Der Süden Kambodschas – Chinesisches Bauland, Romantik und Phnom Penh

Der Süden Kambodschas – Chinesisches Bauland, Romantik und Phnom Penh

Mit dem Nachtbus… nein falsch… mit dem „Hotelbus“, wie es in der Buchung wunderbar, fast gemütlich anmutend, beschrieben wurde, knapp 500 Kilometer durch das halbe Land in Richtung Süden zum Strand. Geplante Fahrtzeit: 11 Stunden – wir wären aber schließlich nicht in Südostasien, hätte diese Reise keine Überraschung für uns parat! Denn auf unserer Tour (die wir übrigens nur buchten, um im Bus, in Anbetracht der Fahrtzeit, einigermaßen waagerecht liegen und schlafen zu können) durften wir nach ziemlich genau fünf Stunden das Gefährt wechseln und saßen wieder genauso aufrecht wie in jedem anderen Bus! Die Transportwege und -mittel der Asiaten sind eben immer wieder unergründlich… Und wir sind mittlerweile wirklich beide an dem Punkt (nach gut 3 Monaten 150 % Südostasien), an welchem wir DAS definitiv nicht vermissen werden! Aber zumindest vertragen die Kambodschaner, im Gegensatz zu den Birmesen, das Busfahren… sodass uns diese Geräuschkulisse hier weitestgehend erspart bleibt!

Aus den veranschlagten 11 Stunden wurden erwartungsgemäß mehr, nämlich gute 13, was uns nach dieser Zeit allerdings kaum noch tangiert. Schließlich ist der Weg das Ziel 🙂 Und während dieser für südostasiatische Verhältnisse echt moderat war, entpuppte sich die Destination als wahrer Alptraum! Geschockt, traurig, wütend und furchtbar enttäuscht… das alles in ziemlich intensiver Mischung empfanden wir bei unserer Ankunft in Sihanoukville, der fünftgrößten Stadt des Landes. Mit rund 90.000 Einwohnern galt das Städtchen am Golf von Thailand inklusive der vorgelagerten Inseln einst als echter Geheimtipp. Doch Sihanoukville ist zum Inbegriff einer rasanten, völlig unkoodinierten, stillosen Entwicklung geworden… die gnadenlose chinesische Bauwut ist unaufhaltsam und überrollt den kompletten Ort. Genau hier, genau an dieser Stelle, hat Kambodscha seine Seele verkauft!

Wir wohnten in einer kleinen, italienisch – kambodschanisch geführten Bungalow-Anlage (also ehrlich gesagt waren es genau drei Bungalows, wodurch das Wort „Anlage“ etwas hochgegriffen ist) außerhalb der Stadt, in Otres Beach… eine kleine Oase inmitten des auch hier bereits angekommenen Baubooms chinesischer Investoren. Der Reiseführer bereitete uns bereits gut auf das Backpacker-Paradies vor, dennoch ahnten wir nicht im Entferntesten, in welcher Hippie-Kommune wir hier landeten! Dreadlocks, Hanfhosen, Komm-ich-heute-nicht-komme-ich-vielleicht-Morgen-oder-gar-nicht-Einstellung, Love und Peace an jeder Ecke, alle haben sich furchtbar lieb und schauen mitunter durch eine kleine Cannabis-Brille 🙂

Uns war durchaus bewusst, dass Kambodscha ein sehr beliebtes und typisches Backpacker-Ziel ist… aber das sind Thailand oder Vietnam auch… und dennoch ist es nicht einmal annähernd vergleichbar. Uns fehlten richtiggehend die Worte zwischen all‘ den schrägen, hängen gebliebenen Aussteigern. Nie zuvor haben wir das so extrem wahrgenommen wie hier. Da wir tolerant sind (und über Dinge hinweg sehen, welche wir eh nicht ändern können – Lektion Nummer 1 auf Reisen!), akzeptieren wir das natürlich… was bleibt uns auch übrig! Aber ist es nicht verrückt, dass die Atmosphäre an diesem Ort so extrem ist, dass wir uns fast unwohl fühlen! Und das Schlimmste daran ist doch, dass es durch Menschen ausgelöst wird, welche sich hier festsetzen und scheinbar absolut nichts mit der Identität dieses wunderschönen Landes verbindet! …oder kam Bob Marley etwa aus Kambodscha…? 🙂

So verkürzten wir unsere Zeit auf dem Festland, blieben nur eine Nacht und flohen auf eine der Inseln, Koh Rong Sanloem. Die Anzahl des oben beschriebenen Typs Mensch wurde nicht wirklich weniger… aber dafür gab es keine Großbaustellen und die Insel bot genug Platz für Alle.

Auf Koh Rong Sanloem gibt es (noch) keine Hotels… es gibt keine geteerten Straßen, keine Autos und keine Geldautomaten. Noch herrscht hier Frieden im Paradies und das genießen wir auch! 

Eine kleine einstündige Trekkingtour durch den Dschungel führt uns zur anderen Seite der Insel zur sogenannten „Clear Water Bay“. Eine völlig unberührte Bucht, nur über diesen Weg oder per Boot erreichbar. Sand, wie er weicher und feiner nicht sein kann… Kennt ihr diesen Sand, der eine Art angenehmes Quietschgeräusch macht, wenn man auf ihm läuft? Oft wird das auch als „singen“ bezeichnet und entsteht durch ausgesprochen kleine, speziell geformte Sandkörner… ein wirklich wunderbares Gefühl unter den Füßen, welches es nicht an allzu vielen Stränden gibt.

„Quietschender Sand (engl. squeaky sand) ist ein geologisches Phänomen… Sand kann unter gewissen Bedingungen beim Begehen unter den Füßen quietschen… Bedingung sind ein durchlässiger nichtbindiger Untergrund, eine bestimmte Art von Quarzsand ohne Kalkanteil sowie eine bestimmte Korngröße (etwa 150–500 Mikrometer). Der Sand muss in einer nach Korngrößen geschichteten, sogenannten gestörten Lage (hervorgerufen meist durch Wind) liegen, einen bestimmten Feuchtigkeitsgehalt aufweisen und zu einer glatten und abgerundeten Oberfläche verwittert bzw. abgeschliffen sein. Das Quietschen des Sandes entsteht durch mechanische Beanspruchung, also den beim Darüberlaufen eingetragenen Druck und die dadurch hervorgerufene Reibung zwischen den Körnern.“ (Quelle: Wikipedia)

Doch Schneisen der Verwüstung lassen vermuten, dass auch hier ganz bald nichts mehr so ist wie jetzt. Die Chinesen investieren in die Insel, gefolgt vom ersten Bagger, welcher das Eiland erreicht hat. Die jetzigen Besitzer der kleinen Hostels und Bungalows sprechen mit gespaltener Zunge. Einerseits hören wir Sätze wie: „Das ist der Anfang vom Ende!“ und andererseits Aussagen wie: “Doch dieses Land braucht finanzielle Unterstützung! Keiner hat sich bisher für Kambodscha interessiert und jetzt tun es die Chinesen! Vielleicht sollten wir auch dankbar sein! Es ändert sich endlich was!“

Ja, wahrscheinlich muss man die Entwicklung tatsächlich aus beiden Perspektiven sehen und hoffen, dass das alles irgendwie im Gleichgewicht bleibt… Wir sind dennoch froh, die Insel in diesem „Ur“- Zustand erleben zu dürfen.

Vom Meer an den Fluß… die nächste Etappe steht an… mit dem Ziel: Kampot. Beschrieben wird dieser Ort als gemütliches Städtchen mit zahlreichen, gut erhaltenen Bauten aus der französischen Kolonialzeit. Wir suchten uns ein kleines Hotel am Rande der Stadt – wie ihr ja schon wisst, können wir Menschen nicht leiden 🙂 und suchen uns oft sehr kleine, abgelegene Unterkünfte, wenn wir die letzten vier Monate einmal rückblickend betrachten, haben wir fast immer in Hotels oder kleinen Appartements geschlafen… wir können uns einfach nicht unter dem Deckmantel des „Backpackers“ verstecken… so gesehen lässt uns lediglich der Rucksack auf den Schultern wie einer aussehen… in Wirklichkeit haben wir wohl nichts gemeinsam… UND WIR STEHEN DAZU! Hostels, Gemeinschaftsbäder, Menschen kennenlernen und ständiger Smalltalk ist leider überhaupt nichts für uns. Unsere Zeit auf Reisen ist endlich und das leben wir auch!

Das ist übrigens eine Unterkunft der Kategorie TRAUMHAFT SCHÖN! Und außerhalb des Zentrums hieß in dem Falle eine 20-minütige TukTuk-Fahrt über einen Acker, welcher irgendwann, in vielen Jahren mal eine Straße werden will. Zu Schade für die eigentlich schöne Stadt Kampot, denn wir verließen dieses wunderschöne Fleckchen Erde nur für ein paar Stunden… und das ist nach fast vier Monaten on Tour völlig normal! Irgendwann kommst du an einen Punkt, an welchem du einfach dieses Gefühl, etwas verpassen zu können, nicht mehr hast! Hier zählt einfach nur der Moment…

Schweren Herzens verlassen wir dieses Paradies um die letzten Tage im Großstadtdschungel der Hauptstadt Phnom Penh zu verbringen. Wir sitzen mit 15 weiteren Leuten in einem Bus für 10 Personen (was die Bequemlichkeit schon erahnen lässt), lauschen dem Zischen beim Öffnen der Bierdosen und atmen den Staub und Smog der völlig überfüllten Straßen während sich englische und deutsche Backpacker ihren nächsten Joint drehen. Genervt von der Gesamtsituation und von zu viel „alternativ“ bewundern wir immer wieder die Geduld der Kambodschaner. Im Grunde ist dieses Volk nach wie vor in der Position, das zu tun, was andere sagen. Sind es nicht die Touristen, so ist es der chinesische Investor oder der vietnamesische Vorgesetzte. Der typische Kambodschaner ist zurückhaltend, freundlich, ehrlich und sehr bescheiden. Um das Land, die Menschen und die Kultur besser verstehen zu können, befassen wir uns mit dem dunkelsten Teil der Geschichte. Es ist gerade einmal 40 Jahre her, dass in Kambodscha einer der grausamsten Völkermorde sein Ende fand. Unter dem Regime Pol Pots fanden fast 3 Millionen Menschen den Tod… Die „perfekte Revolution“ sollte es werden. Die Menschen wurden verfolgt, vertrieben, gefoltert, gequält, ermordet und bestialisch hingerichtet… und das durch die eigenen Landsmänner, größtenteils sogar durch Kinder, welche in Zeiten des Terrors zu hörigen Soldaten gemacht wurden… einige noch keine 11 Jahre alt! Mit dem krankhaften Gedanken, einen kommunistischen Agrarstaat zu errichten, wurden innerhalb kürzester Zeit Tausende Menschen ermordet und Millionen Menschen aus den Städten vertrieben und zur Landwirtschaft gezwungen. Pol Pot erklärte das Geld als wertlos und setzte absolute Willkür an dessen Stelle. Als sicheres Todesurteil galten zu jener Zeit unter anderem Intelligenz, ein angesehener Beruf, eine eigene Meinung, weiche Hände, saubere Kleidung und eine Brille… Jeder vierte Kambodschaner verlor zwischen 1975 und 1979 sein Leben!!! Während des Besuchs des ehemaligen Folgergefängnisses Tuol Sleng verschlug es uns die Sprache. 

