„Urlaub vom Urlaub“ nennt man das wohl, wenn man sich ein paar Tage Ruhe vom REISEN gönnt, nicht wirklich viel unterwegs ist und einfach mehr Zeit mit Nichtstun, in Joggern rumlümmeln und der weiteren Reiseplanung verbringt. Habt ihr eigentlich schon einmal von der Diagnose Reise-Burnout gehört…? Ja, ihr lacht jetzt… aber das soll es tatsächlich geben! Zu viel unterwegs, zu viel Stress, zu viele Eindrücke, zu viele Erlebnisse… irgendwann kann man das alles einfach nicht mehr sehen, nicht mehr verarbeiten und hat, ganz simpel gesagt, keinen Bock mehr! Das wollen wir natürlich auf keinen Fall riskieren! 

Weitere Reiseplanung im mobilen Außenbüro 🙂

Unser kleines Gästehaus in Shilin war die perfekte Entscheidung und wie gemacht zum Ausruhen. Weit weg vom Trubel… nur Wir2 und unsere „Ersatzmutti“ 🙂 Jeden Morgen… irgendwann nach dem Ausschlafen und dem zweiten Kaffee klopfte die kleine chinesische Dame behutsam an unsere Zimmertür… der Frühstückstisch war nahezu perfekt gedeckt und unser Tag hätte nicht besser beginnen können. Sie überschüttete uns mit Gastfreundschaft, wollte uns am liebsten jede Ecke ihrer Gegend zeigen und alles dazu erzählen. Zugegeben, es wurde das ein oder andere Mal etwas anstrengend, aber sie machte das auf so eine herzliche Art und Weise, dass selbst wir, als echte Gesprächsmuffel (mit der Einstellung wir können Menschen nicht leiden, Steine sind aber ganz ok) nichts dagegen tun konnten und vor allem nicht wollten.

Das ist Sie, unsere kleine Mingh 🙂

Ihr könnt euch vielleicht ansatzweise vorstellen wie unsere Gespräche mit dem Google-Übersetzer verliefen! Bis der wirkliche Sinn eines Satzes mühevoll und mit viel Phantasie zusammen gepuzzelt war, vergingen oft Minuten. Und dabei klärten wir banale Dinge wie Frühstückszeiten und Busverbindungen! …wir sind heute noch dankbar, dass sie nicht politisch interessiert war 🙂 Sie sprach Wort für Wort mit Millimeterabstand zum Mikrofon in ihr Telefon… und genau das verlangte sie im Anschluss auch von uns!…also hatten wir ihr Handy zum antworten fast zwischen den Zähnen klemmen! Scheinbar war sie der Annahme, dass die Spracherkennung so besser funktioniert 🙂 Ihre Lieblingsantwort, nachdem alle Themen besprochen waren, wir freundlich lächelten, „Daumen hoch“ zeigten und sie all‘ das mitgeteilt hatte, was ihr auf dem Herzen lag, war: „aaahh ok ok ok ok ok ok ok ok ok ok ok“ …und sie grinste über beide Ohren 🙂

Vielleicht dachte sie auch jedes Mal… „ Ohje, sind die Deutschen dämlich… und so zahm! Die machen alles was ich will! Ich sage ihnen „fahrt da hin“ – die fahren dahin, ich sage ihnen „nehmt den Bus“ – die nehmen den Bus, ich sage ihnen „geht dort essen“ – die trotten treudoof hin und gehen dort essen!“ JA! …aber in einem Land, in welchem man kein einziges Wort lesen sowie verstehen kann, verlässt man sich einfach darauf und ist total dankbar dafür! Wir können den Menschen leider nicht in ihrer Sprache entgegenkommen, aber sie tun alles dafür, auf andere Art und Weise mit uns zu kommunizieren. Genau diese Situationen machen das reisen besonders. Man ist schlichtweg auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen. Und sie wollen definitiv helfen! (also wir wüßten nicht, ob ein Chinese in Deutschland eine ähnliche Gastfreundschaft erfahren würde… wohl eher nicht!) Und selbst wenn wir an irgendeiner verlassenen Haltestelle stehen… irgendjemand erkennt unsere Situation und setzt uns in den richtigen Bus! Es hat bisher alles super funktioniert und das empfohlene Essen war übrigens großartig!

