Die Hauptstadt Malaysias ist nach gut 90 Tagen die achte Großstadt unserer Reise… normalerweise meiden wir längere Aufenthalte in hektischen Ballungsgebieten aber erstens steht der Jahreswechsel vor der Tür, da darf es auch mal “mehr” sein… und zweitens wird hier aus Wir2 ganz bald Wir6… worauf wir uns riesig freuen! Also bleiben wir etwas länger, erkunden die Stadt und die Umgebung.

Unsere Vorstellung von Kuala Lumpur als moderne Großstadt bestätigte sich relativ schnell. Das typische südostasiatische Chaos ist hier weit entfernt… eigentlich ein guter Einstieg für die „Asien-Frischlinge“ unter uns. Hier herrscht eine gewisse Grundordnung, durch welche es etwas leichter fallen könnte, das Gesehene und Erlebte zu verarbeiten. Die Straßen sind sauber, die hygienischen Standards sind ok, die Verständigung auf Englisch funktioniert problemlos, der Verkehr befolgt die nötigen Regeln und DAS WICHTIGSTE… es gibt Nutella 🙂

„Freunde und Vertrautes machen glücklich!“

Schon lange vorher haben wir uns richtig viele Gedanken über die kommenden zwei Wochen gemacht. Wir fragten uns, ob wir unsere Weltenbummler-Reise-Euphorie irgendwie, zumindest ein klein wenig weitergeben können… ob unsere Art zu reisen auf Begeisterung oder Ablehnung stößt… ob das überhaupt der richtige Ort für Besuch ist… ob wir die richtigen Ausflüge geplant haben… ob die Sonne scheint… und wenn das alles nicht passt… ob wir es irgendwie schaffen können, trotzdem eine tolle Zeit zusammen zu genießen. Wir haben versucht, einen kleinen Reiseplan zusammenzustellen, haben hin und her überlegt, alles dreimal wieder über Bord geworfen, wollten komplett das Land wechseln, dann doch wieder nicht… die Zweifel waren allgegenwärtig. Es sollte ein guter Mix aus Entspannung, Abenteuer und Miteinander werden – wobei uns letzteres am wichtigsten erschien. Immerhin nehmen vier tolle Menschen knapp 10.000 Kilometer auf sich, um uns zu sehen… um uns ein Stück weit das Gefühl von Heimat zu vermitteln! Das ist einfach wundervoll! …und deswegen wollten wir so viel wie möglich zurückgeben. 

Aus Wir2 wird die nächste Zeit Wir6 🙂

Zunächst mussten wir erst einmal verstehen und realisieren, dass wir nicht mehr allein sind! Und das ist nach fast drei Monaten eine echte Herausforderung! Zwar waren wir über Weihnachten schon zu dritt aber zu sechst ist noch einmal eine ordentliche Schippe drauf! Immerhin sprechen wir hier von sechs weiblichen, mehr oder weniger komplizierten Wesen!!! 🙂 Es ist durchaus ein gewaltiger Unterschied, ob nur zwei Leute zu verschiedenen Zeiten auf Toilette müssen oder sechs! 🙂 Und das zieht sich durch wie ein roter Faden! Essen, Trinken, Schlafen, Shoppen, Sightseeing… sechs Mädels – sieben Meinungen… aber noch schlimmer sind die Situationen, in denen sechs Mädels keine Meinung haben! 🙂 Du stehst in einer fremden Stadt, bist mit dir und der Umgebung schon überfordert… und dann sollst du dich auch noch entscheiden… Wir2 kennen diese „spannungsgeladenen“ Zeitpunkte aus eigener Erfahrung nur zu gut! Doch das alles sind völlig normale, alltägliche Problemchen, mit denen wir alle lernen umzugehen. Das hieß vor allem für uns, sich auf weitaus mehr Bedürfnisse als unsere „Ich-brauche-maximal-zweimal-pro-Tag-Essen“ und „Wir-sind-spontan-und-machen-alles-mit“ – Mottos einzustellen. Das ganze bedarf schon einer gewissen Planung und einer etwas anderen Raum-Zeit-Berechnung als die der 2Weltenbummler. 

So bestand Tag 1 aus Ankommen und Entspannen. Nach einem 12-Stunden-Flug hieß es erst einmal durchatmen, akklimatisieren, erste Eindrücke wirken lassen, sich freuen, dass man endlich zusammen ist, gemeinsam frühstücken, den neuesten Tratsch und Klatsch auf Stand bringen, am Pool relaxen, schlafen und ausruhen.