 

Nur wenige wussten, was sich zu jener Zeit hinter den Mauern abspielte. Fadenscheinige Vorwürfe des Staatsverrats oder sonstige Belanglosigkeiten führten hier täglich zu den grausamsten Foltermethoden bis hin zum Tode. Wie die Tiere wurden die Gefangenen hier aneinander gekettet und eingesperrt.

Überlebte man die Folter, wurde man nachts mit verbundenen Augen mittels eines LKWs auf die Felder, außerhalb der Stadt gefahren. In dem Glauben, man bekomme ein neues zu Hause, machte sich Hoffnung breit. Doch in Wirklichkeit waren diese Orte nichts anderes als riesige Hinrichtungsstätten und tragen heute den Namen „Killing Fields“. Die Tötungsmethoden der Roten Khmer erinnern an ein bestialisches Massaker. Da der Einsatz von Schusswaffen aufgrund des Munitionsverbrauchs zu teuer war, wurde jeder vorstellbare harte Gegenstand benutzt, um Millionen von Leben zu beenden.

Eines der ausgehobenen Massengräber

Eigentlich möchten wir gar nicht weiter darauf eingehen… die Erzählungen der Stimme des Audioguides an einem Ort, welcher so viel Grausames gesehen hat, verursacht richtige Gänsehaut. Es kommt uns ein Besucher entgegen, welcher seine Tränen nicht mehr halten kann, als er auf den großen Baum mit dem Schild „Killing Tree against which executioners beat children“ zugeht. Das Leben hunderter Kleinkinder wurde an diesem Baum, im wahrsten Sinne des Wortes, zerschmettert! Kaltblütiger kann Völkermord tatsächlich nicht sein!

„Auch heute noch sind viele Massengräber nicht ausgehoben und die Toten nicht angemessen bestattet… Immer noch spült der Regen Kleidungsfetzen und Knochen aus dem Boden der Killing Fields, alle paar Monate werden sie eingesammelt. Manche Gebeine werden öffentlich ausgestellt.“  (Quelle: Spiegel Online)

Rund um diesen See befinden sich auch heute noch „unberührte“ Massengräber

An solchen Tagen sind wir wirklich „satt“, ziehen uns zurück und halten uns vor Augen, in welcher behüteten Heimat wir leben dürfen! Doch das Volk hier blickt nach vorn und hat diese Zeit ein Stück weit hinter sich gelassen. Vielleicht ist es diese grausame Vergangenheit, welche das Land, aber vor allem die Menschen auf eine ganz spezielle Art und Weise besonders macht. Wir sind froh und glücklich darüber, dass wir den Sprung „zurück“ gemacht haben und all‘ das noch sehen und erleben durften! Die letzten Tage genießen wir in unserem kleinen, wunderschönen Appartement im Herzen Phnom Penhs.

Von einer Stadt, welche der Moderne mit aller Macht (und viel chinesischem Geld) hinterher jagt, geht es für uns nun weiter in eines der reichsten und modernsten Länder der Welt… Wir freuen uns auf SINGAPUR!

Wieder zu zweit allein… und nun?

Wieder zu zweit allein… und nun?

Unsere lieben Freunde machten sich auf den Weg zurück in die Heimat. Und da standen wir nun… verlassen, weinend und bis zum letzten Blickkontakt winkend am Flughafen in Borneo… irgendwie planlos, leer und überfordert. Der Abschied vor über drei Monaten war schon schwer, aber das hier warf uns für einen kurzen Moment komplett aus der Bahn. Als wäre das Reisen zu sechst zur Normalität geworden, als wäre das alles nie anders gewesen… so mussten wir uns erst einmal sammeln, neu sortieren und vor allem nach vorn schauen! Wir hatten glatt vergessen, wie sich das anfühlt, zu zweit, ganz allein zu sein…

 Wir ließen die wunderschöne Zeit noch einmal Revue passieren, freuten uns über all‘ die schönen gemeinsamen Momente und immer bleibenden Erinnerungen aus Malaysia. Eine willkommene Aufmunterung an diesem Abend (und auch heute noch), ist die Abschiedsrede für einen, in unserem Pool ertrunkenen, kleinen Gecko… verfasst von unserem jüngsten Reisegruppen-Mitglied. Vielen Dank, dass du uns (in Anbetracht dieser traurigen Tatsachen – sowohl des Verlusts unseres Haustieres, als auch der Heimkehr der Mädels) so sehr zum Lachen gebracht hast und das auch immer noch tust!

Das Grab unseres kleinen Freundes

Diesen Abschiedsbrief konnten wir euch einfach nicht vorenthalten! Wir danken der jungen Autorin 🙂

Wir haben wirklich bis zum letzten Tag überlegt, was wir während der kommenden drei Wochen machen möchten. Wir hatten absolut keine Ahnung! Einerseits ein tolles Gefühl… andererseits irgendwie auch nicht! Es war noch nichts geplant (das macht im Kopf der Realistin so gar keinen Sinn – keine Struktur, kein Ziel – “Das geht doch gar nicht!”). Uns stand jede Option offen (eindeutig zu viel Spielraum für die Träumerin! – ihr ahnt nicht, wieviele Ziele in drei Wochen passen können). Die ursprünglichste Idee war, auf dem malaiischen Festland zu bleiben und zum Beispiel in ein Hilfsprojekt zu investieren. Leider muss man als unterstützende Arbeitskraft in Elefanten-Aufzucht-Stationen, Schulen oder anderen Organisationen sehr tief in die Tasche greifen, was unserer Meinung nach etwas den Sinn verfehlt und deswegen von der Liste weichen musste. Danach dachten wir, weil uns Borneo so gut gefallen hat, dass wir einfach auf der Insel bleiben… aber letzten Endes hat sich dieser Plan ohne die vier Mädels irgendwie falsch angefühlt. Wir wollten unsere Zeit in Malaysia als Gemeinsame – zusammen mit unserem kleinen Hummerclub – in Erinnerung behalten… und entschieden uns aufgrund dessen für einen kompletten Tapetenwechsel! Wir zogen ein Land aus der “Da-möchten-wir-unbedingt-noch-hin-Box, welches wir vor zwei Monaten übersprungen haben… AUF GEHT’S NACH KAMBODSCHA!!!

 

Kurzer Faktencheck

 

  • Fläche: etwa halb so groß wie Deutschland 
  • Einwohner: ungefähr 15 Millionen
  • Religion: 95% Buddhisten 
  • Staatsform: Konstitutionelle Monarchie (das heißt, dass die Macht des Monarchen durch eine Verfassung geregelt wird)
  • Geschichte: ein Land, welches bis in die 90er Jahre nur besetzt, gefoltert und unterdrückt wurde, die Bevölkerung hat den Glauben in den eigenen Staat verloren und beginnt nun so langsam selbstständig, selbstbewusst und stark zu werden

 

Vom eher fortschrittlichen Schwellenland Malaysia bewegen wir uns (im wahrsten Sinne des Wortes) ZURÜCK nach Kambodscha. Voller Vorfreude sind wir glücklich mit unserer Entscheidung! Wir sind schnell wieder im “Alltag zu zweit” angekommen und starten unsere Tour in Siem Reap, nahe der Tempelanlage Angkor Wat. Wir wollen es langsam angehen und haben für die ersten Tage ein niedliches kleines Hotel gebucht. Das Taxi zur Abholung am Flughafen steht bereit, der Fahrer grinst uns an und heißt uns Herzlich Willkommen… wie haben wir das vermisst!

 

 

Die komplette Tempelanlage rund um das namengebende und bekanntesten Bauwerk, Angkor Wat umfasst eine Größe von etwa 200 Quadratkilometer und diente einst, im wohlhabenden Reich der Khmer, als Staatstempel des Königs. Angkor Wat fungiert auch heute noch als bedeutendes nationales Symbol, welches das heutige kambodschanische Volk repräsentiert. Voller Stolz ist es als Abbildung in staatlichen Zusammenhängen wie zum Beispiel auf der Nationalflagge und den Geldscheinen zu finden. Ausgeklügelte, intelligente Bewässerungssysteme rund um die verschiedenen Tempelanlagen verhalfen dem Volk damals zu hohen Ernteerträgen, Reichtum und Ansehen. Historiker behaupten, das Angkor zu dieser vorindustriellen Zeit die erfolgreichste und wohlorganisierte Zivilisation weltweit gewesen sei. Für eine derart bewundernswerte Geschichte nehmen wir uns viel Zeit, ein TukTuk für die langen Wege und zwischendrin die nötige Ruhe am Pool im Hotel. 

 

 

Nummer eins auf unserer Tempel-Liste ist der neuzeitliche Inbegriff der Verbindung Kambodschas mit der westlichen Welt. Ta Prohm – der Schauplatz des Hollywood-Streifens Tomb Raider und ein Muss für jeden Angelina Jolie Fan, was wir ehrlicherweise zu 50 Prozent von uns behaupten können… oder müssen 🙂 Der Tempel ist berühmt für seine spektakulären Würgefeigen, welche sich ihren Lebensraum nach und nach zurück holen.

 

 

 

 

Darauf folgten Nummer zwei und drei der Touristenmagneten, der Bayon-Tempel und Angkor Wat selbst. Wer hier die Hoffnung hat, allein inmitten der alten Steine schlendern zu können, hätte das Land wohl 20 Jahre eher bereisen müssen. Busseweise (und das ist keinesfalls übertrieben) werden die Touristen mittlerweile an den drei bekanntesten Bauten abgekippt. Diese Wimpel-tragenden Reiseleiter im beigefarbenen Pfadfinder-Hemd mit ihren 20 bis 50 zahmen chinesischen oder französischen Entlein im Schlepptau rauben uns den letzten Nerv! Waren es 1993 noch 120.000 Besucher, stieg die Zahl im Jahr 2016 auf knapp 5 Millionen! Nur mit viel Mühe und Geduld gelingt es Bilder wie diese zu machen…

 

 

Der Bayon-Tempel beeindruckt vor allem wegen seiner Türme mit meterhohen, aus Stein gemeißelten Gesichtern. 

 

 

 

 

Die bekannteste Tempelanlage ist Angkor Wat, welche zugleich dem gesamten Komplex den Namen verleiht. Der Tempelkomplex ist von einem großen Wassergraben umgebenen bildet das Zentrum Angkors.

 

 

 

 

Ebenfalls ein MUSS für jeden Angkor-Besucher ist der Sonnenaufgang. Auch wenn die TukTuk-Fahrer um 5 Uhr morgens noch einen ordentlichen Nachtzuschlag verlangen und wir den doppelten Preis bezahlen, pilgert die halbe Stadt um diese Zeit an DEN EINEN ORT! So kommen wir in den Genuss, am See vor dem Tempel, gemeinsam mit ungefähr 3000 anderen Menschen, einen wunderschönen Sonnenaufgang zu erleben… lange keine Spur von Romantik, dennoch lohnt sich der kleine Ausflug am Morgen.

