Mongolei – Zurück zum Ursprung

Mongolei – Zurück zum Ursprung

Wir sagen uns immer… wenn wir spezielle Länder bereisen, möchten wir die Menschen und deren Kultur so gut es geht kennenlernen. Wir wollen keinen „5-Sterne-Bunker unter einer Luxus-Käseglocke“ (dazu benötigt es keine Reise, zumindest keine dieser Art), wir möchten alles so erleben wie es tatsächlich ist – zumindest wollen wir in der Mongolei einen „kleinen“ Einblick davon gewinnen. Das heißt aber auch, dass wir dazu unsere Komfortzone verlassen müssen (und glaubt uns, hier handelte es sich nicht nur um ein paar Schritte, sondern gefühlt um hunderte Kilometer!). Aber die mongolische Lebensweise ist es wert, diesen Weg in Kauf zu nehmen. 

Ein über 1,5 Millionen Quadratkilometer großes Land und eine einzige Großstadt (Ulan Bator, die Hauptstadt, erbaut für eine Kapazität von 300.000 Menschen), in welcher sich mittlerweile wohl inoffiziell sogar schon zwei Drittel der Einwohner sammeln! Dann kann man sich ungefähr vorstellen, wie die ländliche Region der Mongolei aussieht… Endlose, menschenleere Weiten! Auf den geringen Teil der Landbevölkerung kommen noch ungefähr 60 Millionen Nutztiere… ja, richtig… 60.000.000!!! Jede Nomadenfamilie besitzt zwischen 1000 und 10.000 Tiere. Das können Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde oder Kamele sein. Die Familien ziehen je nach Jahreszeit oder Bedürfnisse der Tiere durchs Land und bauen sich jedesmal eine Art kleines Grundstück mit mehreren Hütten, manchmal umzäunt, mit Gemeinschaftsplatz oder provisorischer Werkstatt für alle Wehwehchen. Die typischen mongolischen runden Hütten heißen hier „Ger“ – oder wie wir sie kennen, Jurten.

Was erwartet man eigentlich, wenn man eine sechstägige Tour durch die Mongolei bucht? Natürlich haben wir uns vorher so gut es ging informiert und haben auch schon etwas Erfahrung aus der jordanischen Wüste… Im Grunde ist es die Beschränkung auf das Wesentlichste. Wie genau das dann letztlich aussieht, erfahren wir immer erst vor Ort. Ihr wisst ja… „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel…“ 🙂 Einen kleinen Einblick von dem, was wir die letzten Tage erlebt haben, versuchen wir euch jetzt zu zeigen…

Es ist gar nicht so einfach, die Mongolei individuell zu bereisen. Die Infrastruktur in ländlichen Gegenden ist nicht gut ausgebaut beziehungsweise nicht vorhanden. Zudem gibt es keine Straßenschilder, eine große geteerte Straße in jede Himmelsrichtung durch das ganze Land und tausende Schotterpisten, die völlig verwirrend kreuz und quer überallhin führen. Orientierung für Ausländer schlichtweg nicht möglich! Da geführte Gruppenreisen nicht so unser Ding sind, fiel unsere Entscheidung auf einen privaten Fahrer – natürlich inklusive Auto 🙂 Ist ein Mongole sechs Tage lang mit zwei europäischen Mädels unterwegs und macht was sie wollen, kostet das zwar ein paar Taler mehr… aber so können wir tun und lassen, was wir wollen und sitzen auch nicht mit zehn Koreanern oder Chinesen zusammengepfercht in einem Kleinbus 🙂 Unsere Tour für die nächsten Tage hieß also: „The Loyal Of Mongolia – Best 5 Attractions of Gobi Desert Tour„! Na dann mal los…

Nach der Abholung im Hotel ging es durch den Stadtstau raus in die große weite mongolische Welt. Wir fuhren kilometerweit einfach nur geradeaus. Allein das ist ein echtes Erlebnis! Auch wenn unser kleiner, pummeliger Guide namens Dave durch die 80-km/h-Monotonie fast einschläft und wir ihm immer wieder neue dämliche Fragen stellen müssen, ist die gähnende Leere eine gute Einstimmung auf ein paar Tage Einsamkeit…