Der Infinity-Pool unseres Appartements war wie gemacht für den ersten Tag 🙂

Am 2. Tag begann unser knallhartes Sightseeing-Programm! Bei über 30 Grad und einer Luftfeuchte von knapp 70% macht das erst richtig Spaß 🙂 Nummer eins auf der Liste waren die Batu Caves. In den Kalksteinhöhlen (batu = Stein/ caves = Höhlen) befinden sich mehrere Hindu-Tempel. Eine gute Abwechslung zum sonst sehr muslimischen Malaysia. „Entspannte“ 272 Stufen führen uns vom Vorplatz hoch in die 100 Meter hohe Tempelhöhle.

Könnt ihr das natürliche, freudige Lächeln in unseren Gesichtern erkennen? 🙂 Und wer vorher nicht hören wollte und den Dresscode missachtete, durfte sich spätestens jetzt über ein neues Beinkleid freuen…

Da drehen sich selbst die Affen weg 🙂 🙂 🙂

Danach stürzten wir uns zum ersten Mal in das Getümmel der Millionenmetropole. Erster Anlaufpunkt war das Wahrzeichen der Stadt, die Petronas Towers. Hier reicht es schon, einfach nur mit dem Kopf im Nacken davor zu stehen und zu staunen! Die derzeit höchsten Zwillingstürme der Welt sind mit 452 Metern ein Bauwerk der Extraklasse. Im Wolkenkratzer des namhaften Mineralölkonzerns befinden sich größtenteils Büro- und Geschäftsräume. Mit ihrer Zwillingsarchitektur setzen sie die Tradition des ehemaligen World Trade Centers fort. Die knapp 40.000 Tonnen Stahl, 400.000 Tonnen Beton und 32.000 Fenster erzielen einen echten Wow-Effekt!

Wir schlendern durch den anliegenden Park, schauen uns schonmal nach einer guten Silvester-Kulisse um und versuchen die Stadt und die Menschen auf uns wirken zu lassen. Kuala Lumpur vereint die verschiedensten südostasiatischen Richtungen… ob Architektur, Essen, Menschen oder Stimmung… hier treffen viele, uns bereits bekannte Länder aufeinander. Vereinzelte Stimmen behauptet, die Stadt oder gar das Land seien weder Fisch noch Fleisch… ein bunter Mix aus allem… aber wir fühlen uns relativ schnell wohl und sind dankbar über die ersten positiven, als auch negativen Asien-Erfahrungen für die Neuankömmlinge unserer kleinen Reisegruppe.

„Ein bunter Mix aus allem“ bedeutet meist, dass auch unsere chinesischen Freunde zahlreich vertreten sind… Und was wäre eine Großstadt ohne das internationale Flair von China Town? Freundliche Menschen, hochwertige Markenprodukte 🙂 und richtig gutes, günstiges Essen! Kann es einen besseren Ort für sechs hungrige Mäuler geben…?

Am dritten Tag zog es uns wieder raus aus der Stadt… heutiger Plan: „Skymirror und Glühwürmchen“ Während unserer Reiseplanung versuchten wir übrigens auch BESONDERS darauf zu achten, dass die Transportmittel, mit welchen wir unterwegs sind, westlichen Standard besitzen und einigermaßen „magenfreundlich“ sind… wir haben es wirklich versucht!!! Anstelle der Benutzung von lokalen Bussen oder Bahnen, mieteten wir uns einen Privatfahrer. Nic… welcher relativ schnell den Spitznamen Chan bekam – er war Chinese :), stand uns zwei volle Tage zur Verfügung und hatte das Vergnügen, sechs gackernde Weiber durch halb Malaysia zu kutschieren. Wir waren der Annahme, dass Chan mit seinem Supermobil (ein kleiner Minibus mit ausreichend Platz für alle) unsere langen Fahrten etwas angenehmer macht… was auch für ungefähr eine Stunde super funktionierte… bis zur Anlegestelle unseres ersten Ausflugsziels, dem„Skymirror“ (Himmelsspiegel) …und dann kam DAS BOOT!!! …denn das Objekt der Begierde mit den schönsten aller Fotomotiven, liegt ungefähr eine halbe Stunde vom Festland entfernt, irgendwo mitten im Meer. Also… Wir2 hatten ja schon einige Transporte mit Rippenfraktur- und Gehirnerschütterung-ähnlichen Auswirkungen, aber diese Bootsfahrt toppte so einiges! Und wir entschuldigen uns noch heute dafür, was wir den Mädels damit angetan haben… besonders für den Moment, als bei der Hälfte der Strecke der Motor ausfiel und wir uns inmitten echt hoher Wellen wie Schiffbrüchige in einem schlechten Katastrophenfilm fühlten… 