 

 

 

Nimmt man sich die Zeit und besucht die Tempel außerhalb der großen Touristenrouten, erkennt man schnell, dass die gesamte Anlage so viel schöner ist! Es gibt ruhige, menschenleere Abschnitte, welche den wahren Charme widerspiegeln. Ein großer (vermeintlicher) Vorteil, welchen Angkor (noch) genießt, ist die Erlaubnis, so ziemlich alle Bauwerke betreten zu dürfen. Leider hinterlassen Millionen von Touristen ihre Spuren, wodurch dieses Privileg wahrscheinlich mehr Fluch als Segen darstellt. Eigenen Beobachtungen zufolge wissen wir, dass die chinesische Mutti im Blumenkleid und Sonnenhut eben genau neben dem unübersehbaren Schild mit der Aufschrift „Klettern verboten“ für das beste Selfie auf die ohnehin schon brüchigen Steine steigt… Wie dumm kann die Menschheit nur sein? Manchmal fragen wir uns, warum der „ach so intelligente Homo Sapiens“ ständig aus der Reihe tanzen muss und durch seine Umwelt wie ein wütender Elefant im Porzellanladen stampft? Sind wir tatsächlich dafür gemacht, alles was wir einst erbaut haben, selbst wieder einzureißen…? Ist das der Lauf der Zeit? Gerade in Südostasien, in Entwicklungsländern wie Kambodscha, in welchem der Bauboom angekommen ist, hinterfragen wir diese Gegensätze nur zu oft. Die langsame Entwicklung kann der Flut an Besuchern nicht Schritt halten. Die Schnelllebigkeit und Moderne überrennt die alten Kulturen wie ein Schwarm hungriger Kakerlaken… ohne Rücksicht auf Verluste! Wir hoffen so sehr, dass es diese Bilder auch in ein paar Jahren noch geben wird.

 

 

 

 

 

 

 

Nach unserem kleinen historischen Einstieg in dieses faszinierende Land der Khmer (Bezeichnung für den kambodschanischen Volksstamm) zieht es uns weiter Richtung Westen. Die Fortbewegung in Kambodscha erfolgt meist (zumindest am schnellsten und zuverlässigsten) mit dem Bus. Das Streckennetz ist gut ausgebaut und die Fahrtzeiten für asiatische Verhältnisse relativ moderat. Für unser nächstes Ziel, Battambang, hätten wir mit dem Bus ungefähr drei Stunden benötigt. Dennoch entschieden wir uns, aus welchem Grund auch immer (O-Ton: „Aber Boot fahren ist doch soooo schön“), für den Wasserweg!

Unser Boot für die nächsten … Stunden!

Wir2 und DAS BOOT – Das Transportmittel Boot erlangt bei uns tatsächlich so langsam traurige (oder eher lustige) Berühmtheit… erst der schmerzliche Verlust des Telefons, dann der kaputte Motor inmitten eines fiesen Wellengangs und jetzt unsere Bootstour in Kambodscha! Der Plan war, gemütlich von Siem Reap über den größten See des Landes und entlang zwei bis drei weiterer Flüsschen nach Battambang zu schippern. Veranschlagte Fahrtzeit: zwischen 5 und 9 Stunden. Da Zeitangaben hier flexibel sind, hofften wir einfach auf die kürzeste Dauer… wie naiv wir nach drei Monaten Asien noch immer sind! 🙂 Wir wussten auch, dass Trockenzeit ist und die Flüsse nicht allzu viel Wasser führen aber der Reiseführer versprach uns, dass es erst ab März kritisch wird. Vielleicht könnt ihr euch schon denken was jetzt kommt… 

 

„Ein Schiff ist im Hafen sicher, aber dafür wurde es nicht gebaut.“

 

Während die ersten vier Stunden total entspannt und wirklich, ungelogen richtig schön waren…

Wir fuhren an den schwimmenden Dörfern vorbei.

 

wurde die zweite Hälfte (was im übrigen 5 Stunden waren… wir haben die angegebene Fahrtzeit natürlich voll ausgereizt!) ein wenig zäh. Es begann damit, dass unser Boot inklusive Gepäck zu schwer war… was bedeutete, dass etwa ein Drittel auf ein kleineres Boot umsteigen musste. Das ging für ungefähr eine Stunde gut… bis der Fluss, auf welchem wir uns befanden so wenig Wasser hatte, dass beide Boote steckenblieben. Die kambodschanische Lösung ist in diesem Falle ist, den Motor so hoch zu drehen, dass der komplette Fluß umgegraben wird und wir nach etwa zehn Minuten und gefühlten 50 Litern verbranntem Diesel etwa 20 Meter weiter auf der nächsten Sandbank aufsaßen. Ohne übertreiben zu wollen, aber diese Methode durchspielten wir, mal mehr, mal weniger lang, innerhalb der nächsten zwei Stunden gute 15 Mal. Jedoch war das Wasser irgendwann so niedrig, dass selbst diese Variante der Problemlösung ihre Grenze fand, sodass wir von einem weiteren Boot abgeschleppt werden mussten. Da das auch nur bedingt funktionierte, griff der „Kapitän“ zu einem weiteren, leicht verfügbaren Mittel… die Kundschaft! Warum nicht faul herumsitzende Touristen, also schlaffe Masse in Energie und Muskelkraft umwandeln? 🙂 Im Nu sprang die Hälfte der sich im Boot befindenden Männer in das Wasser und schob den Kahn per Hand flussaufwärts.

Doch auch das ging nur bis zu einem gewissen Punkt gut… nämlich bis der Kapitän tatsächlich alle von Bord schickte 🙂 Ob jung oder alt, ob gut zu Fuß oder nicht – jetzt hieß es entlang des Ufers flussaufwärts zu laufen. Das ganze sah dann ungefähr so aus… Und ja, das sind zugegebenermaßen so Momente, da hat man durchaus keinen Bock mehr! 

 

 

 

Irgendwann nach ungefähr einer Stunde (es waren 30 Grad und wir saßen im Dreck irgendwo an einem Flussufer im Hinterland Kambodschas) wurden wir wieder an Bord gelassen. Die letzte Stunde flussaufwärts verlief glücklicherweise ohne weitere Zwischenfälle… allerdings waren wir aufgrund des Gewichts mittlerweile auf drei Boote verteilt 🙂

 

In Battambang, der zweitgrößten Stadt des Landes angekommen, passierte nach dieser Odyssee (welche einmal mehr in die Bücher „nie vergessener Transporte“ eingeht) nicht mehr wirklich viel. Aber wenn wir bisher eins gelernt haben, dann ist es die Einplanung kompletter Reisetage… egal wie die veranschlagte Dauer des Transportes ist!

 

Dafür freuten wir uns umso mehr auf den nächsten Tag! Nach einem gemütlichen Frühstück in einem kleinen Restaurant, eingebettet in die alten Kolonialbauten der Stadt, nahmen wir uns ein TukTuk, welches uns zum Bamboo Train brachte.

 

 

Die Bezeichnung „Zug“ ist sicherlich etwas übertrieben für das, was wir gleich erleben. Die Wagen des Bamboo Train bestehen aus zwei Achsen, einer einfachen Plattform aus Bambusbalken und einem 6-PS-Motor, welcher auf bis zu 40 km/h beschleunigt. Da wir absolut Null Knautschzone haben, fast auf den Gleisen sitzen und uns ein bisschen fühlen wie auf dem fliegenden Teppich, sind wir mit gefühlten 100 km/h unterwegs! Ein tolles Erlebnis 🙂

 

 

Ursprünglich war der „Norry“ die günstigste und nach Einstellung des Zugverkehrs in Kambodscha, die einzige Transportmöglichkeit auf dem Gleis. Heute dient die 15 Kilometer lange Strecke in Battambang leider nur noch als Touristenattraktion. Wir finden dennoch, dass die 10 Dollar gut investiert sind! Begegnen sich auf der eingleisigen Strecke zwei Bambuszüge, muss übrigens derjenige abgebaut werden, auf dem weniger Personen sitzen. Bei gleicher Anzahl kommt es auf das Verhandlungsgeschick des Fahrers an.

 

Zweites Ziel des Tages ist die sogenannte „Killing Cave“. Diese Höhle gibt uns einen kleinen Einblick in die dunkle Geschichte Kambodschas. Als Hinrichtungsstätte der Roten Khmer wurden hier große Teile der Bevölkerung gefoltert und getötet. Die Leichen warf man im Anschluss durch eines der Deckenlöcher und in die Höhle.

 

 

Im Rahmen des Terrorregimes Pol Pots von 1975 bis 1979 sollte das Land der Khmer in eine Art kommunistische Agrardiktatur umgewandelt werden. Besitz wurde enteignet und die Stadtbevölkerung größtenteils vertrieben oder ermordet. Während dieser vier Jahre sollen Schätzungen zufolge knapp 3 Millionen Menschen getötet worden sein! Und das sind nur vier Jahre der JÜNGSTEN!!! kambodschanischen Geschichte. Dazu kommen ständige Besetzungen und Machtkämpfe der Vietnamesen und Thailänder im Land. Stabilität und Beständigkeit sind für viele Einheimische wahre Fremdwörter… deswegen freuen wir uns umso mehr, dass dieses liebenswerte Volk so langsam an Stärke und Selbstvertrauen gewinnt. Sie lächeln uns an und sind glücklich, uns ihr Land voller Stolz präsentierten zu können!

 

„Und du greifst den Erfolg, Schmerz ist vergänglich, was bleibt ist der Stolz.“

 

Voller Stolz zeigen uns auch die zwei Mädels, welche unseren Kochkurs leiten, was die kambodschanische Küche zu bieten hat.

Erst ein kurzer Marktbesuch um die Zutaten zu kaufen…

Und dann geht’s ans „Eingemachte“…

Neben Frühlingsrollen, grünem Mangosalat und einem Kokosdessert bereiten wir eines der typischsten Gerichte der Khmer Küche zu – Fish Amok – frischer Fisch in Bananenblättern mit Kräutern, einer selbst hergestellten Soße und frischer Kokosmilch vom Markt.

Mit dieser Maschine im Hintergrund wird frisches Kokosmehl und Kokossaft hergestellt

Innerhalb von drei Stunden bekommen wir mit unheimlich viel Freude und Charme die einheimische Küche erklärt. Obwohl Wir2 sonst so gar nicht kompatibel in der heimischen Küche sind, funktioniert es hier echt gut 🙂 Liebe Mamas… ja, wir können (wenn wir wollen) auch kochen 🙂

 

 

 

 

Gut gesättigt und zufrieden gönnen wir uns, bevor wir in den Nachtbus Richtung Meer steigen, noch eine schöne, ausgiebige Massage… danach wussten wir im übrigen auch, dass eine Ganzkörpermassage tatsächlich auch GANZER KÖRPER bedeutete! Aber schön, dass wir auf der Liege nach guten 40 Minuten Stille, beide zur selben Zeit anfingen zu lachen 🙂 Die Kambodschanerinnen packen eben ordentlich zu 🙂 🙂 🙂

 

So verabschieden wir uns von Battambang und steigen in das nächste unvergessene Transportmittel… Gute Nacht!

 

 

 

Borneo… Schöner kann Reisen kaum sein!

Borneo… Schöner kann Reisen kaum sein!

