Wenn gewohnte Situationen so weit weg sind, dass man sich kaum mehr hineindenken kann, fällt es auch schwer, diese zu vermissen.

Es ist der 24. Dezember 2018, Heiligabend in Deutschland, das Fest der Liebe und der Familie. Der Weihnachtsstress neigt sich dem Ende entgegen, die letzten Geschenke werden verpackt und nahezu jeder ist voller Vorfreude auf eine wunderschöne Zeit im Kreise der Lieben. Wir2 lieben all’ das Klischeehafte und Typische rund um die Weihnachtszeit… bis hin zum Gipfel des genussvollen Schlemmens (bis hin zum Völlegefühl der Superlative und kompletter Bewegungsunfähigkeit) an den Feiertagen! Wir lieben den Duft, die Musik, die Märchen, das Essen, den Glühwein, die kleinen Heimlichkeiten, das Beisammensein, die kuscheligen Tage und die ganz besondere Stimmung!

Doch in diesem Jahr ist alles ganz anders… 

Unsere Entscheidung für eine Weltreise war zugleich auch eine, gegen Weihnachten zu Hause. Da eine Reise über die deutschen Sommermonate für uns nicht in Frage kam, mussten wir in den sauren Apfel beißen! Unsere Reiseroute sah von Anfang an (jedoch aus keinem bestimmten Grund, wahrscheinlich einfach wegen der Nord-Süd-Route) für Heiligabend Malaysia vor… und genau da sind wir auch gelandet… bei knapp 31 Grad… in einem kleinen Bungalow… südlich von Kuala Lumpur… am Meer!

Unsere kleine Weihnachts-Villa

Irgendwie ist diese ganze Situation völlig verrückt sowie total schwer zu beschreiben und wir hätten niemals gedacht, dass die komplette Weihnachtszeit so an uns vorbei geht! All’ das Gewohnte und Vertraute aus der Heimat ist so weit weg, dass wir gar nicht wirklich in die Gelegenheit kommen, das sonst so Geliebte und Zelebrierte allzu sehr zu vermissen. Es ist sogar so surreal, dass wir uns mehrmals am Tag vor Augen halten müssen, welches Datum eigentlich ist… während wir am Strand liegen! 

So lautete der Spruch des Tages: „Übrigens… Mädels, heute ist der 24. Dezember – Weihnachten!“

Während wir uns irgendwie schon seit vier Wochen mit dieser „etwas anderen“ Weihnachts-Situation arrangieren und mittlerweile Tag 84 unserer Weltreise schreiben, landen wir am 4. Advent in Kuala Lumpur und treffen auf ein riesengroßes, vertrautes, wundervolles „Stück Heimat“. Nach fast drei Monaten „Wir2 on Tour“ sind wir aufgeregter als kleine Kinder kurz bevor der Weihnachtsmann vor der Tür steht… denn wir bekommen Besuch!!! Aus Wir2Weltenbummler wird kurzerhand Wir3… und wir sind einfach nur überglücklich! …nicht nur über die tolle Gesellschaft, sondern auch über unendlich viele kleine wundervolle Sachen im Gepäck 🙂

DANKE für die selbst gebackenen PLÄTZCHEN! Könnt ihr euch vorstellen, was das für eine Duft- und vor allem Geschmacksexplosion für uns war? …ein Traum! Diese Tüte hatte nicht einmal den Hauch einer Chance, im ursprünglichen Zustand in unserer Unterkunft anzukommen – noch nicht mal auf ein Bild hat sie es geschafft! 🙂 Schon die Taxifahrt von Flughafen zum Meer reichte, um nur ungefähr eine Hand voll davon übrig zu lassen… keinerlei Überlebens-Chance über die Feiertage bei zwei ausgehungerten Weltenbummler-Fressraupen 🙂

DANKE für die Dominosteine, Rocher, Spekulatius und Lebkuchen! Auch diesen drohte ein ähnliches Schicksal wie den Plätzchen… längerfristige Überlebenschancen gleich null! Wir gönnten ihnen noch eine kurze Erholungs- und Abkühlungsphase nach dem langen Flug und dem Jetlag, aber auch diese fielen unseren hungrigen Mäulern recht schnell zum Opfer 🙂

DANKE für den Kloßteig, das Rotkraut und die Rouladensoße! Dieses Abendessen hat unseren Heiligabend gerettet und ihn inmitten von Palmen, Strand und Meer tatsächlich sehr besonders gemacht! Zwischen all’ dem Reis, Curry, Gemüse, Frühlingsrollen und sonstigen asiatischen Genüssen war es einfach ein großartiges kulinarisches Highlight, nach fast drei Monaten, heimisches Essen zu kochen und zu genießen! Wer hätte gedacht, dass irgendwann einmal der Tag kommt, an welchem uns Friweika-Fertigklöße, Rotkohl aus dem Glas und Maggifix für schnelle Soße ein unendliches Lächeln ins Gesicht zaubern und die höchste Stufe des Glücks hervorrufen! 🙂

Also wenn das keinen Stern verdient…

DANKE auch für die Räucherkerzen, den kleinen Weihnachtsbaum, die Kerze und die Weihnachtsmann-Mützen! Diese vielen Kleinigkeiten machten den ohnehin schon tollen Abend noch viel, viel schöner und vor allem weihnachtlicher! Der Duft, der Geschmack und die Stimmung von Weihnachten ist bei uns, in fast 10.000 Kilometer Entfernung, auf wunderbare Art und Weise angekommen 🙂 Es fehlte uns einfach (wieder einmal) an nichts!