Mit grün-blauen Flecken und gleicher Gesichtsfarbe kamen wir, zusammen mit ungefähr 800 Chinesen (über deren Verhalten als Tourist in fremden Ländern hatten wir ja schon ausführlich berichtet) auf der Sandbank im Nirgendwo an. Das Gefühl, in der Mitte des Meeres knöcheltief im Wasser zu stehen, ist schon irgendwie verrückt. Wir hatten auch richtig großes Glück mit unserem Guide 🙂 Die junge Chinesin fungierte nämlich zugleich als Fotografin. Das Thema Asiaten und Bilder machen ist ja immer sehr speziell… und auch bei ihr galt das Motto: ein gutes Bild darf nur 95% des eigentlichen Fotomotivs beinhalten und es müssen mindestens noch zehn weitere Personen im Hintergrund stehen 🙂 

Und das ist noch eines der besseren Bilder!!!

Dennoch sind wir glücklich, hier gewesen zu sein! Wir werden den Ausflug zum Skymirror, nicht zuletzt wegen der wunderschönen Bootsfahrt, sondern auch dank unserer (nachbearbeiteten) Bilder in toller Erinnerung behalten. Wir danken dem Erfinder der Reisetabletten! 

Unweit davon befand sich auch schon unser nächstes Ziel. Die Mädels wollen ja schließlich etwas erleben! Nachdem wir uns erneut mit den bereits bekannten 800 Chinesen vom Skymirror anstellten (wir hatten unsere Rechnung irgendwie ohne die Hauptreisezeit unserer asiatischen Zeitgenossen gemacht), wurden wir auf einem Fluss in einem kleinen Boot gemütlich herum geschippert (dieses Mal tatsächlich mit einem winzig kleinen Hauch von Romantik 🙂 und ohne Wellen). Tausende Glühwürmchen in Aktion wirkten wie eine große, nicht enden wollende Lichterkette…

Die Glühwürmchen sind doch super getroffen, oder? …besonders das oben rechts im Baum 🙂

Auch wenn die im Kreis fahrenden Boote den Eindruck eines Fahrgeschäftes im Freizeitpark vermittelten und die Chinesen die Warntafel „Berühren der Glühwürmchen verboten“ zu unsere Überraschung wieder einmal nicht verstanden, werden wir diesen Tag in schöner Erinnerung behalten! Vielleicht sind es gerade diese Dinge, welche uns im Nachhinein schmunzeln lassen, oder über welche wir uns maßlos aufregen… Und wer kann schon behaupten, dass er eine katastrophale Bootsfahrt ohne Hergabe irgendwelcher Körperflüssigkeiten überlebt hat…???

MÄDELS, HEUTE IST SILVESTER!!! …das schon auszusprechen ist wirklich verrückt 🙂

Unser Silvestertag verlief im Grunde völlig entspannt… Ausschlafen, gemütlich frühstücken, am Pool relaxen, gegen Abend in die Stadt fahren, lecker Abendessen, Cocktails schlürfen und an den Petronas Towers das größte Feuerwerk Kuala Lumpurs erleben!

Es ist schon komisch bei 28 Grad in FlipFlops einen Silvesterabend zu verbringen… Hier läuft eben alles ein wenig anders… andere Länder, andere Sitten! Punkt eins: Es gibt KEIN Geböller auf den Straßen! – POSITIV! Punkt zwei: Es gibt KEINE lauten, ausschweifenden Partys! – POSITIV! Punkt drei: Dir kommen auch KEINE betrunkenen Menschen entgegen! – POSITIV! Punkt vier: Es gibt KEINEN Alkohol in den meisten Läden und schon gar nicht auf den Straßen! – Grundsätzlich POSITIV, aber ohne ein Schlückchen das neue Jahr zu begrüßen ist irgendwie eigenartig… Wir kennen es eben anders und es fällt uns schwer, gewohnte Dinge anders zu erleben…