Wie kamen wir eigentlich auf die Idee, nach Borneo zu reisen…? Hätte der thailändische Sommer anstatt der malaysischen Monsunzeit nicht weitaus mehr Sinn gemacht? Muss man mit vier Freunden, welche ihren Jahresurlaub mit uns verbringen, ein derart ungewisses Ziel ansteuern? Natürlich sind das alles Dinge, die uns beschäftigt haben! Wir wussten, dass wir über den Jahreswechsel Besuch aus der Heimat bekommen und wir wussten bereits vorher, dass wir während dieser Zeit in Malaysia sein werden. Unsere (wirklich tollen – wir können es gar nicht oft genug aussprechen!) Freunde sagten „Wir möchten gern einmal so reisen wie ihr!“ Super, dachten wir uns und sagten: “Wir fliegen mit euch nach Borneo!“ Leider können wir uns nicht mehr ganz genau an die unmittelbaren Reaktionen erinnern… Aber von „Wo ist das?“ über „Oh schön, Indonesien!“ (was nicht ganz falsch ist, denn Borneo teilt sich in drei Länder – Malaysia, Brunei und Indonesien) bis hin zu „Was machen wir dort?“ war alles vertreten. Was allerdings vorerst fehlte, waren die Luftsprünge …die unendliche Freude über unser durchaus spezielles und nicht alltägliches Reiseziel 🙂 

„Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.“ (Henry Miller)

Entstanden ist die Idee irgendwann im letzten Winter während einer dieser verregneten, grauen Reisereportagen-Sonntage auf der heimischen Couch. Bei Eis und Chips, eingemummelt in der dicken Decke, lief ein Beitrag über die Küstenregion im Osten der drittgrößten Insel der Welt. Vollkommen überzeugt von der Schönheit und Einzigartigkeit bekam Borneo daraufhin, ohne sich näher mit dem Land zu beschäftigen, einen direkten Platz in unserer Reiseroute. Tropische Regenwälder, seltene Tiere und wunderschöne Strände – kann es bessere Voraussetzungen für ein kleines Abenteuer mit Freunden geben? Der Wunsch nach dem „Reisen wie die 2Weltenbummler“ wurde erhört, war zugleich eine Entscheidung gegen zwei Wochen einfachen Strandurlaub und bedeutete Bewegung… holprige Inlandsflüge, kurvige, mitunter stundenlange Auto- und Busfahrten, Übernachten im Dschungel und der ein oder andere Kampf mit kleinen Krabbeltierchen… hier sollte jeder gegen seine Ängste und Phobien ankämpfen 🙂 Natürlich haben wir nur einen Bruchteil davon vorher verraten… genauso wie wir den aktuellen Reisehinweis des Auswärtigen Amtes für Teile Borneos lieber erst einmal für uns behielten:

“Landesspezifische Sicherheitshinweise – Terrorismus/Entführungen – Von Reisen in den Osten des Bundesstaats Sabah und auf die angrenzenden Inseln wird dringend abgeraten…. In Malaysia besteht weiterhin die Gefahr terroristischer Anschläge. Nach dem Eindringen philippinischer Rebellen in die östlichen Bezirke des auf Borneo gelegenen Bundesstaats Sabah wurde eine Sicherheitszone („Eastern Sabah Safety Zone -ESSZONE-“) eingerichtet. In der ESSZONE kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Entführungen von Touristen (u.a. auf Semporna), Übergriffen auf Polizeikräfte und auf der Insel Pom-Pom auch zur Ermordung eines Touristen. Auch 2018 gab es weitere Entführungen und Entführungsversuche. Es gibt Hinweise, dass eine akute Gefährdung der dortigen touristischen Ziele und auch im Umfeld der ESSZONE besteht. Das Risiko von Überfällen und Entführungen insbesondere in Küstennähe und auf den Inseln bleibt signifikant. In der Sicherheitszone ist mit einem erhöhten Aufkommen von Polizei und Militär zu rechnen. Anweisungen der Sicherheitskräfte sollte unbedingt Folge geleistet werden…”

(Quelle: Auswärtiges Amt – Malaysia)

Ehrlich gesagt, erfuhren wir selbst erst davon, als die komplette Reise schon geplant und die Flüge gebucht waren. Beim Lesen dieses Hinweises (wir erinnern uns, als wäre es gestern gewesen… wir lagen noch im Bett, in unserem Appartement in Chiang Mai/ Thailand) verloren auch wir die Gesichtsfarbe und überlegten zehnmal, ob Strandurlaub in Thailand vielleicht doch die bessere Wahl wäre. Wir erkundigten uns persönlich beim Auswärtigen Amt, lasen sämtliche Online-Recherchen darüber und entschieden uns letztendlich doch für den ursprünglichen Reiseplan. Ob das leichtsinnig war? …keine Ahnung! Wir haben alle wichtigen Verhaltensregeln beachtet, haben gute, sichere Hotels gebucht und die besonders gefährdeten Regionen ausgelassen… Wir haben versucht alle „Gefahren“ weitestgehend zu minimieren. Aber was ist heutzutage Leichtsinn??? Hier brauchen wir schon lange nicht mehr philosophisch zu werden… denn selbst der Besuch des Berliner Weihnachtsmarktes kann, so schlimm das auch klingt, leider tödlich sein! Wahrscheinlich teilt nicht jeder unsere Meinung… aber unter Beachtung gewisser Regeln, kann man so ziemlich jedes Land problemlos bereisen! Fest steht, wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt und sind total stolz und mega glücklich, genau das mit unseren Freunden erlebt zu haben!

„Die besten Erlebnisse entstehen aus den verrücktesten Ideen und werden zu den kostbarsten Erinnerungen.“

Wir6 in Borneo 🙂

Nach unserer gemeinsamen Zeit in der Hauptstadt Malaysias, war ein kleiner Tapetenwechsel dringend nötig. Wir mussten einfach „raus ins Grüne“! Ein knapp dreistündiger Inlandsflug (die asiatischen Winde machen so manche Flüge… naja, nennen wir es speziell) brachte uns nach Sandakan, eine Stadt im Nordosten Borneos. Sandakan ist wahrscheinlich einer der, mit Abstand häßlichsten Orte überhaupt, aber ein verdammt guter Ausgangspunkt für Dschungeltouren und Besichtigungen der letzten wilden Orang Utans und der auf Borneo einzigartigen Nasenaffen. Da die Stadt genau in die oben beschriebene Sicherheitszone fällt, buchten wir das teuerste (aber eben auch sicherste) Hotel der Stadt, das Sheraton. Mit diesem Hintergrund fiel es uns zum Glück nicht allzu schwer, das leise Gemurmel und Gemecker der Mädels beim Bezahlen an der Rezeption zu überhören… Lieber Hummerclub (kleiner Insider, angelehnt an unsere Hautfarbe nach einem übertriebenen Strandtag 🙂 ) …es hatte alles einen Grund …auch dieser Preis! 🙂 Schließlich wollten wir nur das Beste für euch! Zudem entschädigte der Ausblick, der Infinity-Pool UND DAS WETTER (wir erinnern uns, in Borneo ist Regen- und Monsunzeit) doppelt und dreifach!

Borneo – die größte Insel Asiens ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber! Auch wenn wir KEINE studierten Ornithologen sind und NICHT in Tarnhosen, karierten Outdoor-Hemden, Wanderstiefeln und olivgrünem Hut unterwegs sind, können wir behaupten, dass wir dieses Fleckchen Erde in toller Erinnerung behalten! 

Unweit unseres Hotels, etwa 30 Autominuten entfernt, befand sich unser erster Anlaufpunkt, das Sepilok Orang Utan Rehabilitationszentrum. Hier werden verwaiste und verletzte Affen aufgenommen und gepflegt. Gegen einen kleinen Obolus, welcher zugleich Spende für Futter und Medikamente ist, werden Besucher entlang kleiner Holzpfade durch das Reservat geführt.

Das geschützte Gebiet gibt den Primaten die Möglichkeit, frei und in natürlicher Umgebung leben zu können… weit weg von wildernden Menschen, abgerodeten Regenwäldern und Palmölplantagen. Um die schüchternen Menschenaffen sehen zu können, muss man sehr viel Glück haben oder pünktlich zur Fütterungszeit da sein… Allein auf unser Glück zu setzen ist erstens nicht sehr deutsch 🙂 und zweitens aufgrund unserer Neugier nicht sehr zuverlässig. Also entschieden wir uns für die sichere Variante… und selbst hier ließen sich nur zwei der gemütlichen Tierchen blicken.

Deren Bezeichnung stammt von dem malaiischen Worten orang = Mensch und utan = Wald ab. Das Erbgut des „Waldmenschen“ ist zu gut 97 Prozent mit unserem identisch! Interessanter Fakt zum Nachdenken: Männer ähneln dem Affen genetisch um einiges mehr als Frauen! 🙂 Doch ist genau diese Ähnlichkeit zu uns Fluch und Segen zugleich? Ist es tatsächlich diese Gleichheit, welche die Menschheit antrieb, den Großteil dieser Tiere einfach auszurotten? Während sie vor Jahren noch in großen Teilen Südostasiens lebten, begrenzt sich die natürliche Population heute NUR noch auf die Inseln Sumatra und Borneo! Uns Fasziniert der Anblick dieser Tiere, was uns noch weniger verstehen lässt, warum wir so viel davon ohne Sinn und Verstand aus reiner Habgier einfach zerstören!

Ähnliches Schicksal traf auch die kleinsten Bären der Welt, die sogenannten Malaien- oder Sonnenbären. Auch diese Gattung findet in einem der Nationalparks der Insel Zuflucht und Schutz.

Diesen Schutz benötigen definitiv auch die mit Abstand häßlichsten, aber auch irgendwie liebenswertesten Affen Borneos! Auf der Liste unserer kleinen Reisegruppe stehen die Nasenaffen auf jeden Fall ganz oben! Sogar so weit oben, dass sie für mindestens ein Drittel den kompletten Urlaub „retteten“ und nun als Andenken für immer mitgetragen werden 🙂

Nasenaffen gibt es ausschließlich auf der Insel Borneo. Deren Merkmal, die spezielle Nase 🙂 …diese ist allerdings nur bei den Männchen derart ausgeprägt und dient wahrscheinlich der sexuellen Anziehungskraft… Forscher behaupten, je größer die Nase, desto besser die Chance bei den Mädels! Erinnert euch das auch an ein bekanntes Sprichwort mit „Nase des Mannes und Johannes“…? Liegt der Ursprung dieser großartigen, intelligenten Weisheit etwa bei diesen tollen Tierchen…? 🙂 

Egal, welchen Zweck die Natur damit erreichen möchte… Wir könnten auf jeden Fall stundenlang hier sitzen und einfach nur zuschauen! Das nennt man wohl LIEBE AUF DEN ZWEITEN BLICK…

„Schönheit ist durchsichtig. Man kann ein häßliches Gesicht haben und trotzdem wunderschön sein!“

Mit diesen tollen Erlebnissen zieht es uns noch weiter in den Dschungel… diesmal mit Übernachtung und nächtlicher Bootstour. Unsere Mädels hatten wirklich keine Ahnung, was sie erwartet. Während die Hälfte anfangs noch dachte, dass „Schlafen im Dschungel“ einer Nacht unter freiem Himmel im gefährlichsten Dickicht des Regenwaldes gleichkommt und sich bereits Gedanken machte, wie man das alles am besten überlebt, buchten wir schon einmal unsere „sicheren“ Bungalows am Flussufer 🙂

Was wir vor zwei Tagen noch in Rehabilitationszentren beobachteten, fanden wir hier in völliger Wildnis und Freiheit! Wir6… mitten im schönsten Märchen… dem Dschungelbuch! 

So unglaublich schön und einzigartig ist Borneo… Auch wir müssen erst einmal verstehen und realisieren, was wir hier eigentlich erleben dürfen! Affen sind für viele nichts Besonderes. Immerhin können wir viele Arten davon jederzeit im Zoo sehen. Alles ist für die moderne Menschheit irgendwie jederzeit zugänglich, nahezu nichts ist mehr besonders… Das stumpft uns auf beängstigende Art und Weise ab und nimmt uns das Gefühl für einzigartige NATÜRLICHE Erlebnisse wie diese. Das hier sind keine exportierten, künstlich aufgezogenen Affen hinter Gittern! Wir sehen hier keine Tiere, dessen Bestand unendlich ist! Wir werden genau in diesem Moment Zeuge vom echten, natürlichen, wilden Leben bedrohter Tierarten, welche es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit in ein paar Jahren so nicht mehr geben wird! Das zu verstehen, zu verinnerlichen und als „besonders“ einzuschätzen ist tatsächlich erschreckend schwierig…

Selbst nachts offenbart sich der Dschungel noch einmal von einer komplett neuen Seite!

