Unsere Nacht in der Wüste war wirklich toll !

Die große Felswand neben uns und der Wüstenboden strahlten so viel Wärme ab, dass uns überhaupt nicht kalt wurde. Trotz des kühlen Windes, welcher unsere Gesichter ab und an leicht streifte, schliefen wir in unseren Schlafsäcken um einiges besser als die Nacht zuvor. Es herrschte eine wahnsinnige Stille, keine Geräusche, keine Stimmen… außer das leichte Knistern der Folie im Erdofen, wenn der Wind sich darin verfing. Selbst der Fuchs ließ sich wahrscheinlich in dieser Nacht nicht blicken – hatten wir doch extra unsere alten, dreckigen, mittlerweile unbrauchbaren Turnschuhe für ihn zur Abholung bereit gestellt.

Mit Sonnenaufgang gegen 5:30 Uhr wurden wir langsam wach. Wir schauten uns an und grinsten über beide Ohren… was für eine wundervolle Erfahrung! Kein Luxus und absolut nichts von dem, was für uns zum Alltag gehört! … Und genau deswegen so BESONDERS.

Mittlerweile war auch Nawaf aufgestanden. Er ließ uns in Ruhe in den Tag starten und fing an, das Frühstück vorzubereiten. Noch immer eingepackt im Schlafsack beobachteten wir unsere kleine Fleißmeise und sahen zu, wie die Wüste langsam wieder erwacht.

Eine schnelle Katzenwäsche und schon stand das Frühstück bereit.

Wir genossen unsere letzte “Wüsten-Mahlzeit” bevor es zurück in die Zivilisation ging. Wir glauben, dass der Tag nicht nur für uns, sondern auch für unseren Guide etwas besonderes war ? Ein extrem schüchterner, zuvorkommender Beduine muslimischen Glaubens verbringt 24 Stunden mit zwei westlichen Mädels allein in der Wüste und unterhält sich mit ihnen am Lagerfeuer über das Leben, die Religion, Erfahrungen und Erlebnisse… Das MUSS besonders sein… zumindest vermittelte er uns den Eindruck. Er hat einen wirklich guten Job gemacht.

Vor uns lagen nun etwa 350km quer durch Israel bis Tel Aviv… ABER vorher mussten wir Jordanien wieder verlassen und in Israel erneut einreisen. Der Grenzübergang war nahezu leer, vielleicht 4 oder auch 6 andere Backpacker… Super, dachten wir… dann geht’s ja richtig schnell und wir sind nicht so spät in Tel Aviv… Nur leider hatten wir die Rechnung ohne die israelische Einreisekontrolle gemacht!!!

An einem Grenzübergang von Jordanien nach Israel ist es ja offensichtlich, wo man gerade herkommt. Durch den Ausreise-Stempel im Pass, sollte auch klar sein, wann man vorher das Land verlassen hatte (in unserem Falle vor 2 Tagen). Nicht so für die Israelis an der Einreisekontrolle!

Und diesmal gab es für eine von uns die “Rundum-Behandlung”. Mit einem unserer Pässe gaben sie sich zufrieden (das war der Ältere mit zahlreichen Stempeln anderer Länder) – keine weiteren Fragen, lediglich was in Jordanien gemacht wurde – danach “Gute Weiterreise!”

Dann war die, mit dem neu ausgestellten Pass an der Reihe, druckfrisch mit nur einem jordanischer Stempel… und jetzt drehten gefühlt alle durch und vermuteten dahinter wahrscheinlich eine extrem gefährliche Person, die etwas zu verbergen hat.

Die Fragerunde startete: “Warum waren Sie in Jordanien; Was haben Sie dort gemacht; Was haben Sie gesehen; Wie sah das genau aus; Kennen Sie dort jemanden; Wo haben Sie geschlafen; Warum haben Sie Israel verlassen; Wo waren Sie in Israel; Warum haben Sie einen Mietwagen; Warum wollen Sie nach Israel; Was interessiert Sie daran; Was wissen Sie über Israel; Welche Verbindung hat Israel für Sie zu Deutschland; Wo arbeiten Sie und wie lange schon; Was genau machen Sie da; Wie heißen ihre Eltern (schon mit Aussprechen des Namens meiner Mutter -Petra – merkten wir, dass es jetzt noch schlimmer wird ) und Großeltern; Sind die deutschen Ursprungs; Welche Religion haben Sie (“keine” war hier irgendwie eine schlechte Option), Welche Bedeutung hat ihr Vorname? Und, und, und… Sogar die Bilder auf der Kamera mussten gezeigt werden… Fehlte eigentlich nur noch die körperliche Durchsuchung, aber diese “Grenze” wurde zum Glück nicht überschritten. Der Pass war dann erstmal für eine Weile weg…

Nach etwa einer Stunde kam eine extrem unfreundliche Kollegin aus einem Büro, drückte uns den Pass inklusive der Einreisebestätigung in die Hand, und verschwand wortlos! Wir fragen uns noch immer, anhand welcher Anhaltspunkte hier eingestuft wird… Auf jeden Fall wurden die Antworten aufgeschrieben und im Rechner vermerkt… Die Vorfreude auf die Ausreise am Flughafen ist demzufolge richtig groß.

Wie auch immer… wir waren erstmal beide wieder im Land und erreichten Tel Aviv gegen 16 Uhr. Wir sehnten uns nach einer Dusche und schätzten die in dem Moment wahrscheinlich so sehr wie nie zuvor. Unsere Unterkunft ist die obere Etage einer typischen Großstadt-Wohnung mit wunderschöner Terrasse über den Dächern Tel Aviv’s.

Auf Empfehlung unseres Vermieters verbrachten wir den Abend in einem kleinen niedlichen Restaurant inmitten eines quirligen, jungen, lebendigen Stadtteils. Samstag Abend endet der Sabbat, die Stadt ist ruhig und viele Geschäfte haben geschlossen. Erst nach und nach füllen sich die Bars und Restaurants wieder und man kann erahnen, welcher Trubel wohl sonst in den Gassen herrscht.

Nach einem gemütlichen Weinchen auf unserer Dachterrasse fallen wir müde ins Bettchen…