Irgendwann musste der Tag ja kommen! Der Tag… an dem wir uns mit sehr vielen Touristen aus aller Herren Länder in einen Bus quetschen und eine schöne Ausfahrt machen 🙂 Leider ist das die schnellste und effektivste Variante, den Teil der Chinesischen Mauer zu sehen, der sich lohnt… und an welchem man sich nicht komplett tot tritt! Unser Ziel: Mutianyu – 70 Kilometer nördlich von Peking:

Unsere kleine „Rheuma-Decken-Verkaufsfahrt“ begann um 6:30 Uhr mit der Abholung vom Hotel. Bei der Buchung versprach man uns im Übrigen eine Tour mit einem MINI-Bus (nur so… als kleine Hintergrundinformation)! Als erstes wurden wir zu einer Art Busshuttle gebracht. So sammelten die Agenturen ihre Kunden an einem großen Platz, wo dann alles und jeder, je nach Art des Ausflugs, noch einmal neu geordnet wird. Dort angekommen, kam eine hektischer, kleiner, durch ein Mikrofon grölender Chinese auf uns zugerannt. Er sagte, dass er Chan heißt und für heute unser Guide ist (Chan, I am Chan, please remember my face and my name, Chan, I am Chan! Jaaaaaa – ist gut… beruhig dich! …dachten wir nur und waren schon genervt, bevor es überhaupt losging). Danach schrie er uns ungefähr fünf mal entgegen „Please follow me, please follow me, follow me…“ So, dass es auch der letzte Depp verstanden hatte. Dazu muss man erwähnen, dass Chan alles was er sagte, wirklich ALLES, fünf mal in Englisch und gefühlt (von der Länge der Monologe) 15 Mal auf Chinesisch erzählte. Wie die Herdentiere rennen unsere asiatischen Freunde dem Guide – der übrigens Chan heißt 🙂 hinterher… ohne Rücksicht auf Verluste! So hilfsbereit der Großteil der Menschen hier ist… aber in diesen Situationen drehen sie alle durch! Die überrennen dich einfach, ohne Mist! Es ist hier tatsächlich ratsam aus dem Weg zu gehen, denn sie haben nur ein einziges Ziel im Auge… schnellstmöglich das machen was der „Führer“ sagt! 

Irgendwann hatten alle ihren Platz im Bus gefunden (komisch, auch ohne zu rennen, konnte jeder mitfahren!) Unser „Minibus“ hatte übrigens circa 50 Plätze! Um uns herum saßen ein paar Australier, Neuseeländer, Brasilianer, Spanier und Chinesen, sehr viele Chinesen! Irgendwie sind alle Touristen angenehme Kaffeefahrt-Begleiter AUSSER… wer hätte es gedacht!!! …der ein oder andere Chinese! Grundsätzlich sind das auch entspannte Genossen… ABER!!! Es gibt EINE GANZ SPEZIELLE EIGENSCHAFT dieser lieben, netten Mitbürger, an welche wir uns wohl NIEMALS, wirklich NIE gewöhnen werden und eigentlich auch nicht wollen! Denn das ist dieses ständige, entschuldigt diesen Ausdruck, RUMGEROTZE! Dafür gibt es leider kein schöneres Wort, es ist einfach zu ekelhaft. Wo sie stehen oder gehen (es macht auch keinen Unterschied ob Mann oder Frau, jung oder alt) wird das Zeug von ganz tief unten hoch geholt und raus gerotzt. Sorry, aber genau diese Wortwahl trifft es am besten! Die machen auch im Bus nicht Halt! Nein!!! …da wird eben in die Tüte geeumelt! Jedes verdammte, einzelne Mal stellen sich all‘ unsere Haare am kompletten Körper auf und ein kalter Schauer durchfährt uns von oben bis unten. Das geht echt überhaupt nicht… PFUI!

Jedenfalls haben wir die Busfahrt mit dieser Geräuschkulisse, gepaart mit Chan’s Ansagen in Überlänge und Megafon-Lautstärke, ganz gut überstanden 🙂 Gegen 9:30 Uhr setzte man uns an dem kleinen Abschnitt der Chinesischen Mauer nördlich von Peking ab. Nachdem weitere fünf Mal erklärt wurde (übrigens von Chan, das ist unser Guide!), wann wir wo zum Essen sein sollen, lösten wir uns von der Masse und begannen unser kleines Fitness-Programm. Eine von uns vornweg, die Andere fluchend und schnaufend die 400 Stufen hinauf zur Mauer hinterher 🙂 

Mit der Seilbahn fahren kann ja jeder! Irgendwie müssen wir uns schließlich von dem Rest abheben… und der Überzeugung waren wir übrigens BEIDE! 🙂 Chan sagte uns: „Ihr könnt nicht laufen, das schafft ihr in der Zeit nicht bis Turm 20… aber dort ist die schönste Aussicht! Ich empfehle euch auf jeden Fall die Seilbahn.“ (…jaja, kannst du jetzt bitte einfach ruhig sein, auch wenn du der Guide bist… wir sind schon groß und können noch immer selbst entscheiden!). Und wir haben jeden einzelnen Abschnitt geschafft… zu Fuß!!! Wir waren ganz oben, wir waren richtig fertig… aber wir waren so stolz! Hier hat sich echt jeder einzelne Schritt und der bitter-böse Waden-Muskelkater, den wir heute noch spüren, doppelt und dreifach gelohnt 🙂

 

