Fahre in die Welt hinaus, sie ist fantastischer als jeder Traum.
Ray Bradbury
Ein guter Monat ist seit unserer Rückkehr mittlerweile vergangen… fünf Wochen voller Freude, schöner Momente und gemütlicher Stunden mit den Lieben zu Hause. Wir genießen es zu einhundert Prozent in gewohnter Umgebung zu sein, wir fühlen uns wohl zu Hause und wir versuchen, die Arbeit wieder als Teil unseres Lebens zu akzeptieren…
Doch was passiert eigentlich in unseren Köpfen…? Im ersten Moment erscheint alles so normal, unser Umfeld begegnet uns, als wären wir nie weg gewesen. Doch unsere Seelen arbeiten, sie sind durcheinander, finden sich in einigen Abläufen nur schwer zurecht. Wir fühlen uns irgendwie „zwischen den Welten“ und realisieren mehr und mehr, dass uns das Reisen unbewusst verändert.
Das Schöne am Reisen ist, dass du nie so zurückkommst, wie du gegangen bist.
Woran denken wir, wenn wir während Besprechungen mit Kollegen mehr und mehr abschweifen… an was erinnern wir uns, wenn wir dem deutschen Hamsterrad wieder Einkehr gewähren müssen? Wir haben das große Glück, in einer Kiste unendlich vieler wundervoller Erinnerungen graben zu können. Unser persönlicher Zufluchtsort ist meist die Südsee! Es ist die jüngste aller Erinnerungen und der komplette Gegensatz zum heimischen Alltag! Unser persönlicher „Happy Place“, unser gemeinsamer Treffpunkt, wenn der Alltag zu viel wird, unser Versteck, wenn niemand uns finden soll…
Der Südpazifik… ein Sehnsuchtsort mit den weißesten Stränden und den blauesten Lagunen. Wir sitzen auf unserem Paddelboard und lassen uns einfach treiben. Inmitten der buntesten Fische im kristallklaren Wasser sind wir unendlich glücklich, grenzenlos frei und mehr als zufrieden. Wir lächeln uns an und realisieren nur langsam, dass dieser Moment die Erfüllung eines absoluten Lebenstraumes ist!
Als Südpazifik, oder im deutschen Sprachgebrauch auch Südsee, Ozeanien oder Polynesien, wird die südwestliche Inselwelt des Pazifischen Ozeans bezeichnet. Was für viele der Inbegriff einer wundervollen Reise in das Paradies ist und aufgrund der Entfernung von ungefähr 15.000 Kilometern meist ein Traum bleibt, sollte für uns tatsächlich Wirklichkeit werden… Schon lange Zeit vor dem Start unseres großen Abenteuers stand fest, dass wir die letzten Tage unserer Reise gern auf einer Insel in der Südsee verbringen möchten. Was von Deutschland eine Anreise von über 30 Stunden bedeutet, ist von Neuseeland in nur fünf Stunden erledigt… ein Grund mehr, diese Chance definitiv zu nutzen! Allein der Weg nach Aitutaki ist ein echtes Erlebnis, welches wir wohl nie vergessen werden…
Obwohl es keineswegs der erste Flug mit einer kleineren Maschine für uns war, ist es hier, inmitten des Pazifiks doch noch etwas speziell 🙂 Aber wer in das Paradies möchte, muss auch eine „etwas“ holprige Anreise in Kauf nehmen. Die Piloten der Air Rarotonga haben im Übrigen die Einstellung: „Je bewölkter und stürmischer der Himmel, desto schöner wird der Flug!“ Endlich etwas Action in dem friedlichen Inselparadies! Nicht gerade vertrauenswürdig, diese Aussage…? Wer Ski fährt und schon einmal auf der Buckelpiste unterwegs war, kann sich ungefähr vorstellen, wie wir in der Saab 340 (im Übrigen hintereinander) 40 Minuten unseres Lebens ganz fest an eine sichere Ankunft geglaubt haben und eine von uns sogar einen kurzen Moment den Ansatz eines kleinen Gebets in sich gemurmelt hat.
Die kleine Insel Aitutaki hat etwa 1900 Einwohner und ist mit einer Fläche von 18 Quadratkilometern die sechstgrößte der Cookinseln. Verwaltungstechnisch gehören diese zu Neuseeland, verfügen aber dennoch über ein eigenes Staatswesen. Als so genanntes gekipptes Atoll, befindet sie sich am Rande einer großen Lagune. Dazu gehören noch 15 kleinere Inseln (Motus), wovon drei vulkanischen Ursprungs sind und zwölf Koralleninseln. Auf Wikivoyage heißt es: „Aitutaki zählt zu den schönsten Lagunen der Welt. Fragt man die Insulaner, so ist es natürlich die schönste der Welt. Es gibt auf der Insel keinen Massentourismus und die Hotels oder Bungalowanlagen sind sehr klein. Von daher ist die Insel ein Ort der Entspannung und es ist kein Problem am Strand fast allein zu sein.“ All‘ das können wir tatsächlich zu hundert Prozent bestätigen!