Und trotzdem wurde dem noch die Krone aufgesetzt! VIELEN DANK für die tollen Geschenke! Wir wussten in dem Moment gar nicht, wie wir uns für all’ das bedanken sollen, waren überwältigt und einfach glücklich!

Wir erwarteten lediglich eine schöne gemeinsame Zeit… und bekamen einfach alles, was zu einem gelungenen Heiligabend dazu gehört! Ist es nicht toll, solche Freunde zu haben?

„Wahre Freunde hören nicht nur, was du sagst, sondern verstehen auch, was du meinst.“

VIELEN DANK für den etwas anderen, aber richtig tollen, unvergessenen Heiligabend in Malaysia 🙂

Unser Fazit: Wir sind dankbar, die Erfahrung „Weihnachten am anderen Ende der Welt“ einmal gemacht zu haben… werden diese wundervolle Zeit aber in den nächsten Jahren lieber wieder zu Hause mit unseren Familien und Freunden verbringen… so werden selbst Weltenbummler wieder zu Nesthockern 🙂

So schnell der kurze Weihnachtszauber da war, verschwand er leider auch schon wieder. Wir konnten uns noch so oft vor Augen halten, dass der erste oder zweite Weihnachtsfeiertag ist… wir spürten trotzdem nichts von alledem… keinen Gänsebraten, kein „3 Haselnüsse für Aschenbrödel“ und keinen Winterspaziergang… Also blieb uns nichts anderes übrig, als es den Einheimischen gleichzutun und die Feiertage gemütlich am Strand, in der Hängematte oder am Pool zu verbringen… ja, es gibt durchaus Schlimmeres 🙂 

Vorsichtig beginnen wir uns an die Kultur, das Land und die Leute anzunähern. Mit ungefähr 32 Millionen Einwohnern zählt Malaysia zu den sogenannten Schwellenländern. Das bedeutet die traditionelle Zugehörigkeit zu den Entwicklungsländern, obwohl die typische Merkmale nicht mehr oder nur noch in Teilen vorhanden sind. Dadurch ist Malaysia eine der wirtschaftlich stabilsten Regionen Südostasiens. Wir kamen aus dem buddhistischen Myanmar und landeten im muslimischen Malaysia… einem Staat mit einer einzigen, wirklich akzeptierten Staatsreligion…dem Islam – da können schon die ein oder anderen Vorurteile entstehen! Es dauerte nicht lange, bis wir merkten, dass hier alles viel moderner, sauberer und geordneter ist. Wir tauschen Tempel und Pagoden gegen Moscheen… wahrscheinlich können die Gegensätze in Südostasien nicht größer sein! Was jedoch beide Länder gemeinsam haben, ist die GASTFREUNDSCHAFT! Auch hier werden wir erst schüchtern begutachtet und dann herzlich angelächelt. Die Menschen begegnen uns freundlich und offen, sie fahren uns ohne Gegenleistung in die Stadt, kümmern sich um uns, helfen uns bei der etwas komplizierten Essens-Auswahl und akzeptieren uns, trotz der kurzen Hosen, des Bikinis und des nicht vorhandenen Kopftuchs! Es ist wirklich ein schönes Gefühl, sich Willkommen zu fühlen, obwohl man hier zu einer Minderheit gehört.

„Der Wert einer Kultur lässt sich danach bemessen, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht.“ (Kurt Tucholsky)

Für uns ist es immer wieder eine interessante und prägende Erfahrung, auch einmal auf dieser Seite zu stehen! Erst so merken wir tatsächlich am eigenen Leib, wie man sich als „Fremder“ wirklich fühlt… wie es uns geht, wenn alle um uns herum „anders“ aussehen, „anders“ denken und „anders“ fühlen –  in diesen Momenten ist es verdammt viel wert, einfach so wie man ist, akzeptiert zu werden! Und das tun die Menschen hier. Wir fühlen uns wohl und können unsere Zeit unbeschwert genießen.

Und dann war da noch diese ganz besondere Überraschung für uns… Denn direkt neben unserer kleinen Bungalow-Anlage befand sich eine Schildkröten-Aufzuchtstation… Unzählige kleine Nester voller Eier, aus welchen nach und nach die kleinen Babys schlüpfen – was für ein Paradies 🙂 Dank der Besitzerin unserer Unterkunft, durften wir das alles erleben…