Da Dave ganz gut Englisch spricht, erzählte er uns (quasi als Gegenmaßnahme zum Tiefschlaf) viel über sein Land und die Leute. Er ist 31 Jahre, stammt aus einer Nomadenfamilie, ging zum Studieren in die Stadt und lebt mittlerweile mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Ulan Bator. Eigentlich mag er die Stadt nicht, aber der Job zieht ihn, wie den Großteil der Bevölkerung, notgedrungen in das Ballungszentrum. Er genießt mehrtägige Touren durch sein Land, denn das ist sein Leben. Allerdings ist die Hochsaison für dieses Jahr vorbei. Jetzt kommen nur noch vereinzelt Touristen, denn es wird kälter und die meisten touristischen „Ger – Camps“ (das sind schön angelegte kleine Dörfer mit mehreren Jurten, fließend Wasser, Toiletten, Duschen und Strom) haben bereits geschlossen. Aber es gibt eben immer wieder DUMME (oder auch mutige) DEUTSCHE WEIBER, die gern in der Nebensaison reisen!!! Vorteil: Es ist etwas günstiger und es ist kaum ein Mensch unterwegs / Nachteil: Man schläft tatsächlich überwiegend „like a local“ – wie die Einheimischen bei den Nomadenfamilien… was für die gemeine Europäerin ein richtig, richtig, richtig harter Brocken sein kann! Aber dazu später mehr.

Nach ungefähr fünf Stunden Fahrt erreichen wir das erste größere Dorf. Dave brachte uns zum Mittag in das wohl beste Restaurant der Provinz 🙂 

Vorsichtshalber haben wir ihm erzählt, dass wir Vegetarier sind – reine Prävention und Selbstschutzmaßnahme – wir wollen einfach vermeiden, dass wir Hammelfleisch essen und vergorene Ziegenmilch trinken müssen – das scheint nämlich der absolute Renner zu sein. Auf jeden Fall gibt es in diesen Gefilden ausschließlich Fleischfresser, hier kommen alle vorhandenen Tierarten auf den Tisch. Unsere Gerichte sind immer Extrawünsche… das sind dann so exklusive Sachen wie Reis mit Ei, Reis mit Kartoffeln, Reise mit Gemüse, Reis mit Maggi und Reis mit Reis. Die Portionen sind üppig und wer uns kennt, der weiß, dass wir auch einen Teller trockenen Reis aufessen, wenn er uns vorgesetzt wird 🙂 🙂 🙂 Schließlich wissen wir nicht, wann wir wieder was bekommen! Und wie lautet doch unser altbewährtes Motto: „Man muss auch essen, wenn man keinen Hunger hat, um seine Figur zu halten!“ 🙂 Zumindest ist auf eine von uns diesbezüglich immer Verlass 🙂

So… nun kommen wir aber auch einmal zu den unangenehmen Themen! Unsere Reisen sind nicht immer nur rosa gepudert und mit Glitzer bestreut! Wir haben auch durchaus ernste Themen! Jetzt folgen knallharte Fakten!

Kapitel 1 – Ernährung und Verdauung

Oft ist es bei uns so, dass eine ALLES essen kann, ohne nur ein winziges Zwicken in der Magengegend zu verspüren. Die Andere jedoch… wie sollen wir es „am weiblichsten“ ausdrücken… ist in dieser Hinsicht etwas empfindlicher. Wir sind also kaum eine halbe Stunde nach dem besagten Mittag unterwegs (wie bereits beschrieben, weit und breit kein Haus, kein Mensch, nix… in dem Fall nur Kamele), da macht sich das Essen, aus welchem Grund auch immer, auf eine echt üble Art und Weise bemerkbar. Jetzt ist übrigens der Zeitpunkt, wo blumiges Umschreiben wirklich nicht mehr möglich ist… alles hat schließlich seine Grenzen 🙂 Logisch, es ist ein absolutes Tabu-Thema, aber wisst ihr wie schlimm das ist, wenn sich der ganze Körper auf links windet und einem die Schweißperlen auf der Stirn stehen??!! …und das auch noch in dieser Umgebung??!! NICHT WITZIG!!! Bei der verzweifelten Frage nach einer Toilette, musste sich unser Fahrer so richtig das Lachen verkneifen. Wir mussten auf jeden Fall innerhalb der nächsten 30 Minuten mehrmals anhalten… und die Suche nach einem Busch, einem kleinen Hügel oder Graben ist hier draußen wahrlich nicht einfach. Und dann erzählt Dave uns auch noch, dass es Schlangen, Skorpione und große Spinnen gibt! Wirklich KEINE gute Stunde für 50% von uns! Und DAS SCHLIMMSTE ist… die andere Hälfte hatte nichts besseres zu tun, als sich köstlich zu amüsieren und Fotos zu machen – das ist eine bodenlose Frechheit!!! 🙂 

