriebene Sicherheitszone fällt, buchten wir das teuerste (aber eben auch sicherste) Hotel der Stadt, das Sheraton. Mit diesem Hintergrund fiel es uns zum Glück nicht allzu schwer, das leise Gemurmel und Gemecker der Mädels beim Bezahlen an der Rezeption zu überhören… Lieber Hummerclub (kleiner Insider, angelehnt an unsere Hautfarbe nach einem übertriebenen Strandtag 🙂 ) …es hatte alles einen Grund …auch dieser Preis! 🙂 Schließlich wollten wir nur das Beste für euch! Zudem entschädigte der Ausblick, der Infinity-Pool UND DAS WETTER (wir erinnern uns, in Borneo ist Regen- und Monsunzeit) doppelt und dreifach!
Borneo – die größte Insel Asiens ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber! Auch wenn wir KEINE studierten Ornithologen sind und NICHT in Tarnhosen, karierten Outdoor-Hemden, Wanderstiefeln und olivgrünem Hut unterwegs sind, können wir behaupten, dass wir dieses Fleckchen Erde in toller Erinnerung behalten!
Unweit unseres Hotels, etwa 30 Autominuten entfernt, befand sich unser erster Anlaufpunkt, das Sepilok Orang Utan Rehabilitationszentrum. Hier werden verwaiste und verletzte Affen aufgenommen und gepflegt. Gegen einen kleinen Obolus, welcher zugleich Spende für Futter und Medikamente ist, werden Besucher entlang kleiner Holzpfade durch das Reservat geführt.
Das geschützte Gebiet gibt den Primaten die Möglichkeit, frei und in natürlicher Umgebung leben zu können… weit weg von wildernden Menschen, abgerodeten Regenwäldern und Palmölplantagen. Um die schüchternen Menschenaffen sehen zu können, muss man sehr viel Glück haben oder pünktlich zur Fütterungszeit da sein… Allein auf unser Glück zu setzen ist erstens nicht sehr deutsch 🙂 und zweitens aufgrund unserer Neugier nicht sehr zuverlässig. Also entschieden wir uns für die sichere Variante… und selbst hier ließen sich nur zwei der gemütlichen Tierchen blicken.
Deren Bezeichnung stammt von dem malaiischen Worten orang = Mensch und utan = Wald ab. Das Erbgut des „Waldmenschen“ ist zu gut 97 Prozent mit unserem identisch! Interessanter Fakt zum Nachdenken: Männer ähneln dem Affen genetisch um einiges mehr als Frauen! 🙂 Doch ist genau diese Ähnlichkeit zu uns Fluch und Segen zugleich? Ist es tatsächlich diese Gleichheit, welche die Menschheit antrieb, den Großteil dieser Tiere einfach auszurotten? Während sie vor Jahren noch in großen Teilen Südostasiens lebten, begrenzt sich die natürliche Population heute NUR noch auf die Inseln Sumatra und Borneo! Uns Fasziniert der Anblick dieser Tiere, was uns noch weniger verstehen lässt, warum wir so viel davon ohne Sinn und Verstand aus reiner Habgier einfach zerstören!
Ähnliches Schicksal traf auch die kleinsten Bären der Welt, die sogenannten Malaien- oder Sonnenbären. Auch diese Gattung findet in einem der Nationalparks der Insel Zuflucht und Schutz.
Diesen Schutz benötigen definitiv auch die mit Abstand häßlichsten, aber auch irgendwie liebenswertesten Affen Borneos! Auf der Liste unserer kleinen Reisegruppe stehen die Nasenaffen auf jeden Fall ganz oben! Sogar so weit oben, dass sie für mindestens ein Drittel den kompletten Urlaub „retteten“ und nun als Andenken für immer mitgetragen werden 🙂
Nasenaffen gibt es ausschließlich auf der Insel Borneo. Deren Merkmal, die spezielle Nase 🙂 …diese ist allerdings nur bei den Männchen derart ausgeprägt und dient wahrscheinlich der sexuellen Anziehungskraft… Forscher behaupten, je größer die Nase, desto besser die Chance bei den Mädels! Erinnert euch das auch an ein bekanntes Sprichwort mit „Nase des Mannes und Johannes“…? Liegt der Ursprung dieser großartigen, intelligenten Weisheit etwa bei diesen tollen Tierchen…? 🙂
Egal, welchen Zweck die Natur damit erreichen möchte… Wir könnten auf jeden Fall stundenlang hier sitzen und einfach nur zuschauen! Das nennt man wohl LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK…
„Schönheit ist durchsichtig. Man kann ein häßliches Gesicht haben und trotzdem wunderschön sein!“
Mit diesen tollen Erlebnissen zieht es uns noch weiter in den Dschungel… diesmal mit Übernachtung und nächtlicher Bootstour. Unsere Mädels hatten wirklich keine Ahnung, was sie erwartet. Während die Hälfte anfangs noch dachte, dass „Schlafen im Dschungel“ einer Nacht unter freiem Himmel im gefährlichsten Dickicht des Regenwaldes gleichkommt und sich bereits Gedanken machte, wie man das alles am besten überlebt, buchten wir schon einmal unsere „sicheren“ Bungalows am Flussufer 🙂
Was wir vor zwei Tagen noch in Rehabilitationszentren beobachteten, fanden wir hier in völliger Wildnis und Freiheit! Wir6… mitten im schönsten Märchen… dem Dschungelbuch!
