Wir lassen unsere warme, herzliche und vertraute Umgebung traurig aber auch irgendwie glücklich zurück und starten in das „Projekt Weltreise“. Nicht nur ihr, sondern auch wir fragen uns tatsächlich, warum wir eigentlich Moskau als erste Station unserer Reise gewählt haben? Beim Gedanken an Russland hat man doch immer irgendwie nur Kälte und Wodka, dazu saufende, grimmig schauende, „unschöne“ Vladimirs und lange, dünne, schönheitsoperierte, stöckelschuhtragende Olgas im Kopf. Soll das etwa ein Anreiz sein, das Land zu bereisen…? Irgendwie nicht wirklich… aber wir wollten diese Vorurteile beiseite schieben und uns ein besseres Bild machen! Immerhin tragen die Deutschen auch nicht alle Lederhosen, trinken Bier und essen Bratwurst mit Sauerkraut!
Oscar Wild sagte einmal:
„Reisen veredelt den Geist und räumt mit unseren Vorurteilen auf.“
Die Komfortzone verlassen bedeutet für uns auch, nicht gleich in den nächsten Flieger Richtung Südsee steigen und die Sonnenseite des Lebens genießen, sondern sich langsam vorzuarbeiten 🙂 Also auf nach Moskau!
Nach einem kurzen 140-Minuten-Flug landeten wir an einem der drei Flughäfen Moskaus, Vnukovo International. Leider breitete sich die „menschlich-russische Kälte“ schon im Flugzeug aus… wir erwarten ja kein thailändisches Dauergrinsen aber gegen einen kurzen freundlichen Blick hätten wir wirklich nichts einzuwenden… jedoch weit gefehlt unter den strengen russischen Ladies! Man könnte fast denken, dass der straffe Dutt jegliche Mimiken einfach nach hinten zerrt. Aber gut, Lachen am Arbeitsplatz ist nicht jedermanns Sache… wahrscheinlich wird es bald besser 🙂
Wir folgen erst einmal dem Ruf Moskaus, eine der günstigsten Taxistädte zu sein, und ordern uns eine der gelben Kisten für den Transfer in unser Hotel. Nach kurzer Verhandlung (hier ist die Realistin gefragt 🙂 zahlen wir 25 Euro und bekommen einen fast blinden (er setzte tatsächlich zwei Brillen zum Lesen der Adresse auf!!! :), zittrigen und leicht nach Kloake riechenden Fahrer, welcher uns innerhalb einer Stunde mit waghalsigem Tempo durch die Rush hour zum Hotel bringt. Preis – Leistung ist ok aber auch hier ist ein freundliches Lächeln weit gefehlt!
Die Ankunft im Hotel ließ uns hoffen. Durch ein paar Brocken Englisch (das ist hier keinesfalls selbstverständlich) konnten wir uns mit der Dame an der Rezeption verständigen und ihr ein kurzes Lächeln abgewinnen. Dazu gab es ein kostenloses „Upgrade“ – ein Zimmer MIT Fenster!!! WAHNSINN!!! Uns war nicht wirklich bewusst, dass es welche ohne gibt 🙂
Wir bezogen unser erstes Hotelzimmer und kamen Schritt für Schritt in der russischen Mega-Metropole an. Genauso speziell wie die Menschen hier ist auch das Essen… aber dafür extrem billig! Im „Restaurant“ unseres Hotels testen wir die ersten Köstlichkeiten.
Wir entschieden uns für den typisch russischen Eintopf Borschtsch und Kartoffelbrei mit überbackenem Hähnchen – zugegeben, kein kulinarisches Highlight aber dafür (wie bereits erwähnt, aber wir möchten es noch einmal betonen – Weltreisende müssen schließlich sparen) extrem billig! Mithilfe von diversen Übersetzungs-Apps stotterten wir erste russische Wörter und die Ludmilla hinter dem Tresen einige Englische. Kommunikation fängt an zu funktionieren – Dobryi den‘ und Spasibo 😉
Unseren ersten Morgen ließen wir gemütlich angehen. Ausschlafen, Kaffee trinken und realisieren, dass wir verdammt VIEL ZEIT haben. Es ist egal ob wir jetzt aufstehen und uns die Stadt anschauen oder einfach liegen bleiben! Wir werden die nächsten Monate noch so viel sehen und erleben, das dieser einzelne Tag überhaupt kein „Gewicht“ hat. Und DAS vollkommen zu verinnerlichen, ist ein wahnsinniges Gefühl und der Anfang unseres Abenteuers 🙂
Glücklich, zufrieden und mit diesem Gedanken im Kopf schlendern wir später doch über den Roten Platz, besuchen den Kreml, die Basilius-Kathedrale und das berühmte Warenhaus Gum.
Ab und an haben wir Glück… die Sonne kämpft sich durch die grauen Regenwolken und lässt die Stadt und ihre prunkvollen Bauten in den schönsten Farben erstrahlen. Wirklich tolle Eindrücke, durch welche einige der Vorurteile nach und nach verschwinden. Den Menschen Moskaus ein Lächeln abzugewinnen gelingt während unserer Zeit in der Stadt eher selten. Der ernsthafte, meist grimmig wirkende Gesichtsausdruck wird hier vermutlich angeboren. Schade eigentlich, denn einige der russischen Frauen wären „in freundlich“ noch viel schöner…
Nach einer Tour durch Moskaus schönste Metro – Stationen und dem wohl leckersten Snickers – Kuchen der ganzen Welt verlassen wir die Stadt am Abend und steigen in die Transsibirische Eisenbahn…