Das ist so beeindruckend! Die Chinesische Mauer… oder „The Great Wall“… ein Bauwerk der Extraklasse! Doch was macht „eine Mauer“ so besonders? Für uns ist es die Geschichte, die beachtlichste menschliche Leistung aller Zeiten, welche auch die meisten Opfer forderte, die Entstehung, die Kulisse, das Gefühl darauf zu stehen und die Größe! Lange Zeit gab es keine genaue Antwort darauf, doch nach neuesten Erkenntnissen soll sie über 20.000 Kilometer lang gewesen sein und gilt damit als das größte Bauwerk der Welt!!! Über die Sichtbarkeit aus dem Weltraum lässt sich zwar streiten (das behaupten nur die Chinesen, wurde aber bisher nie wirklich bestätigt), dennoch ist es für uns einfach unbeschreiblich! Die Mauer gliedert sich in viele verschiedene, zeitlich und räumlich versetzte Teilabschnitte aus mehreren Epochen und diente einst der Abwehr von feindlichen Nomadenvölkern und anderen Eindringlingen. Zwischen den Mauerabschnitten befinden sich Türme, auf welchen sich damals die Wachmänner durch Rauchzeichen am Tag oder Fackeln bei Nacht Gefahren in einer Art Kettenreaktion symbolisierten.

Mit diesem Bildern und Eindrücken können Wir2 heute glücklich und zufrieden behaupten: „Auch ein typischer Touristen-Ausflug kann sich richtig lohnen!“ 🙂 Für uns gehört die Chinesische Mauer definitiv in die Kategorie „MUSS man einmal im Leben gesehen haben!“

REISEN – Erst macht es sprachlos, und dann verwandelt es uns in Geschichtenerzähler.

Der letzte Tag in der chinesischen Hauptstadt hielt ebenfalls noch eine kleine Überraschung für uns bereit. Schon mit dem Aufziehen der Vorhänge nach dem Aufwachen und noch im Rausch des ersten Kaffeedufts merkten wir, dass etwas „anders“ ist. Die Sonne schien uns mitten ins Gesicht! …das mag sich jetzt banal anhören, aber wir blickten tatsächlich in einen strahlend blauen Himmel! Das ist hier keineswegs selbstverständlich! Der sonst so grau-gelbe, durch den Smog verfärbte Himmel erstrahlte in ganz neuem Glanz! Echt verrückt… von einen auf den anderen Tag ist diese riesige Dunstglocke einfach verschwunden. Der Blick über die Stadt ist großartig. Besser kann die moderne Welt nicht auf das Traditionelle treffen!

Selbst der Schleier über der Verbotenen Stadt ist verschwunden, wodurch sie ihr volles Ausmaß zeigen kann! Mit einer Fläche von 720.000 Quadratmetern und einer täglichen Besucherzahl von 80.000 Menschen (und das wurde mittlerweile schon darauf begrenzt), ist sie neben der Chinesischen Mauer die Hauptattraktion! In den 890 Palästen im Zentrum Pekings lebten bis zur Revolution im Jahr 1911 ausschließlich chinesische Kaiser. Da der normalen Bevölkerung der Zutritt bis dahin nicht gewährt wurde, entstand der heutige Name „Verbotene Stadt“.

Neben der beeindruckenden Architektur Pekings, gibt es auch den ein oder anderen Festschmaus für den europäischen Gaumen! Was die kulinarischen Highlights der Chinesen angeht, sind wir allerdings etwas vorsichtig. Auch wenn wir sonst wirklich vieles probieren, halten wir uns auf den hiesigen Straßenmärkten eher zurück und schauen uns das Spektakel einfach nur an. Das Problem ist… man weiß hier überhaupt nicht, was man bekommt! Einige kauen hier an riesigen Haxen herum (könnte auch gut ein Oberschenkel-Knochen sein), andere haben ein ganzes Huhn mit ALLEN Extremitäten am Spieß in der Hand… oder besser noch… lebende, zappelnde Skorpione! Und für diesen „Griff in die Pralinenschachtel“ sind wir im Moment noch nicht bereit 🙂 Immerhin hast du hier schneller „Nachbars Lumpi“ auf dem Teller als dir lieb ist…

Wir entschieden uns dann doch eher für „bekanntere Gerichte“ wie die gute Peking-Ente… also wenn wir die hier nicht essen… wo bitte sonst? …und die ist hier echt richtig, richtig mega-lecker!

Mit so vielen unglaublich tollen Eindrücken aus der Hauptstadt haben wir diese mittlerweile hinter uns gelassen und sind nach Kunming, im Süden des Landes, geflogen. Endlich raus aus dem Großstadt-Trubel, rein in eine der schönsten Landschaften Chinas…

 

Wir sind in einem kleinen Homestay, ungefähr 90 Minuten entfernt von der nächsten größeren Stadt, untergekommen. Die Straßen sind leer und es ist NICHTS los! Einfach herrlich… Eine kleine, niedliche chinesische Mutti kümmert sich mit sehr viel Liebe um unser Wohl…

Die Kommunikation mit Händen, Füßen und dem bewährten Google-Übersetzer funktioniert super. Unsere süße chinesische Mutti schickt uns sogar Sprachnachrichten über das hierzulande genutzte „WeChat“ (ähnlich wie WhatsApp) – leider hat sie noch nicht ganz verstanden, dass ihre Nachrichten nicht automatisch übersetzt werden 🙂 Ach… ist die niedlich! Auch wenn sie uns mithilfe ihres Übersetzers Fragen wie „Willst du mit mir im Wald spielen?“ stellt, wir uns den Großteil irgendwie zusammen reimen und uns oft nur fragend anschauen und lachen (zum Glück lacht sie jedes mal herzlich mit uns), bleibt hier kein Wunsch offen.

Wir fühlen uns gleich wie zu Hause… Leckere Suppe, Obst und Popcorn 🙂 Die Baby-Ginseng-Früchte sind der Wahnsinn!

Ein guter Ort zum Wohlfühlen und Entspannen…