„Man wird nie ein neues Land entdecken, wenn man immer das Ufer im Auge behält!“

Aber wir versuchen uns anzupassen, begießen 2019 mit einem Schluck Wasser, setzen uns unsere Hütchen auf und bestaunen das Feuerwerk 🙂

Auch wenn der Abend vielleicht anders war, als wir uns vorgestellt hatten und sich komplett von einer Silvesterparty zu Hause unterschied, können wir nicht behaupten, irgendetwas vermisst oder verpasst zu haben. Wieder einmal ist alles gut so wie es ist 🙂

Wie sagen wir immer so schön… EINMAL RICHTIG TOURI MUSS SEIN! Kennt ihr diese Hop-on Hop-off Busse, welche alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abgrasen? Genau dort platzierten wir unsere Popos im offenen Oberdeck und ließen uns schön durch die Stadt schunkeln 🙂 Diese Doppeldecker sind perfekt für Faulis wie wir an diesem Tag! 

Ein kompletter Vergnügungspark in einem Einkaufszentrum -inklusive Achterbahn!

Während die erste Stunde richtig schön sonnig und entspannt war, hatten wir den nachmittäglichen Monsunregen leider nicht eingeplant… was dann darin endete, dass wir halb erfroren im klimatisierten Teil des Busses an undichten Fenstern hockten und alle innerlich das ABC durchfluchten… das war das absolute Stimmungshoch des Tages!

Und dann stehen wir da… schauen in vier traurige Gesichter und fühlen uns irgendwie verantwortlich. Ok, lasst uns kurz überlegen… Was ist das einfachste Mittel zur Hebung des Stimmungsbarometers? Richtig!  …ESSEN …VIEL ESSEN!

„Ein Tag mit Freunden, leckerem Essen und Trinken… das ist ein guter Tag!“

Selbst die Stinkefrucht (auch Kotzfrucht genannt) wurde heute nicht ausgelassen! Was hatte das Regenwetter nur angerichtet…? 🙂 Was für manchen eine echte Dschungelprüfung ist, wird durch zwei ganz Mutige unter uns einfach mal in frittierter Form als kleine Nachspeise verzehrt! Pfui!

Als Abschluss unserer Zeit in Kuala Lumpur fuhren wir in die 200 Kilometer entfernten Cameron Highlands. Neben dem immer wiederkehrenden, traurigen Landschaftsbild unendlich vieler Palmölplantagen (Malaysia ist neben Indonesien das größte Anbauland für Ölpalmen), wird hier glücklicherweise noch Obst, Gemüse und Tee angebaut.

In den Cameron Highlands gibt es ihn noch… den echten Regenwald!

Palmöl – der Tod des Regenwaldes – wir fahren durch Malaysia, und finden unendlich viele geradlinig hintereinander wachsende Baumreihen von Ölpalmen – was in Deutschland statistisch gesehen mittlerweile in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt, zerstört hier wichtigen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Es beschert den Großkonzernen riesige Gewinne und raubt den Kleinbauern Land und Lebensgrundlage. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten Regenwälder, Menschen und Tiere weltweit bereits den „grünen Wüsten“ weichen. Malaysia steuert knapp 35% des Weltmarktanteils an Palmöl bei, ist einer der Hauptproduzenten und riskiert dadurch die Zerstörung großer, wunderschöner Teile des Landes. Forschungen zufolge wird der billige Zusatzstoff als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft – das alles macht uns wirklich traurig und nachdenklich – Kann die geliebte Nutella oder Erdnussbutter wirklich so wichtig für uns sein??? 

Und wir finden sie tatsächlich noch …die ersten unberührten Wälder!

Auch hier müssen wir uns wohl wieder für die grandiose Anreise entschuldigen 🙂 Anstatt der ursprünglich veranschlagten drei Stunden waren es knapp FÜNF für EINE Strecke… welche zudem noch richtig fiese Serpentinen beinhaltete… Auch hier gilt unser Dank dem Erfinder von Reisetabletten… ohne diese kleinen Wunderpillen wären wir wahrscheinlich nicht einmal in die Nähe unseres Ziels gekommen! So müssen unsere Frischlinge nach und nach durch jedes kleine Abenteuer durch 🙂 Und wir können es nicht oft genug sagen…

„Die kleinen Abenteuer sind es, die unser Leben so großartig und spannend machen!“

So geht’s nach sechs erlebnisreichen Tagen in und um die Hauptstadt Malaysias weiter Richtung Borneo…