Ein Schwalbennest im Regenwald

Na… wer findet das Baby-Krokodil? 🙂

Doch auch jetzt ist das Abenteuer mit den Weltenbummlerinnen keineswegs vorbei! 🙂 Wer reisen möchte wie wir, muss auch folgende Tagestour mitmachen:

  1. Bootsfahrt durch den Dschungel bei Sonnenaufgang (ca. 2 Stunden) – wahrscheinlich haben wir um diese Uhrzeit noch so grausam ausgesehen, dass sich kaum ein Tier gezeigt hat 🙂
  2. Start Richtung Strandvilla mit dem Minibus (ca. 1 1/2 Stunden) – hier ist anzumerken, dass es in Strömen geregnet hat, der Scheibenwischer kaputt war, der Fahrer absolut NICHTS gesehen hat und trotzdem gefahren ist, als wäre strahlender Sonnenschein!
  3. Aussetzen mitten im Nirgendwo an einer großen Kreuzung, ohne zu wissen ob man dort jemals wieder abgeholt wird (ca. 1 1/2 Stunden Wartezeit)
  4. Weiterfahrt mit dem Reisebus (ca. 5 Stunden) – hier saßen wir inmitten von ungefähr 50, wahrscheinlich schwerhörigen Malaien mit einer Vorliebe für Actionfilme in vierfacher Kinolautstärke 

    Auch wir sind, wie man sieht, begeistert von unserer „kleinen“ Tour… zumindest hat sich eine von uns um den Fuß hübsch gemacht 🙂

  5. Letzte Etappe mit dem Taxi (ca. 1/2 Stunde) – wer behauptet, ein Taxi für vier reicht nicht für sechs Leute inklusive Gepäck, der irrt sich definitiv!

Tetris ist nichts dagegen!

All‘ das haben die Mädels ohne mit der Wimper zu zucken über sich ergehen lassen… Okay, der Blockbuster in Diskolautstärke und die hundertste Serpentine bergabwärts haben zwischendrin für etwas Unmut gesorgt… aber wir sind wirklich richtig stolz auf unseren kleinen Hummerclub! Das Abenteuer „Reisen wie Wir2Weltenbummler“ wurde bravurös gemeistert! Jetzt darf die nächsten sechs Tage ordentlich am Strand relaxed werden!

Herzlich Willkommen in unserer BEACH VILLA!

Vielleicht dürfen wir an dieser Stelle noch einmal kurz daran erinnern, dass gerade Regen- und Monsunzeit in Borneo ist!

Selbst beim Insel-Hopping blieben wir immer auf der Sonnenseite! Direkt vor der Hauptstadt des malaysischen Bundesstaates Sabah, Kota Kinabalu, liegt der Tunku Abdul Rahman Marinepark. Ein wahrer Traum zum Schwimmen, Schnorcheln und Relaxen! Zwischen den kleinen paradiesischen Inseln herrscht eine Art Taxiverkehr mit dem Boot (leider auch ein willkommenes Fressen für hunderte chinesische Nichtschwimmer – zum Glück sind die flachen Bereiche im Meer immer gut eingezäunt, sodass keiner der von Kopf bis Fuß bekleideten, bloß nicht braun werdenden, in Schwimmwesten wild umher paddelnden, immer fotografierenden kleinen „Monstern“ verloren geht!). Unsere Wahl fiel auf die Inseln Mamutik und Manukan. Wir begegneten der Familie von Nemo, machten Bekanntschaft mit dem größten Waran der Insel und erlebten einen wunderschönen Tag inmitten von tollen Stränden und einer in Teilen gut erhaltenen Unterwasserwelt.

Mehr Glück kann man wirklich nicht haben! Wir erwarteten eine regenreiche und im wahrsten Sinne des Wortes, sowie in jeglicher Hinsicht „stürmische“ Zeit, hatten schon fast Panik vor mies gelaunten Regenwetter-Gesichtern und suchten bereits nach anderen Ausweich-Zielen auf der Sonnenseite… Doch uns wurde, zusammen mit vier tollen Menschen, die wohl BESTE ZEIT in Malaysia geschenkt! Wir hatten unglaublich tolles Wetter, wunderschöne Unterkünfte und einzigartige, unvergessliche Erlebnisse… Alle blieben über den kompletten Zeitraum gesund, es ging nichts Wichtiges verloren oder kaputt UND DAS WICHTIGSTE… wir haben uns tatsächlich noch einmal von einer anderen Seite kennengelernt… das mag sich komisch anhören aber selbst die längsten Freundschaften entdeckten in den drei (wirklich intensiven) Wochen komplett neue Eigenschaften, Macken und Verhaltensweisen! Wir können noch immer mit viel Stolz behaupten, dass wir „ziemlich beste Freunde“ sind! 🙂 Ja… Wir2 vermissen euch sogar schon wieder!

„Es gibt Menschen, die man mit der Zeit vergisst. Es gibt aber auch Menschen, mit denen man die Zeit vergisst.“

DANKE FÜR DIE WUNDERSCHÖNE ZEIT!

Kuala Lumpur und 4x „geliebte Heimat“

Kuala Lumpur und 4x „geliebte Heimat“

Die Hauptstadt Malaysias ist nach gut 90 Tagen die achte Großstadt unserer Reise… normalerweise meiden wir längere Aufenthalte in hektischen Ballungsgebieten aber erstens steht der Jahreswechsel vor der Tür, da darf es auch mal “mehr” sein… und zweitens wird hier aus Wir2 ganz bald Wir6… worauf wir uns riesig freuen! Also bleiben wir etwas länger, erkunden die Stadt und die Umgebung.

Unsere Vorstellung von Kuala Lumpur als moderne Großstadt bestätigte sich relativ schnell. Das typische südostasiatische Chaos ist hier weit entfernt… eigentlich ein guter Einstieg für die „Asien-Frischlinge“ unter uns. Hier herrscht eine gewisse Grundordnung, durch welche es etwas leichter fallen könnte, das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. Die Straßen sind sauber, die hygienischen Standards sind ok, die Verständigung auf Englisch funktioniert problemlos, der Verkehr befolgt die nötigen Regeln und DAS WICHTIGSTE… es gibt Nutella 🙂

„Freunde und Vertrautes machen glücklich!“

Schon lange vorher haben wir uns richtig viele Gedanken über die kommenden zwei Wochen gemacht. Wir fragten uns, ob wir unsere Weltenbummler-Reise-Euphorie irgendwie, zumindest ein klein wenig weitergeben können… ob unsere Art zu reisen auf Begeisterung oder Ablehnung stößt… ob das überhaupt der richtige Ort für Besuch ist… ob wir die richtigen Ausflüge geplant haben… ob die Sonne scheint… und wenn das alles nicht passt… ob wir es irgendwie schaffen können, trotzdem eine tolle Zeit zusammen zu genießen. Wir haben versucht, einen kleinen Reiseplan zusammenzustellen, haben hin und her überlegt, alles dreimal wieder über Bord geworfen, wollten komplett das Land wechseln, dann doch wieder nicht… die Zweifel waren allgegenwärtig. Es sollte ein guter Mix aus Entspannung, Abenteuer und Miteinander werden – wobei uns letzteres am wichtigsten erschien. Immerhin nehmen vier tolle Menschen knapp 10.000 Kilometer auf sich, um uns zu sehen… um uns ein Stück weit das Gefühl von Heimat zu vermitteln! Das ist einfach wundervoll! …und deswegen wollten wir so viel wie möglich zurückgeben. 

Aus Wir2 wird die nächste Zeit Wir6 🙂

Zunächst mussten wir erst einmal verstehen und realisieren, dass wir nicht mehr allein sind! Und das ist nach fast drei Monaten eine echte Herausforderung! Zwar waren wir über Weihnachten schon zu dritt aber zu sechst ist noch einmal eine ordentliche Schippe drauf! Immerhin sprechen wir hier von sechs weiblichen, mehr oder weniger komplizierten Wesen!!! 🙂 Es ist durchaus ein gewaltiger Unterschied, ob nur zwei Leute zu verschiedenen Zeiten auf Toilette müssen oder sechs! 🙂 Und das zieht sich durch wie ein roter Faden! Essen, Trinken, Schlafen, Shoppen, Sightseeing… sechs Mädels – sieben Meinungen… aber noch schlimmer sind die Situationen, in denen sechs Mädels keine Meinung haben! 🙂 Du stehst in einer fremden Stadt, bist mit dir und der Umgebung schon überfordert… und dann sollst du dich auch noch entscheiden… Wir2 kennen diese „spannungsgeladenen“ Zeitpunkte aus eigener Erfahrung nur zu gut! Doch das alles sind völlig normale, alltägliche Problemchen, mit denen wir alle lernen umzugehen. Das hieß vor allem für uns, sich auf weitaus mehr Bedürfnisse als unsere „Ich-brauche-maximal-zweimal-pro-Tag-Essen“ und „Wir-sind-spontan-und-machen-alles-mit“ – Mottos einzustellen. Das ganze bedarf schon einer gewissen Planung und einer etwas anderen Raum-Zeit-Berechnung als die der 2Weltenbummler. 

So bestand Tag 1 aus Ankommen und Entspannen. Nach einem 12-Stunden-Flug hieß es erst einmal durchatmen, akklimatisieren, erste Eindrücke wirken lassen, sich freuen, dass man endlich zusammen ist, gemeinsam frühstücken, den neuesten Tratsch und Klatsch auf Stand bringen, am Pool relaxen, schlafen und ausruhen.

Der Infinity-Pool unseres Appartements war wie gemacht für den ersten Tag 🙂

Am 2. Tag begann unser knallhartes Sightseeing-Programm! Bei über 30 Grad und einer Luftfeuchte von knapp 70% macht das erst richtig Spaß 🙂 Nummer eins auf der Liste waren die Batu Caves. In den Kalksteinhöhlen (batu = Stein/ caves = Höhlen) befinden sich mehrere Hindu-Tempel. Eine gute Abwechslung zum sonst sehr muslimischen Malaysia. „Entspannte“ 272 Stufen führen uns vom Vorplatz hoch in die 100 Meter hohe Tempelhöhle.

Könnt ihr das natürliche, freudige Lächeln in unseren Gesichtern erkennen? 🙂 Und wer vorher nicht hören wollte und den Dresscode missachtete, durfte sich spätestens jetzt über ein neues Beinkleid freuen…

Da drehen sich selbst die Affen weg 🙂 🙂 🙂

Danach stürzten wir uns zum ersten Mal in das Getümmel der Millionenmetropole. Erster Anlaufpunkt war das Wahrzeichen der Stadt, die Petronas Towers. Hier reicht es schon, einfach nur mit dem Kopf im Nacken davor zu stehen und zu staunen! Die derzeit höchsten Zwillingstürme der Welt sind mit 452 Metern ein Bauwerk der Extraklasse. Im Wolkenkratzer des namhaften Mineralölkonzerns befinden sich größtenteils Büro- und Geschäftsräume. Mit ihrer Zwillingsarchitektur setzen sie die Tradition des ehemaligen World Trade Centers fort. Die knapp 40.000 Tonnen Stahl, 400.000 Tonnen Beton und 32.000 Fenster erzielen einen echten Wow-Effekt!