„Entspannung bedeutet, sich auf etwas anderes einlassen zu können.“ (F. Berzbach)

So vergingen weitere vier Tage unserer Reise. Wir besuchten den nahegelegenen Steinwald während eines gemütlichen Spazierganges – unsere Gastmutti dazu in ihrer herrlichen Art: „aaah ok ok ok ok ok… yu go to sto fores 🙂 Der „Stone-Forest“ ist hier die Attraktion! Ein wirklich wunderschön angelegter Park rund um die vor Millionen von Jahren, im Ozean entstanden Karstfelsen. 

Einen der Vormittage verbrachten wir in einer der größten Höhle der Region, welche ebenfalls Anziehungspunkt für viele chinesische Touristen ist. Da wir hier einen eher ungünstigen Zeitpunkt erwischten, hatten wir das Vergnügen, durch „in Mikrofone schreiende Chans“ (vielleicht könnt ihr euch an den Namen erinnern) wieder einmal wie Tiere getrieben zu werden. Man muss dazu gar keine Tour buchen! Die chinesische Reisegruppe kesselt dich einfach ein und reißt dich mit! Du verstehst dann auch dein eigenes Wort nicht mehr! Das ist unglaublich, die schreien so wild durcheinander und steuern filmend mit dem Handy in der Hand durch die Gegend, dass die dich überhaupt nicht wahrnehmen! Einziges Rezept: Hände ganz fest zusammen halten und dem Strudel irgendwie entfliehen… aber sie sind wie Magneten und heften sich immer wieder an dich ran 🙂 Wahrscheinlich sind wir jetzt auf ungefähr 500 chinesischen Selfies – also zumindest bis zum Hals, denn bei der durchschnittlichen Körpergröße von 1,40 Meter (jetzt soll nochmal einer sagen, dass eine von uns klein ist!) könnte es sein, dass der Arm nicht höher reichte 🙂

Nach vier Tagen ging unsere Tour weiter Richtung Süden. Es soll noch ländlicher und noch ursprünglicher werden… Wir möchten zu den, als Weltkulturerbe gekrönten, Reisterrassen von Yuanyang, 300 weitere Kilometer landeinwärts. Gastmutti sagte: „nehmt erst meinen privaten Fahrer, dann den Bus, steigt dann um in einen anderen Bus und dann wieder in das Taxi“ …Na klar machen wir das genauso so wie sie es sagt! Und das ist auch gut so! Es gibt sowieso keine andere Option! Also ziehen wir los… mit ihrer Erklärung, einer groben Reiseroute im Kopf und einem kleinen handschriftlichen Zettel voller chinesischer Zeichen, welchen wir den Bus- und Taxifahrern zeigen sollen, wenn wir nicht weiterkommen.

Ist doch logisch oder?!

Ihr glaubt nicht, was das für ein Erlebnis war und wie viele Menschen uns unterstützt haben! Und von all’ diesen Personen hat nicht eine ein Wort Englisch oder gar Deutsch gesprochen! GOTT SEGNE DAS SMARTPHONE! Wir sind sowas von überrascht von diesem Land… und wie man uns hier begegnet! Damit hätten wir niemals gerechnet! Die Taxifahrer halfen uns beim Ticketkauf für den Bus, die Busfahrer zeigten uns wo wir aussteigen müssen, brachten uns zum nächsten Ort, engagierten dort weitere Leute, welche uns die nächste Fahrkarte in die Hand drückten und uns wieder in den Bus setzten… bis wir auf den letzten zehn Kilometern kurzerhand zu einer Familie in ein Privatauto gesteckt wurden, weil die zufällig in unsere Richtung mussten! Natürlich quetschten wir uns auch hier hinten rein (wir machen schließlich, was man uns sagt!), obwohl nicht wirklich Platz war…

Aber das ist sowas von egal, denn das ist völlig normal hier und die Menschen kümmern sich um uns! …bis wir nach ACHT Stunden tatsächlich vor unserem Hotel standen! Richtig gelesen… ACHT volle Stunden für 300 Kilometer – aber damit muss man hierzulande rechnen, die Straßen sind marode, die Busfahrer halten wie sie lustig sind und wenn noch zehn Leute irgendwo im Nirgendwo stehen, werden die auch noch eingeladen. Aber man kommt IMMER irgendwann an! Und das diesmal inmitten einer der schönsten Reisterrassen – Landschaften Chinas, irgendwo im südchinesischen Bergland… EINFACH TRAUMHAFT

Unser Motto übrigens… einmal im Monat gönnen wir uns etwas richtig tolles! Diesen „Gutschein“ lösen wir hier und jetzt ein! Das Hotel ist der Hammer! Wir fallen sozusagen schon beim Aufwachen in die Reisterrassen… einfach unbeschreiblich schön!

SO KÖSTLICH KANN DEKADENZ SEIN…