– DIESES BILD IST LEIDER NICHT VERFÜGBAR – …auch wenn eine Hälfte von uns das gern heimlich einstellen würde 🙂

Kapitel 2 – Toiletten

Uns wurde irgendwann vor unserer Reise durch ganz liebe, nur an unser Wohl denkende, Freunde erzählt: „Die moderne Frau von heute pinkelt im Stehen“ – VERGESST ES! Hier spult man alles auf Anfang und versetzt sich einfach ins Kindesalter zurück. Die Vorstellung ist grausam für den zivilisierten Menschen, das wissen wir selbst… Aber was will man machen hier draußen??? Es gibt KEINE andere Option! Und wir hocken uns bestimmt NICHT über einen Bretterverschlag in einer kleinen Blechbude (da bekommen wir beim Schreiben schon wieder Ekel) …wo es zudem die Vorgänger mit der Treffsicherheit nicht so genau nahmen! Allein der Geruch im Umkreis von 15 Metern ist nicht zu ertragen!

 

Die Details und den Blick hinter die Tür ersparen wir euch hier lieber!

Kapitel 3 – Körperhygiene 

Zwei Frauen mit langen Haaren, die es gewohnt sind, jeden Tag zu duschen, befinden sich in Regionen OHNE fließend Wasser… das ist schon echt hart! Somit sieht „Waschen“ hier so aus: 

Kapitel 4 – Schlafen im Ger 

Sobald die Sonne untergeht, sinkt die Temperatur relativ schnell von 15 auf 5 Grad, über Nacht sogar auf bis zu -8 Grad (im Winter in Teilen auch bis auf -60!!!). Dann wird es Zeit, den kleinen Ofen im Ger anzuwerfen. Das Anfeuern übernahmen die Einheimischen für uns. Im Brennstoff ist man hier sehr variabel. Wenn wir Glück hatten, bekamen wir noch extra Holz, Kohle oder getrocknete Ziegen- oder Schaf – Poohpooh 🙂 zum Nachlegen, so brannte das Feuer vielleicht bis Mitternacht und es war schön kuschelig warm. 

Wachten wir dann gegen vier Uhr morgens auf, war die Nasenspitze richtig kalt und der komplette Rückzug in den Schlafsack wurde angetreten. So hielten wir es bis ungefähr 7:30 Uhr aus. Jetzt folgte allerdings der schrecklichste Moment des Tages! Daran können wir uns niemals gewöhnen… keiner kann das! Das ist die reinste Folter! …Nämlich bei dieser bitteren Kälte aus dem Schlafsack rausklettern und in die noch kälteren Sachen schlüpfen… das ist ungefähr wie Sonntags im Winter verschlafen im Schlafanzug barfuß vor die Haustür gehen und in den Schnee springen… wirklich grausam, diese zehn Minuten. Sobald wir dann aber vor die Tür unseres kleinen Gers treten, die ersten Sonnenstrahlen einfangen und den ersten Kaffee genießen, ist das alles schnell vergessen 🙂

Kommt zudem dieses kleine Wesen noch um die Ecke, kann der Morgen nicht besser starten!

Dann wäre da noch die Sache mit dem Strom… In einem Land mit über 260 Sonnen-Tagen, könnte man denken, dass das auch entsprechend genutzt wird! …aber Solarstrom ist eher die Ausnahme. Hierzulande funktioniert das mitunter so:

Aber Hauptsache in der hinterletzten Wüstenecke mit LTE – Empfang glänzen! Keine Ahnung wie sie das hinbekommen… scheint auf jeden Fall wichtiger zu sein als fließend Wasser…

Super, jetzt hätten wir ja die wichtigsten Fakten zumindest schon geklärt und ihr wollt sicher alle bald in die Mongolei reisen 😉 Es freut uns wirklich sehr, dass ihr unsere Geschichten sooo gern lest 🙂