Wir schlendern durch den anliegenden Park, schauen uns schonmal nach einer guten Silvester-Kulisse um und versuchen die Stadt und die Menschen auf uns wirken zu lassen. Kuala Lumpur vereint die verschiedensten südostasiatischen Richtungen… ob Architektur, Essen, Menschen oder Stimmung… hier treffen viele, uns bereits bekannte Länder aufeinander. Vereinzelte Stimmen behauptet, die Stadt oder gar das Land seien weder Fisch noch Fleisch… ein bunter Mix aus allem… aber wir fühlen uns relativ schnell wohl und sind dankbar über die ersten positiven, als auch negativen Asien-Erfahrungen für die Neuankömmlinge unserer kleinen Reisegruppe.

„Ein bunter Mix aus allem“ bedeutet meist, dass auch unsere chinesischen Freunde zahlreich vertreten sind… Und was wäre eine Großstadt ohne das internationale Flair von China Town? Freundliche Menschen, hochwertige Markenprodukte 🙂 und richtig gutes, günstiges Essen! Kann es einen besseren Ort für sechs hungrige Mäuler geben…?

Am dritten Tag zog es uns wieder raus aus der Stadt… heutiger Plan: „Skymirror und Glühwürmchen“ Während unserer Reiseplanung versuchten wir übrigens auch BESONDERS darauf zu achten, dass die Transportmittel, mit welchen wir unterwegs sind, westlichen Standard besitzen und einigermaßen „magenfreundlich“ sind… wir haben es wirklich versucht!!! Anstelle der Benutzung von lokalen Bussen oder Bahnen, mieteten wir uns einen Privatfahrer. Nic… welcher relativ schnell den Spitznamen Chan bekam – er war Chinese :), stand uns zwei volle Tage zur Verfügung und hatte das Vergnügen, sechs gackernde Weiber durch halb Malaysia zu kutschieren. Wir waren der Annahme, dass Chan mit seinem Supermobil (ein kleiner Minibus mit ausreichend Platz für alle) unsere langen Fahrten etwas angenehmer macht… was auch für ungefähr eine Stunde super funktionierte… bis zur Anlegestelle unseres ersten Ausflugsziels, dem„Skymirror“ (Himmelsspiegel) …und dann kam DAS BOOT!!! …denn das Objekt der Begierde mit den schönsten aller Fotomotiven, liegt ungefähr eine halbe Stunde vom Festland entfernt, irgendwo mitten im Meer. Also… Wir2 hatten ja schon einige Transporte mit Rippenfraktur- und Gehirnerschütterung-ähnlichen Auswirkungen, aber diese Bootsfahrt toppte so einiges! Und wir entschuldigen uns noch heute dafür, was wir den Mädels damit angetan haben… besonders für den Moment, als bei der Hälfte der Strecke der Motor ausfiel und wir uns inmitten echt hoher Wellen wie Schiffbrüchige in einem schlechten Katastrophenfilm fühlten… 

Mit grün-blauen Flecken und gleicher Gesichtsfarbe kamen wir, zusammen mit ungefähr 800 Chinesen (über deren Verhalten als Tourist in fremden Ländern hatten wir ja schon ausführlich berichtet) auf der Sandbank im Nirgendwo an. Das Gefühl, in der Mitte des Meeres knöcheltief im Wasser zu stehen, ist schon irgendwie verrückt. Wir hatten auch richtig großes Glück mit unserem Guide 🙂 Die junge Chinesin fungierte nämlich zugleich als Fotografin. Das Thema Asiaten und Bilder machen ist ja immer sehr speziell… und auch bei ihr galt das Motto: ein gutes Bild darf nur 95% des eigentlichen Fotomotivs beinhalten und es müssen mindestens noch zehn weitere Personen im Hintergrund stehen 🙂 

Und das ist noch eines der besseren Bilder!!!

Dennoch sind wir glücklich, hier gewesen zu sein! Wir werden den Ausflug zum Skymirror, nicht zuletzt wegen der wunderschönen Bootsfahrt, sondern auch dank unserer (nachbearbeiteten) Bilder in toller Erinnerung behalten. Wir danken dem Erfinder der Reisetabletten! 

Unweit davon befand sich auch schon unser nächstes Ziel. Die Mädels wollen ja schließlich etwas erleben! Nachdem wir uns erneut mit den bereits bekannten 800 Chinesen vom Skymirror anstellten (wir hatten unsere Rechnung irgendwie ohne die Hauptreisezeit unserer asiatischen Zeitgenossen gemacht), wurden wir auf einem Fluss in einem kleinen Boot gemütlich herum geschippert (dieses Mal tatsächlich mit einem winzig kleinen Hauch von Romantik 🙂 und ohne Wellen). Tausende Glühwürmchen in Aktion wirkten wie eine große, nicht enden wollende Lichterkette…

Die Glühwürmchen sind doch super getroffen, oder? …besonders das oben rechts im Baum 🙂

Auch wenn die im Kreis fahrenden Boote den Eindruck eines Fahrgeschäftes im Freizeitpark vermittelten und die Chinesen die Warntafel „Berühren der Glühwürmchen verboten“ zu unsere Überraschung wieder einmal nicht verstanden, werden wir diesen Tag in schöner Erinnerung behalten! Vielleicht sind es gerade diese Dinge, welche uns im Nachhinein schmunzeln lassen, oder über welche wir uns maßlos aufregen… Und wer kann schon behaupten, dass er eine katastrophale Bootsfahrt ohne Hergabe irgendwelcher Körperflüssigkeiten überlebt hat…???

MÄDELS, HEUTE IST SILVESTER!!! …das schon auszusprechen ist wirklich verrückt 🙂

Unser Silvestertag verlief im Grunde völlig entspannt… Ausschlafen, gemütlich frühstücken, am Pool relaxen, gegen Abend in die Stadt fahren, lecker Abendessen, Cocktails schlürfen und an den Petronas Towers das größte Feuerwerk Kuala Lumpurs erleben!

Es ist schon komisch bei 28 Grad in FlipFlops einen Silvesterabend zu verbringen… Hier läuft eben alles ein wenig anders… andere Länder, andere Sitten! Punkt eins: Es gibt KEIN Geböller auf den Straßen! – POSITIV! Punkt zwei: Es gibt KEINE lauten, ausschweifenden Partys! – POSITIV! Punkt drei: Dir kommen auch KEINE betrunkenen Menschen entgegen! – POSITIV! Punkt vier: Es gibt KEINEN Alkohol in den meisten Läden und schon gar nicht auf den Straßen! – Grundsätzlich POSITIV, aber ohne ein Schlückchen das neue Jahr zu begrüßen ist irgendwie eigenartig… Wir kennen es eben anders und es fällt uns schwer, gewohnte Dinge anders zu erleben…

„Man wird nie ein neues Land entdecken, wenn man immer das Ufer im Auge behält!“

Aber wir versuchen uns anzupassen, begießen 2019 mit einem Schluck Wasser, setzen uns unsere Hütchen auf und bestaunen das Feuerwerk 🙂

Auch wenn der Abend vielleicht anders war, als wir uns vorgestellt hatten und sich komplett von einer Silvesterparty zu Hause unterschied, können wir nicht behaupten, irgendetwas vermisst oder verpasst zu haben. Wieder einmal ist alles gut so wie es ist 🙂

Wie sagen wir immer so schön… EINMAL RICHTIG TOURI MUSS SEIN! Kennt ihr diese Hop-on Hop-off Busse, welche alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abgrasen? Genau dort platzierten wir unsere Popos im offenen Oberdeck und ließen uns schön durch die Stadt schunkeln 🙂 Diese Doppeldecker sind perfekt für Faulis wie wir an diesem Tag! 

Ein kompletter Vergnügungspark in einem Einkaufszentrum -inklusive Achterbahn!

Während die erste Stunde richtig schön sonnig und entspannt war, hatten wir den nachmittäglichen Monsunregen leider nicht eingeplant… was dann darin endete, dass wir halb erfroren im klimatisierten Teil des Busses an undichten Fenstern hockten und alle innerlich das ABC durchfluchten… das war das absolute Stimmungshoch des Tages!

Und dann stehen wir da… schauen in vier traurige Gesichter und fühlen uns irgendwie verantwortlich. Ok, lasst uns kurz überlegen… Was ist das einfachste Mittel zur Hebung des Stimmungsbarometers? Richtig!  …ESSEN …VIEL ESSEN!

„Ein Tag mit Freunden, leckerem Essen und Trinken… das ist ein guter Tag!“

Selbst die Stinkefrucht (auch Kotzfrucht genannt) wurde heute nicht ausgelassen! Was hatte das Regenwetter nur angerichtet…? 🙂 Was für manchen eine echte Dschungelprüfung ist, wird durch zwei ganz Mutige unter uns einfach mal in frittierter Form als kleine Nachspeise verzehrt! Pfui!

Als Abschluss unserer Zeit in Kuala Lumpur fuhren wir in die 200 Kilometer entfernten Cameron Highlands. Neben dem immer wiederkehrenden, traurigen Landschaftsbild unendlich vieler Palmölplantagen (Malaysia ist neben Indonesien das größte Anbauland für Ölpalmen), wird hier glücklicherweise noch Obst, Gemüse und Tee angebaut.

In den Cameron Highlands gibt es ihn noch… den echten Regenwald!

Palmöl – der Tod des Regenwaldes – wir fahren durch Malaysia, und finden unendlich viele geradlinig hintereinander wachsende Baumreihen von Ölpalmen – was in Deutschland statistisch gesehen mittlerweile in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt, zerstört hier wichtigen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Es beschert den Großkonzernen riesige Gewinne und raubt den Kleinbauern Land und Lebensgrundlage. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten Regenwälder, Menschen und Tiere weltweit bereits den „grünen Wüsten“ weichen. Malaysia steuert knapp 35% des Weltmarktanteils an Palmöl bei, ist einer der Hauptproduzenten und riskiert dadurch die Zerstörung großer, wunderschöner Teile des Landes. Forschungen zufolge wird der billige Zusatzstoff als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft – das alles macht uns wirklich traurig und nachdenklich – Kann die geliebte Nutella oder Erdnussbutter wirklich so wichtig für uns sein??? 

Und wir finden sie tatsächlich noch …die ersten unberührten Wälder!

Auch hier müssen wir uns wohl wieder für die grandiose Anreise entschuldigen 🙂 Anstatt der ursprünglich veranschlagten drei Stunden waren es knapp FÜNF für EINE Strecke… welche zudem noch richtig fiese Serpentinen beinhaltete… Auch hier gilt unser Dank dem Erfinder von Reisetabletten… ohne diese kleinen Wunderpillen wären wir wahrscheinlich nicht einmal in die Nähe unseres Ziels gekommen! So müssen unsere Frischlinge nach und nach durch jedes kleine Abenteuer durch 🙂 Und wir können es nicht oft genug sagen…

„Die kleinen Abenteuer sind es, die unser Leben so großartig und spannend machen!“

So geht’s nach sechs erlebnisreichen Tagen in und um die Hauptstadt Malaysias weiter Richtung Borneo…

Weihnachten am anderen Ende der Welt

Weihnachten am anderen Ende der Welt

Wenn gewohnte Situationen so weit weg sind, dass man sich kaum mehr hineindenken kann, fällt es auch schwer, diese zu vermissen.