So unglaublich schön und einzigartig ist Borneo… Auch wir müssen erst einmal verstehen und realisieren, was wir hier eigentlich erleben dürfen! Affen sind für viele nichts Besonderes. Immerhin können wir viele Arten davon jederzeit im Zoo sehen. Alles ist für die moderne Menschheit irgendwie jederzeit zugänglich, nahezu nichts ist mehr besonders… Das stumpft uns auf beängstigende Art und Weise ab und nimmt uns das Gefühl für einzigartige NATÜRLICHE Erlebnisse wie diese. Das hier sind keine exportierten, künstlich aufgezogenen Affen hinter Gittern! Wir sehen hier keine Tiere, dessen Bestand unendlich ist! Wir werden genau in diesem Moment Zeuge vom echten, natürlichen, wilden Leben bedrohter Tierarten, welche es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit in ein paar Jahren so nicht mehr geben wird! Das zu verstehen, zu verinnerlichen und als „besonders“ einzuschätzen ist tatsächlich erschreckend schwierig…
Selbst nachts offenbart sich der Dschungel noch einmal von einer komplett neuen Seite!
Doch auch jetzt ist das Abenteuer mit den Weltenbummlerinnen keineswegs vorbei! 🙂 Wer reisen möchte wie wir, muss auch folgende Tagestour mitmachen:
- Bootsfahrt durch den Dschungel bei Sonnenaufgang (ca. 2 Stunden) – wahrscheinlich haben wir um diese Uhrzeit noch so grausam ausgesehen, dass sich kaum ein Tier gezeigt hat 🙂
- Start Richtung Strandvilla mit dem Minibus (ca. 1 1/2 Stunden) – hier ist anzumerken, dass es in Strömen geregnet hat, der Scheibenwischer kaputt war, der Fahrer absolut NICHTS gesehen hat und trotzdem gefahren ist, als wäre strahlender Sonnenschein!
- Aussetzen mitten im Nirgendwo an einer großen Kreuzung, ohne zu wissen ob man dort jemals wieder abgeholt wird (ca. 1 1/2 Stunden Wartezeit)
- Weiterfahrt mit dem Reisebus (ca. 5 Stunden) – hier saßen wir inmitten von ungefähr 50, wahrscheinlich schwerhörigen Malaien mit einer Vorliebe für Actionfilme in vierfacher Kinolautstärke
- Letzte Etappe mit dem Taxi (ca. 1/2 Stunde) – wer behauptet, ein Taxi für vier reicht nicht für sechs Leute inklusive Gepäck, der irrt sich definitiv!
All‘ das haben die Mädels ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen… Okay, der Blockbuster in Diskolautstärke und die hundertste Serpentine bergabwärts haben zwischendrin für etwas Unmut gesorgt… aber wir sind wirklich richtig stolz auf unseren kleinen Hummerclub! Das Abenteuer „Reisen wie Wir2Weltenbummler“ wurde bravurös gemeistert! Jetzt darf die nächsten sechs Tage ordentlich am Strand relaxed werden!
Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle noch einmal kurz daran erinnern, dass gerade Regen- und Monsunzeit in Borneo ist!
Selbst beim Insel-Hopping blieben wir immer auf der Sonnenseite! Direkt vor der Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sabah, Kota Kinabalu, liegt der Tunku Abdul Rahman Marinepark. Ein wahrer Traum zum Schwimmen, Schnorcheln und Relaxen! Zwischen den kleinen paradiesischen Inseln herrscht eine Art Taxiverkehr mit dem Boot (leider auch ein willkommenes Fressen für hunderte chinesische Nichtschwimmer – zum Glück sind die flachen Bereiche im Meer immer gut eingezäunt, sodass keiner der von Kopf bis Fuß bekleideten, bloß nicht braun werdenden, in Schwimmwesten wild umher paddelnden, immer fotografierenden kleinen „Monstern“ verloren geht!). Unsere Wahl fiel auf die Inseln Mamutik und Manukan. Wir begegneten der Familie von Nemo, machten Bekanntschaft mit dem größten Waran der Insel und erlebten einen wunderschönen Tag inmitten von tollen Stränden und einer in Teilen gut erhaltenen Unterwasserwelt.
Mehr Glück kann man wirklich nicht haben! Wir erwarteten eine regenreiche und im wahrsten Sinne des Wortes, sowie in jeglicher Hinsicht „stürmische“ Zeit, hatten schon fast Panik vor mies gelaunten Regenwetter-Gesichtern und suchten bereits nach anderen Ausweich-Zielen auf der Sonnenseite… Doch uns wurde, zusammen mit vier tollen Menschen, die wohl BESTE ZEIT in Malaysia geschenkt! Wir hatten unglaublich tolles Wetter, wunderschöne Unterkünfte und einzigartige, unvergessliche Erlebnisse… Alle blieben über den kompletten Zeitraum gesund, es ging nichts Wichtiges verloren oder kaputt UND DAS WICHTIGSTE… wir haben uns tatsächlich noch einmal von einer anderen Seite kennengelernt… das mag sich komisch anhören aber selbst die längsten Freundschaften entdeckten in den drei (wirklich intensiven) Wochen komplett neue Eigenschaften, Macken und Verhaltensweisen! Wir können noch immer mit viel Stolz behaupten, dass wir „ziemlich beste Freunde“ sind! 🙂 Ja… Wir2 vermissen euch sogar schon wieder!
„Es gibt Menschen, die man mit der Zeit vergisst. Es gibt aber auch Menschen, mit denen man die Zeit vergisst.“
DANKE FÜR DIE WUNDERSCHÖNE ZEIT!