Das waren sie… all‘ unsere Extremsituationen und persönlichen (ohne zu übertreiben) Grenzerfahrungen… ABER wir hatten natürlich auch tolle Unterkünfte und noch tollere Erlebnisse. Und wie sagen wir uns dann immer: „Ohne schlechte Zeiten würden wir die Guten schließlich nicht schätzen!“

Eine Tour durch die Wüste Gobi bedeutet in erster Linie sehr, sehr viel Auto fahren. Das hatten wir wahrscheinlich auch etwas unterschätzt. 200 mongolische Kilometer sind eben nicht mit deutscher Raum-Zeit-Berechnung zu vergleichen. Wir verbringen ungefähr 80% des Tages in unserem extrem geländetauglichem Wüstenmobil und werden ordentlich durchgerüttelt.

Die Entfernungen hier sind Tagestouren. Dafür durften wir jedoch auch einzigartige Dinge sehen und erleben! Die Landschaft hier ist einmalig und archäologisch betrachtet das Nonplusultra. All diese Berge, Hügel und Steine schreiben Geschichte der Urzeit. Hier wurden die ersten Dinosaurier – Eier und zahlreiche Fossilien sowie Knochen der Wesen „aus dem Land vor unserer Zeit“ entdeckt.

 

Man sollte sich im Übrigen von dem Begriff „Wüste Gobi“ nicht verwirren lassen. Wir wurden auch eines besseren belehrt. Gobi ist zwar eine Trockenlandschaft aber eben nicht einfach nur Sand, wie man sich das vielleicht vorstellt, eher im Gegenteil… im Sommer ist hier alles üppig grün, es regnet und es gibt Flüsse, Seen, Berge, Täler, Sanddünen und Steppen… an Vielfältigkeit kaum zu übertreffen. Wir sind also keine sechs Tage lang Kreise in einem großen Sandkasten gefahren! 🙂

Ebenso einzigartig sind die Menschen hier. Keine Ahnung warum, aber deren Äußeres ist auf eine ganz spezielle Art und Weise faszinierenden. Die einen sind mehr, die anderen weniger zugänglich. Doch ihr Lächeln verzaubert und die Gesichter sprechen ihre eigene Sprache.

Wie wirkliche, echte Mongolen leben, haben wir während unserer Zeit hier am eigenen Leib gespürt. Da auch wir hier an unsere Grenzen gekommen sind, baten wir Dave (nein, eigentlich bettelten und flehten wir ihn an) uns für einen Tag in ein richtig touristisches Ger-Camp zu bringen. Wir hätten bereits nach den ersten zwei Tagen wahrscheinlich ALLES dafür getan 🙂 ES WAR DAS PARADIES AUF ERDEN!!! Wir konnten duschen, bekamen mega leckere Mahlzeiten und hatten eine total gemütliche Jurte mit Strom und Steckdose! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie man sich darüber freuen kann! Diese Dusche!!! …wie glücklich uns eine simple Dusche (warmes Wasser aus einem Hahn!!!) in dem Moment gemacht hat! Wir fühlten uns wie kleine Kinder vor einem riesigem Geschenkeberg. Mongolei geht eben auch anders… und wir geben zu… WIR LIEBEN DIE VORZÜGE DER WESTLICHEN WELT… NORMALER TOURIST SEIN FETZT AUCH 🙂

Auch so können Toiletten und Duschen aussehen – drinnen hat „Frau“ alles was sie braucht!

 

Mongolische Gastfreundschaft 🙂

Wir glauben, es ist einfach der Mix aus Allem, was die Mongolei für uns so speziell macht. Wir sind keine Mega-Survival-ich-brauche-nix-außer-die-Natur-Typen! Klar machen wir das zwei bis drei Tage mit, aber dann wird es auch für uns zäh. In solchen Situationen rücken wir (nach kurzer Trotzphase) näher zusammen und ziehen das Abenteuer gemeinsam durch! Das kann uns keiner mehr nehmen! Auch wenn in dem Moment, wenn du an deinem Nachtlager ankommst, nichts von alledem, was du dir erhofft hast (wir reden hier zum Beispiel von dem Luxusgut Wasser!), vorhanden ist, schafft es eine von uns irgendwie zu motivieren. Und genau deswegen werden wir unsere Zeit in dem Land Dschingis Khans in ganz spezieller und einzigartiger Erinnerung behalten.

„Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.“ (Henry Miller) 

Morgen werden wir unsere Tour mit der Transmongolischen Eisenbahn fortsetzen, uns von der Mongolei verabschieden und in China/ Peking wieder aussteigen. Ihr werdet von uns hören…

Die Transmongolische Bahn nach Ulan Bator

Die Transmongolische Bahn nach Ulan Bator

Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie wunderschön ein einziges, winzig kleines Lächeln sein kann…? 

Es ist halb acht Uhr morgens. Am Bahnhof von Irkutsk herrscht reger Verkehr. Wir suchen unseren Zug nach Ulan Bator, drängeln uns durch griesgrämige Russen und entnervte, weit gereiste Neuankömmlinge. Endlich am richtigen Bahnsteig angekommen, merken wir so langsam die 0 Grad in unseren müden Gesichtern. Die Haut spannt und jeder Atemzug ist deutlich sichtbar. Die Bahn steht schon bereit. Nur noch ein paar Schritte bis Waggon Nummer fünf…die ersten Eisblumen sammeln sich an den Bahnsteigschildern. UND DANN… vor uns… zwei in freundlichem blau gekleidete mongolische Zugbegleiterinnen, welche die Tickets sehen möchten. Für einen kurzen Augenblick ließen sie uns noch draußen im kühlen Irkutsk stehen, aber das war überhaupt nicht mehr schlimm… DENN SIE LÄCHELTEN!!! Eine simple Mimik, die direkt verbindet! Es gibt kaum etwas ansteckenderes auf dieser Welt! Wir fühlen uns sofort willkommen, herzlich empfangen und betreten mit Einstieg in den Zug schon ein kleines Stück Mongolei. Es ist uns nahezu egal, dass unser Abteil wahrscheinlich vor dem Krieg erbaut wurde… also vor dem 30-Jährigem 🙂 Es ist alt, es ist abgewohnt, es sind irgendwann gefühlte 50 Grad in dieser Bude, die Fenster gehen nicht zu öffnen und die Kissen! …die Kissen sind der Hammer 🙂

Wie man sieht, ist schon Farbe und Stoffauswahl grandios. Wir haben mittels mehrminütiger Tast-Versuche probiert, die Füllung zu „identifizieren“. Unser Ergebnis: Es muss eine Mischung aus Kirschkernen und Krepppapier sein… vielleicht noch ein bisschen Backpapier und fürs Gewicht ein paar kleine Kieselsteine – also nach einer Kissenschlacht würden wir auf jeden Fall beide ohnmächtig im Abteil liegen 🙂 🙂 ABER… hier wird gelächelt und es wird versucht zu kommunizieren! Das ist in diesem Moment so viel mehr wert als irgendwelche materialistischen Gegenstände! 

„Lachen ist Leben… und umgekehrt“ (Oscar Wilde)

Die Ladies bringen uns frische Bettwäsche und Handtücher. Sie versuchen uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu erklären, dass dieser Zug ein Mongolischer und kein Chinesischer ist (darauf legten sie, warum auch immer, besonderen Wert… scheinen beliebt zu sein, diese Chinesen). Sie erzählten uns in mehr oder weniger guten englischen Brocken, dass der Waggon in Deutschland gebaut wurde – wie wir ja schon erwähnten… wahrscheinlich vor 1618 🙂 Und die beiden Mädels feixten und freuten sich den ganzen Tag.

So hatten wir unser fahrendes Heim für die nächsten Stunden bezogen. 

Am letzten großen Halt in Russland, der Stadt Ulan Ude, trennt sich die Transsibirische von der Transmongolischen Route. Während die eine weiter nach Wladivostok fährt, biegt zweitere Richtung mongolischer Hauptstadt Ulan Bator ab. Die Landschaft verändert sich mit jedem Kilometer und wird zusehends karger… so friedlich und wunderschön.

Irgendwann gegen Abend kommen wir Richtung Grenze und unsere Fahrt wurde zäher, bis wir schließlich stundenlang einfach nur noch standen. 