Auf die Frage, was wir eigentlich den lieben langen Tag in der Südsee machen, haben wir leider nur eine kurze, langweilige und unspektakuläre Antwort… nämlich NICHTS 🙂 Wir wohnen in einer kleinen Hütte am Strand, liegen im Sand, genießen die wohl schönste Badewanne der Welt direkt vor unserer Haustür, paddeln entlang des Korallenriffs, beobachten die Meeresbewohner und freuen uns über das SÜSsE NICHTSTUN.
Wir spazieren durch das kristallklare Wasser, fahren mit den Einheimischen auf die umliegenden Inseln, gehen Schnorcheln und radeln ab und an in den nächsten Inselmarkt. Viele Dinge, speziell Lebensmittel, sind hier bis zu achtmal so teuer wie in Deutschland. Gesunde, frische Verpflegung und Getränke sind eine Art Luxusgut. Da die Cookinseln einfach zu wenig Platz für Industrie, große Felder und üppige Weiden bieten, muss hier fast alles importiert werden… und das kostet! Als Fan von Instant-Nudeln und sonstigem Dosenfutter kann hier trotzdem jeder zu einigermaßen normalen Preisen einkaufen… der traurige Beweis dafür sind die Südsee-Insulaner selbst. Die Einheimischen zählen nachweislich zu den weltweit dicksten Menschen und gehören zu den Spitzenreitern dieser bitteren Statistik. Ein Mix aus mangelnder Bewegung (hier wird trotz der kurzen Strecken alles mit dem Auto oder Roller gefahren) und zu viel ungesunder Nahrung stellt die Bevölkerung früher oder später vor neue Herausforderungen. Die Meinung der Polynesier selbst ist allerdings, dass die Übergewichtigen gute Menschen sind, weil ihnen Nahrungsmittel als Geschenk gegeben wird. Hier gilt das Dicksein noch als echtes Statussymbol. Allein die positive, fröhliche und unbekümmerte Grundstimmung, welche wir bereits mit Ankunft am Flughafen durch sanfte Südsee – Ukulelen – Klänge und herzhaft lachende Menschen einfangen dürfen, lässt das ganze Leben hier völlig sorgenfrei erscheinen. DIE LEICHTIGKEIT DER SCHWERGEWICHTE – Eine einzigartige Lebenseinstellung inmitten des Südpazifiks!
Glücklich oder unglücklich sind wir nicht durch unsere Lebenslage, sondern durch unsere Einstellung zum Leben.
Asiatisches Sprichwort
Selbst die Aneinanderreihung hunderter positiver Eigenschaftswörter, würden unsere Zeit, unsere Eindrücke, unsere Gefühle und Gedanken hier nicht annähernd wiedergeben könnten. Wir wissen nicht, ob es irgendwann, irgendwie und irgendwo noch Orte für uns geben wird, welche eine derartige Schönheit, Einzigartigkeit, Besonderheit und Bedeutsamkeit ausstrahlen. Für uns ist die Südsee mehr als nur ein Stück Südpazifik. Sie ist der Abschluss einer wundervollen, abenteuerlichen, beispiellosen, einmaligen, außergewöhnlichen, unvergleichlichen, aufschlussreichen, sensationellen und vor allem unvergessenen Zeit zu zweit!
Glücklich und stolz blicken wir zurück auf das wohl größte Abenteuer unseres Lebens. Zwischen all‘ den Erlebnissen, Eindrücken und Geschichten haben wir gelernt, viele Dinge auf dieser Welt einfach so hinzunehmen, wie sie sind. Wir wissen mehr denn je, dass wir zusammen gehören, sind um einiges reicher an Erfahrungen, Toleranz sowie Respekt und blicken gemeinsam in ein und dieselbe Richtung. Am Ende können wir mit einem breiten Lächeln behaupten, die wohl wertvollste Erkenntnis erlangt zu haben… nämlich zu wissen, wo Wir2 hingehören… an den Ort, wo unsere Familien und Freunde immer auf uns warten werden… UNSERE HEIMAT!
Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden.
George Moore
Man sollte sich mehr Zeit für die wichtigen Dinge im Leben nehmen. Reisen, Entspannung, gutes Essen und Zeit am Meer mit dem Lieblingsmenschen.