Es ist der 24. Dezember 2018, Heiligabend in Deutschland, das Fest der Liebe und der Familie. Der Weihnachtsstress neigt sich dem Ende entgegen, die letzten Geschenke werden verpackt und nahezu jeder ist voller Vorfreude auf eine wunderschöne Zeit im Kreise der Lieben. Wir2 lieben all’ das Klischeehafte und Typische rund um die Weihnachtszeit… bis hin zum Gipfel des genussvollen Schlemmens (bis hin zum Völlegefühl der Superlative und kompletter Bewegungsunfähigkeit) an den Feiertagen! Wir lieben den Duft, die Musik, die Märchen, das Essen, den Glühwein, die kleinen Heimlichkeiten, das Beisammensein, die kuscheligen Tage und die ganz besondere Stimmung!

Doch in diesem Jahr ist alles ganz anders… 

Unsere Entscheidung für eine Weltreise war zugleich auch eine, gegen Weihnachten zu Hause. Da eine Reise über die deutschen Sommermonate für uns nicht in Frage kam, mussten wir in den sauren Apfel beißen! Unsere Reiseroute sah von Anfang an (jedoch aus keinem bestimmten Grund, wahrscheinlich einfach wegen der Nord-Süd-Route) für Heiligabend Malaysia vor… und genau da sind wir auch gelandet… bei knapp 31 Grad… in einem kleinen Bungalow… südlich von Kuala Lumpur… am Meer!

Unsere kleine Weihnachts-Villa

Irgendwie ist diese ganze Situation völlig verrückt sowie total schwer zu beschreiben und wir hätten niemals gedacht, dass die komplette Weihnachtszeit so an uns vorbei geht! All’ das Gewohnte und Vertraute aus der Heimat ist so weit weg, dass wir gar nicht wirklich in die Gelegenheit kommen, das sonst so Geliebte und Zelebrierte allzu sehr zu vermissen. Es ist sogar so surreal, dass wir uns mehrmals am Tag vor Augen halten müssen, welches Datum eigentlich ist… während wir am Strand liegen! 

So lautete der Spruch des Tages: „Übrigens… Mädels, heute ist der 24. Dezember – Weihnachten!“

Während wir uns irgendwie schon seit vier Wochen mit dieser „etwas anderen“ Weihnachts-Situation arrangieren und mittlerweile Tag 84 unserer Weltreise schreiben, landen wir am 4. Advent in Kuala Lumpur und treffen auf ein riesengroßes, vertrautes, wundervolles „Stück Heimat“. Nach fast drei Monaten „Wir2 on Tour“ sind wir aufgeregter als kleine Kinder kurz bevor der Weihnachtsmann vor der Tür steht… denn wir bekommen Besuch!!! Aus Wir2Weltenbummler wird kurzerhand Wir3… und wir sind einfach nur überglücklich! …nicht nur über die tolle Gesellschaft, sondern auch über unendlich viele kleine wundervolle Sachen im Gepäck 🙂

DANKE für die selbst gebackenen PLÄTZCHEN! Könnt ihr euch vorstellen, was das für eine Duft- und vor allem Geschmacksexplosion für uns war? …ein Traum! Diese Tüte hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, im ursprünglichen Zustand in unserer Unterkunft anzukommen – noch nicht mal auf ein Bild hat sie es geschafft! 🙂 Schon die Taxifahrt von Flughafen zum Meer reichte, um nur ungefähr eine Hand voll davon übrig zu lassen… keinerlei Überlebens-Chance über die Feiertage bei zwei ausgehungerten Weltenbummler-Fressraupen 🙂

DANKE für die Dominosteine, Rocher, Spekulatius und Lebkuchen! Auch diesen drohte ein ähnliches Schicksal wie den Plätzchen… längerfristige Überlebenschancen gleich null! Wir gönnten ihnen noch eine kurze Erholungs- und Abkühlungsphase nach dem langen Flug und dem Jetlag, aber auch diese fielen unseren hungrigen Mäulern recht schnell zum Opfer 🙂

DANKE für den Kloßteig, das Rotkraut und die Rouladensoße! Dieses Abendessen hat unseren Heiligabend gerettet und ihn inmitten von Palmen, Strand und Meer tatsächlich sehr besonders gemacht! Zwischen all’ dem Reis, Curry, Gemüse, Frühlingsrollen und sonstigen asiatischen Genüssen war es einfach ein großartiges kulinarisches Highlight, nach fast drei Monaten, heimisches Essen zu kochen und zu genießen! Wer hätte gedacht, dass irgendwann einmal der Tag kommt, an welchem uns Friweika-Fertigklöße, Rotkohl aus dem Glas und Maggifix für schnelle Soße ein unendliches Lächeln ins Gesicht zaubern und die höchste Stufe des Glücks hervorrufen! 🙂

Also wenn das keinen Stern verdient…

DANKE auch für die Räucherkerzen, den kleinen Weihnachtsbaum, die Kerze und die Weihnachtsmann-Mützen! Diese vielen Kleinigkeiten machten den ohnehin schon tollen Abend noch viel, viel schöner und vor allem weihnachtlicher! Der Duft, der Geschmack und die Stimmung von Weihnachten ist bei uns, in fast 10.000 Kilometer Entfernung, auf wunderbare Art und Weise angekommen 🙂 Es fehlte uns einfach (wieder einmal) an nichts!

Und trotzdem wurde dem noch die Krone aufgesetzt! VIELEN DANK für die tollen Geschenke! Wir wussten in dem Moment gar nicht, wie wir uns für all’ das bedanken sollen, waren überwältigt und einfach glücklich!

Wir erwarteten lediglich eine schöne gemeinsame Zeit… und bekamen einfach alles, was zu einem gelungenen Heiligabend dazu gehört! Ist es nicht toll, solche Freunde zu haben?

„Wahre Freunde hören nicht nur, was du sagst, sondern verstehen auch, was du meinst.“

VIELEN DANK für den etwas anderen, aber richtig tollen, unvergessenen Heiligabend in Malaysia 🙂

Unser Fazit: Wir sind dankbar, die Erfahrung „Weihnachten am anderen Ende der Welt“ einmal gemacht zu haben… werden diese wundervolle Zeit aber in den nächsten Jahren lieber wieder zu Hause mit unseren Familien und Freunden verbringen… so werden selbst Weltenbummler wieder zu Nesthockern 🙂

So schnell der kurze Weihnachtszauber da war, verschwand er leider auch schon wieder. Wir konnten uns noch so oft vor Augen halten, dass der erste oder zweite Weihnachtsfeiertag ist… wir spürten trotzdem nichts von alledem… keinen Gänsebraten, kein „3 Haselnüsse für Aschenbrödel“ und keinen Winterspaziergang… Also blieb uns nichts anderes übrig, als es den Einheimischen gleichzutun und die Feiertage gemütlich am Strand, in der Hängematte oder am Pool zu verbringen… ja, es gibt durchaus Schlimmeres 🙂 

Vorsichtig beginnen wir uns an die Kultur, das Land und die Leute anzunähern. Mit ungefähr 32 Millionen Einwohnern zählt Malaysia zu den sogenannten Schwellenländern. Das bedeutet die traditionelle Zugehörigkeit zu den Entwicklungsländern, obwohl die typische Merkmale nicht mehr oder nur noch in Teilen vorhanden sind. Dadurch ist Malaysia eine der wirtschaftlich stabilsten Regionen Südostasiens. Wir kamen aus dem buddhistischen Myanmar und landeten im muslimischen Malaysia… einem Staat mit einer einzigen, wirklich akzeptierten Staatsreligion…dem Islam – da können schon die ein oder anderen Vorurteile entstehen! Es dauerte nicht lange, bis wir merkten, dass hier alles viel moderner, sauberer und geordneter ist. Wir tauschen Tempel und Pagoden gegen Moscheen… wahrscheinlich können die Gegensätze in Südostasien nicht größer sein! Was jedoch beide Länder gemeinsam haben, ist die GASTFREUNDSCHAFT! Auch hier werden wir erst schüchtern begutachtet und dann herzlich angelächelt. Die Menschen begegnen uns freundlich und offen, sie fahren uns ohne Gegenleistung in die Stadt, kümmern sich um uns, helfen uns bei der etwas komplizierten Essens-Auswahl und akzeptieren uns, trotz der kurzen Hosen, des Bikinis und des nicht vorhandenen Kopftuchs! Es ist wirklich ein schönes Gefühl, sich Willkommen zu fühlen, obwohl man hier zu einer Minderheit gehört.

„Der Wert einer Kultur lässt sich danach bemessen, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht.“ (Kurt Tucholsky)

Für uns ist es immer wieder eine interessante und prägende Erfahrung, auch einmal auf dieser Seite zu stehen! Erst so merken wir tatsächlich am eigenen Leib, wie man sich als „Fremder“ wirklich fühlt… wie es uns geht, wenn alle um uns herum „anders“ aussehen, „anders“ denken und „anders“ fühlen –  in diesen Momenten ist es verdammt viel wert, einfach so wie man ist, akzeptiert zu werden! Und das tun die Menschen hier. Wir fühlen uns wohl und können unsere Zeit unbeschwert genießen.

Und dann war da noch diese ganz besondere Überraschung für uns… Denn direkt neben unserer kleinen Bungalow-Anlage befand sich eine Schildkröten-Aufzuchtstation… Unzählige kleine Nester voller Eier, aus welchen nach und nach die kleinen Babys schlüpfen – was für ein Paradies 🙂 Dank der Besitzerin unserer Unterkunft, durften wir das alles erleben…

Unsere letzten Tage in Myanmar

Unsere letzten Tage in Myanmar

Während wir unseren letzten Abend, voller Vorfreude auf unseren Besuch, auf der Terrasse am Pool unseres Flughafenhotels verbringen und mittlerweile Tag 83 unserer Weltreise zählen, lassen wir 23 wundervolle Tage in Birma Revue passieren. Es waren so unendlich viele Eindrücke, Gefühle und Erlebnisse… deren ganze Vielfalt und Schönheit kaum in Worte zu fassen sind. 

Die Zeit vergeht einerseits wie im Flug und auf der anderen Seite kommt es uns vor, als wären wir schon Jahre nicht zu Hause gewesen. Das Reisen ist irgendwie zur Normalität geworden und es fühlt sich, gerade in diesem Moment, richtig toll an. Wir stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen, manchmal kleine, aber auch größere. Was für uns zu Hause selbstverständlich ist, muss hier jeden Tag neu geplant und organisiert werden. Wie kommen wir von A nach B, wo schlafen wir, was unternehmen und was essen wir? Es mag banal klingen, aber in Ländern wie Myanmar, können diese Fragen viel Zeit und vor allem viele Nerven kosten. Reisen ist nicht immer schön! Wir haben keine sechs Monate All-Inclusive-Urlaub, wo uns der Hintern gepudert wird… auch wir erleben hier zusammen, sowie jeder für sich den ein oder anderen Tiefpunkt… und das ist auch gut so. Wir lernen damit umzugehen… jeder allein für sich, aber vor allem GEMEINSAM.