Ankunft russische Grenzkontrollstation: 19:50 Uhr, Dauer der Kontrollen: Zwei Stunden!!! Die Polizisten – vorwiegend Frauen, aber durchaus freundlich und schön anzusehen 🙂 sehen sich Pässe, mögliche Schmuggler-Verstecke in unserem Abteil und einen der Rucksäcke genauer an. Aber gut… wir sehen es entspannt und können sowieso nichts an der Situation ändern.. lieber einmal zuviel als zuwenig kontrolliert!

Dann folgt die Weiterfahrt zur mongolische Grenzkontrolle, Ankunft: 22:20 Uhr, Dauer der Kontrollen: Noch einmal zwei Stunden!!! Hier kommt allerdings noch hinzu, dass unsere Pässe für eine gute Stunde mitgenommen wurden und einfach weg waren! Ihr wisst, wer von uns hier wieder Puls von 300 hatte 🙂 Und was ist schon ein Reisender ohne Pass…? NICHTS wert… NULL… staatenlos… entmündigt… nicht existent! 

„Von allen Büchern auf der Welt, findet man die besten Geschichten im Reisepass!“

Die können ja alle ihre Kontrollen machen, ist ja auch richtig so… aber müssen die uns so einen Schrecken einjagen? Und schlimmer noch… das alles OHNE Toiletten!!! …über vier Stunden lang!!! …weil die beim Halt nicht benutzt werden dürfen! Und wisst ihr auch warum? 🙂 Der „Mist“ läuft nämlich einfach ungefiltert unten raus 🙂 🙂 🙂 Und so viel Respekt vor der Menschheit an den Bahnhöfen hat man dann doch noch… Leider Pech für uns.

Nach diesem Prozedere versuchten wir für ein paar Stündchen zu schlafen. Pünktlich um 6:50 Uhr standen wir dann am Hauptbahnhof der mongolischen Hauptstadt. Die Tage beginnen hier etwas später und die Straßen sind noch relativ leer. Den knappen Kilometer bis zum Hotel sahen wir als Morgensport – die Rucksäcke mit Beinen waren wieder unterwegs 🙂 …diesmal in der kältesten und wohl schmutzigsten Hauptstadt der Welt!

In Ulan Bator oder auch Ulaanbaatar, übersetzt als „roter Held“ leben rund 1,5 Millionen Menschen. Das ist die Hälfte der Einwohner der gesamten Mongolei! Die Stadt liegt in 1350 Meter Höhe, ist von einer täglichen Smogglocke bedeckt und überwiegend buddhistisch geprägt. Beim Lesen von Reisehinweisen über die Mongolei stießen wir des Öfteren auf Aussagen wie: „Die schwierigen klimatischen und topographischen Bedingungen sowie die beschränkten Kommunikationsmöglichkeiten stellen hohe Anforderungen an die Reisenden. Die Kriminalitätsrate ist vor allem in Ulaanbaatar hoch. Vermehrt wird dabei auch Gewalt angewendet, vor allem wenn die Angreifer betrunken sind.“ …na das sind ja super Aussichten! Hier gelten bei uns ganz klare Regeln! Und zwar die der Realistin!!! Hier gibt es kein „wird schon alles gut werden…“ Außergewöhnliche Städte erfordern außergewöhnliche Maßnahmen 🙂 🙂 🙂 UND ES FUNKTIONIERT 🙂

Unsere ersten Eindrücke der Stadt…

Sehr viel haben wir heute nicht gesehen, aber das wollten wir auch nicht. Ulan Bator ist keine Stadt für große Sightseeingtouren. Auf den Straßen herrscht ein einziger großer Megastau und die Luft ist furchtbar. So haben wir nur das Nötigste erledigt. Wir mussten zum Beispiel unsere neuen Zugtickets (Ulan Bator – Peking) in einer Reiseagentur abholen… was schon wieder ein Erlebnis war – also den Vorsatz, nicht in Hinterhöfe und Seitengassen zu gehen, mussten wir hier wohl oder übel ganz kurz missachten – aber das soll eine Ausnahme bleiben – und in dieser Gasse atmete tatsächlich auch die Träumerin etwas schneller als sonst! …nix für schwache Nerven in einer der gefährlichsten Städte!

Ab morgen sind wir für 5 Nächte irgendwo im Nirgendwo der mongolischen Wüste Gobi mit einem Guide unterwegs… Wir werden uns melden, wenn wir wieder in der Zivilisation angekommen sind 🙂