„Eine Investition in das Reisen ist eine Investition in dich selbst.“ (Matthew Karsten)

Wir versuchen, alle Bilder irgendwie zu verarbeiten, sprechen viel darüber und merken aber doch ab und an, dass der Kopf nicht mehr hinterher kommt und wir einiges neu ordnen und sortieren müssen. Über 80 Tage voller wunderschöner Erlebnisse… das ist Achterbahn an Emotionen! Wir können auch nach knapp der Hälfte unserer Zeit auf Weltreise eigentlich gar nicht so richtig beschreiben, wie wir uns fühlen… Es ist auf jeden Fall ein sehr positives Gefühl. Es geht uns gut und wir sind total glücklich über die Entscheidung, diesen Schritt gegangen zu sein. Natürlich denken wir auch oft an zu Hause, an Familie und Freunde, haben aber trotzdem kein richtiges Heimweh. Manchmal verfluchen wir das Rucksack Packen und vor allem das Tragen, freuen uns aber jedes Mal wieder auf die Weiterreise an neue tolle Orte. Wir essen jeden Tag Reis, meist sogar schon zum Frühstück, sind ab und an in Gedanken bei einer richtig leckeren Brotzeit mit gaaaaaanz viel Käse oder bei Essen von Mama… aber auch dieses Verlangen ist schnell wieder verflogen. 

Es fehlt uns derzeit einfach an nichts – und wir finden es wunderschön, das sagen zu können 🙂

Myanmar hat den Namen „Land des ewigen Lächelns“ auf jeden Fall mehr als verdient. Noch nie waren wir von so einem sympathischen, freundlichen und liebevollen Volk umgeben. Wir wurden herzlich empfangen und immer freundlich und zuvorkommend behandelt. Wir haben uns zu keiner Zeit unsicher oder unwohl gefühlt und können jedem empfehlen, dieses Land zu bereisen. 

„Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt.“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Leider wird das heutige Birma wahrscheinlich in ein paar Jahren nicht mehr dasselbe sein… der Tourismus wird sich mehr und mehr durchsetzen, wird den Menschen zu mehr Wohlstand aber auch zu mehr Arroganz verhelfen… Wir wünschen allen Touristen ähnlich tolle Erlebnisse, wie wir sie hatten… wissen aber andererseits gar nicht so richtig, ob diesem Land mehr davon überhaupt gut tut. Im Moment ist es hier noch wunderschön ursprünglich und wir hoffen, dass sich zumindest die Menschen hier ihre tollen Eigenschaften und ihre Herkunft wahren…

Während unserer letzten Tage im Land legten wir noch einmal den Turbo ein. Da unsere „neue“ Reiseplanerin von Beginn an eine feste Route im Kopf hatte, musste das komplette Programm noch durchgezogen werden 🙂

Vom Strand ging es also binnen 9 Stunden (die gleiche Strecke in die andere Richtung dauerte 5 Stunden – die Busse hier sind eben immer für eine Überraschung zu haben) wieder zurück nach Yangon. Da wir noch nicht genug hatten, diente die Stadt diesmal nur als kurzer Zwischenstopp, bevor wir weitere zwei Stunden mit dem Zug nach Bago fuhren… Es geht eben nichts über eine gute Reiseplanung 🙂 Wer jetzt denkt, dass zwei Stunden Zug fahren doch eigentlich entspannt sind, hat genau das Bild im Kopf, welches wir auch bis zum Einstieg in die Bahn hatten! Es kommt eben immer anders als wir denken 🙂 Man beachte hier die Züge! Gebuchte Kategorie: Upper class – also das höchste, was es gibt! 

Die Mäuse im Abteil schafften es sogar auf einen unserer Rucksäcke! Wir müssen zugeben, diese Zugfahrt wird uns eine Weile im Gedächtnis bleiben… wir sind schon des Öfteren Bahn in Südostasien gefahren, aber diese Waggons sind schon, naja… wie sollen wir sagen, sehr speziell! Zwischen der Angst, jeden Moment zu entgleisen (bei gefühlten 150km/h – wahrscheinlich waren es nur 30!) und der, sich bei dem Geschaukel und Gepolter die Rippen zu brechen oder Wirbel auszurenken, bekämpften wir Mücken, Mäuse und sonstiges Getier um uns herum… während übrigens die Birmesin mit ihrem Kleinkind schräg vor uns tief und fest schläft!!! …mehr Myanmar geht wirklich nicht 🙂

Am Bahnhof in Bago, der viertgrößten Stadt Myanmars angekommen (es ist mittlerweile 22 Uhr und wir sind weit und breit die einzigen Touristen), wurden wir direkt vom „Bahnhofs-Beauftragten“ (ein kleines Männlein mit Security-Uniform) begrüßt, auf zwei Mopeds gesetzt und zum Hotel gebracht… Könnt ihr euch das in Deutschland vorstellen??? Es ist immer wieder überraschend, wie sich hier gekümmert wird, dass wir auch wirklich da ankommen, wo wir hin möchten. Von dieser Hilfsbereitschaft, Gastfreundlichkeit und Dienstleistungsbereitschaft sind wir in unserer Heimat Welten entfernt. Wir haben es scheinbar nicht mehr nötig, denken zu oft alle nur an uns und sind uns selbst der Nächste! Ja, auch Wir2 müssen uns dahingehend an die eigene Nase fassen! Wir sind extrem dankbar, diese Erfahrungen hier machen zu dürfen und hoffen, dass wir uns in manchen Situationen zukünftig daran zurück erinnern und den Menschen ein klein wenig anders begegnen als bisher.

„Zu Reisen bedeutet sich zu entwickeln.“ (Pierre Bernardo)

In Bago selbst gibt es eine enorme Vielfalt an Highlights zu bestaunen. Das sind zum Beispiel die sitzenden Buddhas, der liegende Buddha mit Dach und der liegende Buddha ohne Dach 🙂

Liegender Buddha mit Dach

Liegender Buddha ohne Dach

Ach ja… und dann ist da noch das „Schlangen-Kloster“ und der Königspalast.

Im „Schlangen-Kloster“ lebt dieses nette Exemplar

Der Königspalast

Unsere kleine Sightseeingtour machte mit dem, vom Hotel gebuchten, TukTuk OHNE jegliche Federung auch richtig viel Spaß – jetzt war auch hier der Zeitpunkt gekommen, an welchem wir dieses Verkehrsmittel ebenfalls nie wieder nutzen wollten. Wir brauchen nach unserer Rückkehr auf jeden Fall eine gute Krankenversicherung und Ärzte für jedes Körperteil 🙂

Kaum aus dem TukTuk ausgestiegen (ihr wisst ja, der Reiseplan MUSS durchgezogen werden – das passiert, wenn die Realistin der Träumerin die Planung überlässt), stiegen wir in ein Taxi, welches uns weitere zwei Stunden später am Fuße des Goldenen Felsens absetzte. Nach Rippenbrüchen im TukTuk und Schleuderdrauma im Taxi, ging es nun auf der Ladefläche einer dieser Kamikaze-Trucks hinauf auf 1100 Meter zum „Golden Rock“. Wir danken unseren Müttern oder dem Storch, der uns irgendwo verloren hat und den guten Genen für unsere robusten Mägen! Denn das alles in Summe ist echt hart! Da sitzen um die 40 Personen auf einer Ladefläche eines LKWs (zum Glück gibt es wenigstens ein paar Alu-Bänke und Griffe zum Festhalten) und werden in einer 45-minütigen extrem kurvigen Berg- und Talfahrt zum Berggipfel gekarrt!

Transportmittel LKW… kann man machen 🙂

Wäre das nicht das heiligste aller buddhistischen Pilgerziele und ein Muss für jeden Myanmar-Reisenden, hätte die Hälfte von uns hier gestreikt und der Reiseleitung den Vogel gezeigt 🙂

Oben angekommen, stellen wir beide aber recht schnell fest, dass sich jeder einzelne Kilometer dafür gelohnt hat! Ein wahrhaft magischer Ort…

Glaubt man der Legende, so wird der Fels von nur einem Haar Buddhas im Gleichgewicht gehalten. Ein Eremit hatte das Haar im 11. Jahrhundert als Reliquie geschenkt bekommen und sollte vor seinem Tod einen Felsen im Wasser suchen, der dem Schädel Buddhas gleicht. Als er diesen fand, brachte er ihn auf den Berg, wo er noch heute steht… hört sich doch glaubhaft an, oder? Wir mögen die Sagen und Legenden rund um die buddhistischen Stätten! Da ist die Welt noch in Ordnung 🙂

Während männliche Pilger Blattgold an den Stein kleben und sich dabei etwas wünschen dürfen, bleibt es den Frauen verwehrt, den Fels zu berühren. Sie beten oder meditieren von entfernteren Orten. Das tut der Atmosphäre hier oben jedoch keinen Abbruch. 

Während sich der Goldene Fels so langsam in das Licht der untergehenden Sonne hüllt, nehmen wir den letzten Truck um 18Uhr hinunter ins Tal und versuchen wieder einmal all‘ das Erlebte und die wundervollen Bilder irgendwie zu verarbeiten… was für eine verrückte Zeit!

Unser weiterer Reiseplan sieht vor, dass wir am nächsten Morgen (wieder einmal 3 Stunden mit dem geliebten Bus) nach Hpa An (gesprochen Pha-An) fahren… und das tun wir auch 🙂 Wir hatten gedacht, dass uns in Myanmar nichts mehr großartig überrascht, da wir in fast jeder Ecke waren, aber die Landschaft im Süden ist so wunderschön, dass wir uns ärgern, hier nicht mehr Zeit zu haben.

Hier unten ist man relativ nah an der thailändischen Grenze. Es gibt unendlich viele, in einem unglaublichen Grün schimmernde, Reisterrassen, dazu kleine Flüsse, Seen und riesige Karstfelsen, welche die Landschaft so besonders machen. Da einige dieser Felsen hohl sind, dienen diese auch als „Herberge“ unzähliger Buddha-Statuen.

Außerdem wartet in Hpa An eines der beeindruckendsten Naturschauspiele, was wir je gesehen haben! Denn wer sich gegen Sonnenuntergang vor der sogenannten „Bat-Cave“ einfindet, kann erleben, wie Millionen von Fledermäusen zur Futtersuche ihr trautes Heim verlassen. Über eine halbe Stunde strömen Massen der kleinen Tierchen aus dem Eingang der Höhle, über den Fluss, hinaus in die Felder. Ein wirklich beeindruckendes Spektakel!

Ach ja… wer übrigens direkt darunter steht, wie die Kamerafrau hier, muss mit einem dreckigen Shirt heim gehen 🙂

„Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“ …sagt unsere Reisplanerin und ist stolz wie Bolle auf ihre Raum-Zeit-Berechnung… 🙂 Im Grunde haben wir jetzt alles abgegrast was geht! …nur noch eine letzte Stadt, Mawlamyaing, die drittgrößte des Landes. Hier gibt es zwar nicht allzu viel zu sehen, aber dafür ist die Anreise wunderschön. Laut Reiseführer wird die nämlich mit dem Boot empfohlen. Über unser Hotel buchten wir uns also zwei Tickets für den Kahn… drei Stunden flussabwärts. Das hieß auf jeden Fall Handy-Verbot für eine von uns 🙂 

Wir wussten nicht, dass wir für 4 Euro eine Privatfahrt bekommen, aber umso mehr lohnt sich der Trip nach Mawlamyaing…

 

So fand unsere Zeit in Myanmar einen wirklich tollen Abschluss. Wir haben dieses Land, trotz der teilweise beschwerlichen Transporte, tatsächlich lieben gelernt. Herzlicher als hier, können Menschen kaum sein! Wir sind begeistert von den Landschaften, den tausenden Pagoden, Tempel, Klöster und Buddhas… auch wenn wir nach 24 Tagen völlig „überpagodet“ sind, wissen wir heute schon, dass wir irgendwann hierher zurückkehren werden! …in der Hoffnung, dass sich das Land seine Schönheit nicht kaputt macht und die Menschen ihre unglaublich sympathische Zurückhaltung und Gastfreundschaft behalten.

 

So wunderschön war Myanmar…